Alle 18 Euro-Länder mit Aufwärtstrend gegenüber dem Vorjahr Österreich
mit geringster Verbesserung in Gesamtwertung Europa: Hohe Arbeitslosigkeit geht allmählich zurück
Wien (allianz) - 2014 haben sich alle 18 Mitgliedstaaten der Eurozone gegenüber dem Vorjahr in ihrer
wirtschaftlichen Gesamtbewertung gesteigert, wie die Ergebnisse des aktuellen "Allianz Euro Monitor"
zeigen. Der Report zielt darauf ab, bestehende und neu aufkommende Ungleichgewichte aufzudecken, um wirtschaftspolitische
Fehlentwicklungen, die zur Schuldenkrise im Euroraum geführt haben, zukünftig rechtzeitig anzuzeigen.
Die Ergebnisse für 2014 zeigen insgesamt weitere Fortschritte in Richtung eines ausgewogenen Wachstums. "Österreich
verliert zwar zwei Plätze gegenüber dem Vorjahr, kann sich im Vergleich zu den anderen Euroländern
aber immer noch gut behaupten", kommentiert Dr. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe
in Österreich, die Ergebnisse der aktuellen Allianz Studie.
Gesamtwertung: Deutschland vor Estland und Lettland
Der Report misst die makroökonomischen Ungleichgewichte in der Eurozone. Dabei bekommen Staaten in jedem
der 15 Indikatoren einen Wert zwischen 1 und 10 zugewiesen - je höher der Wert, desto besser die Performance.
Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE, erklärt: "Die Indikatoren des Euromonitors zeigen, dass
die Mitgliedsländer wieder wirtschaftliche Stabilität gewonnen haben, dass Ungleichgewichte abgebaut
wurden und damit Ansteckungsgefahren gemindert wurden. Es gibt wichtige strukturelle Verbesserungen, die den Euroraum
längerfristig wieder auf einen höheren Wachstumspfad bringen könnten. Der positive Trend wird allerdings
nur anhalten, wenn die Reformen in den Mitgliedsländern fortgesetzt werden." Deutschland erzielt als
einziges Land seit 2011 eine Bewertung von über 8, was als ausgewogene Entwicklung in der Breite anzusehen
ist. Allen 18 Euroraum-Ländern ist es gelungen, 2014 ihre Bewertung im Vergleich zu 2013 zu verbessern. Dies
zeigt, dass der Währungsraum ökonomisch stabiler geworden ist. An der Spitze liegt nach wie vor Deutschland
(8,4) vor Estland (7,7) und Lettland (7,5). Schlusslicht ist Zypern, das einen Indikatorwert von 4,5 aufweist.
Österreich: Niedrigste Arbeitslosenquote in der Euro-Zone
Österreich rutschte 2014 vom vorjährigen zweiten auf den vierten Platz ab und muss mit einem Gesamtrating
von 7,4 Punkten die beiden Länder des Baltikums Estland und Lettland passieren lassen. Während Staaten
wie Lettland (+1,2 Punkte) und Finnland (+1,1 Punkte) ihr Gesamtrating deutlich steigerten, konnte Österreich
sein Rating nur um 0,2 Punkte erhöhen und weist damit, ex aequo mit Portugal, den geringsten Punktezuwachs
im Vergleich zum Vorjahr auf. Vergleichsweise schwach schneidet die Alpenrepublik in der Kategorie "Solidität
der Staatsfinanzen" ab (neunter Platz in der Währungsunion), wobei sich das Rating gegenüber dem
Vorjahr von 6,7 auf 6,3 Punkte verschlechtert hat. Der starke Anstieg des Budgetdefizits von 1,5 Prozent im Jahr
2013 auf schätzungsweise 2,9 Prozent in 2014 lässt sich jedoch größtenteils auf Restrukturierungsmaßnahmen
im Zuge der Zerschlagung der Hypo Alpe Adria zurückführen. Bei der Arbeitsproduktivität kann Österreich
der schon länger anhaltenden ungünstigen Entwicklung zwar etwas entgegenwirken, befindet sich diesbezüglich
aber immer noch unter dem EWU-Durchschnitt (Platz 14). Dagegen punktet Österreich (zusammen mit Deutschland)
mit der niedrigsten Arbeitslosenquote des gesamten Währungsraumes, weswegen das Land in der Kategorie "Beschäftigung,
Produktion und Ressourceneffizienz" alles in allem den dritten Platz innehat (7,0 Punkte). Besonders positiv
präsentiert sich Österreich im Bereich "Private Verschuldung und Auslandsvermögensposition",
wo es eine Bewertung von 8,8 Punkten erhält: die Verschuldung des Privat- sowie des Finanzsektors nimmt ab,
zugleich ist das Land in puncto Auslandsverschuldung im Jahr 2014 erstmals Nettogläubiger.
