"Persönlichkeit, die Allgemeinwohl in den Vordergrund gestellt hat"
St. Pölten (nlk) - Unter dem Titel "Figl von Österreich" eröffnete Landeshauptmann
Dr. Erwin Pröll am 18.04. im Landesmuseum Niederösterreich eine Ausstellung, die sich mit dem Wirken
des Staatsmannes Leopold Figl auseinandersetzt. Mit dabei waren zahlreiche Ehrengäste, unter ihnen die Familie
Leopold Figls mit Tochter Dkfm. Anneliese Figl und Urenkel Lukas Henninger. Musikalisch umrahmt wurde die Eröffnung
von der Bläsergruppe Matrei aus Osttirol, als Erinnerung an Matrei, wo Figl jeden Sommer mit seiner Familie
Urlaub gemacht hat.
Es seien Leopold Figls Werdegang und sein Schicksal, die ihn zu einer Symbolfigur machen, auf die die Österreicher
stolz seien, so Landeshauptmann Pröll im Gespräch mit der Wissenschaftlichen Leiterin Prof. Dr. Elisabeth
Vavra. Aus einem einfachen Bauernhaus stammend habe Figl einen fulminanten Aufstieg erlebt. Sein Schicksal habe
ihn an den Rand des Todes gebracht und sei davon geprägt, seiner Heimat wieder Freiheit zu geben, so Pröll.
Das Bild Figls am Balkon des Belvedere nach der Staatsvertragsunterzeichnung mit den Worten "Österreich
ist frei" sei besonders. "Es ist ein symbolträchtiger Akt, der in der österreichischen Geschichte
unauslöschlich ist", so der Landeshauptmann, der den 15. Mai 1955 als "einschneidendes Datum, das
bis in die nächsten Generationen nachwirken wird" bezeichnete.
Figl habe "die Grundlage für die Zweite Republik mit allen Herausforderungen und Facetten" gelegt,
dafür sollten wir dankbar sein, so der Landeshauptmann. "Mit Leopold Figl war eine Persönlichkeit
am Werk, die den Egoismus verdrängt und das Allgemeinwohl in den Vordergrund gestellt hat", so Pröll.
Er betonte: "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir es dem Verhandlungsgeschick und der Kommunikation Leopold
Figls zu verdanken haben, dass uns das deutsche Schicksal, nämlich die Trennung der Republik, erspart geblieben
ist."
Die Tugenden eines Politikers wie zum Beispiel Bürgernähe und Konsequenz habe Figl "in exzellenter
Art und Weise vorgelebt", so Pröll. Er sei ein Vorbild, gerade "in der heutigen Zeit, in der alles
selbstverständlich geworden ist, selbst Friede und Freiheit", so der Landeshauptmann, der damit auf die
Lage in der Ukraine verwies. "Wir müssen uns mit der Geschichte konfrontieren und uns vor Augen halten,
dass die Geschichte von Menschen geschrieben wird", so Pröll. Das bedeute, dass Entscheidungen so getroffen
werden müssten, dass auch die nachfolgenden Generationen darauf aufbauen könnten. "Was Niederösterreich
anlangt, hat Leopold Figl für dieses unser Land unglaublich viel grundgelegt", so Pröll.
Anneliese Figl erzählte im Gespräch mit Prof. Dr. Vavra über die Zeit ihrer Kindheit und wie sie
Leopold Figl als Vater erlebt hatte. Er sei aufgrund seiner politischen Aufgabe nicht viel da gewesen, aber: "Wenn
er da war, war er ein liebevoller und fürsorglicher Vater und hat die Zeit mit seinen Kindern sehr genossen",
so Figl.
"Die ‚Jagerei‘ war sein Leben außerhalb der Politik und der Familie", so die einleitenden Worte
des Kurators Univ. Prof. Dr. Ernst Bruckmüller, der einen Überblick über das Leben und Wirken Leopold
Figls gab. "Er ist eine Symbolfigur für das neue Österreich nach 1945 bzw. nach 1955", so Bruckmüller,
der betonte "Figl war ein Netzwerker, er hat sich mit zahlreichen Personen gut verstanden. Er hatte eine phantastische
Art mit Menschen zu kommunizieren." Mit den Worten "Österreich ist frei" am Balkon des Belvedere
sei Figl zu einer "Ikone der österreichischen Zeitgeschichte" geworden. "Leopold Figl steht
für ein neues österreichisches Selbstbewusstsein", so Bruckmüller.
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