Ausblick: Weitere Reformanstrengungen notwendig
Für das EWU-Aggregat ist der Gesamtindikatorwert 2014 mit 6,4 Punkten in etwa wieder auf das Niveau von
2008 geklettert. Trotz dieser klaren Besserung wurden noch keine zufriedenstellenden Stabilitätswerte erreicht.
Auch beim erstmals einbezogenen Vergleich mit den USA ist das Ergebnis erfreulich, denn der Euroraum schneidet
mit 6,4 Punkten leicht besser ab als die USA (6,2 Punkte). Gemessen an den zentralen Einzelindikatoren ist die
Widerstandsfähigkeit der Eurozone gegenüber möglichen Störungen wesentlich größer
geworden. Die EWU-Krisenländer (ausgenommen Griechenland) scheinen über den Berg und haben einen wirtschaftlichen
Aufholprozess begonnen. Nun stellt sich die Frage, ob die einzelnen Mitgliedsländer und der Euroraum als Ganzes
substanziell gestärkt aus der Schuldenkrise hervorgehen. Heise: "Es handelt es sich nicht nur um eine
zyklische Aufwärtsbewegung aus dem tiefen Tal der Rezession, sondern es haben auch strukturelle Veränderungen
stattgefunden, die dauerhaft auf einen stabileren Wachstumspfad führen."
Die Indikatoren des Euromonitors zeigen, dass die Mitgliedsländer wieder wirtschaftliche Stabilität gewonnen
haben, dass Ungleichgewichte abgebaut wurden und damit Ansteckungsgefahren gemindert wurden. Dies sei umso wichtiger
vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Unsicherheiten, d.h. insbesondere dem Tauziehen mit Griechenland,
den anstehenden Wahlen in Portugal und Spanien sowie den womöglich abnehmenden Reform-, Konsolidierungs- und
Integrationsbemühungen aufgrund zunehmenden Widerstands aus der Bevölkerung. Doch bei allem Positiven
zeigen die jüngsten ungünstigen Wirtschaftsentwicklungen in Griechenland, dass noch nichts in trockenen
Tüchern ist und was passieren kann, wenn man vom "Pfad der Tugend" abweicht. "Damit die Opfer
während der Krise nicht umsonst waren und um dauerhaft höheres Wirtschaftswachstum zu erlangen, müssen
die in Gang gekommenen Bereinigungsprozesse weiterlaufen, insbesondere die öffentliche Haushaltskonsolidierung,
der Schuldenabbau im privaten Sektor und die Umsetzung von Strukturreformen", so Heise abschließend.
Über den Allianz Euro Monitor
Der Allianz Euro Monitor ist ein makroökonomisches Monitoring- und Frühwarnsystem zur Identifizierung
bestehender und neu entstehender Ungleichgewichte. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf den Risiken, die von einem
unausgewogenen Wachstum ausgehen. Der Euro Monitor bewertet die 18 Länder der Eurozone und stellt eine Rangliste
auf. Die Platzierung hängt von dem Beitrag ab, den das jeweilige Land zu einem Wachstum ohne makroökonomische
Ungleichgewichte und damit zur Stabilität des Euroraums insgesamt leistet. Die Publikation gibt einen umfassenden
Überblick über die aktuelle Situation in allen Ländern der Euro-Zone. Die Rangliste ergibt sich
aus 15 Indikatoren in den vier Schlüsselkategorien "Solidität der Staatsfinanzen", "Wettbewerbsfähigkeit
und Inlandsnachfrage", "Beschäftigung, Produktivität und Ressourceneffizienz" und "Private
Verschuldung und Auslandsvermögensposition." Staaten bekommen in jedem der 15 einzelnen Indikatoren einen
Wert zwischen 1 und 10 zugewiesen - je höher der Wert, desto besser die Performance.
|