Paris/Berlin (oecd) - Der Anteil von Steuern und Abgaben an den Gesamtarbeitskosten – der sogenannte Steuerkeil
– ist in Deutschland 2014 im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Das Einkommen eines unverheirateten Angestellten
ohne Kind und mit durchschnittlichem Verdienst wurde mit 49,3 Prozent belastet, das waren 0,09 Prozentpunkte mehr
als 2013. Dies geht aus der jüngsten Ausgabe der OECD-Studie “Taxing Wages” hervor, die den Steuerkeil für
acht Familienkonstellationen modellhaft berechnet.
Auch in der Schweiz änderten sich Steuern und Abgaben für einen kinderlosen Single kaum: Sie beliefen
sich auf 22,2 Prozent der Gesamtarbeitskosten und damit auf 0,1 Prozentpunkte mehr als 2013. Mit einer Steigerung
von 0,17 Prozentpunkten verzeichnete Österreich im deutschsprachigen OECD-Raum die größte Änderung:
Für einen unverheirateten Angestellten ohne Kinder lag der Steuerkeil bei 49,4 Prozent. Österreich steht
in dieser Berechnungsgruppe an zweiter Stelle in der OECD hinter Belgien und gleich vor Deutschland.
Insgesamt hat sich die Steuer- und Abgabenlast im vergangenen Jahr in 23 von 34 OECD-Ländern erhöht,
in neun Ländern ging sie nach unten und in einem Land blieb sie gleich. Am massivsten fielen die Steigerungen
in Irland, Finnland und den Niederlanden aus, den größten Rückgang verzeichnete Griechenland. Im
OECD-Schnitt liegt der Steuerkeil für einen unverheirateten Angestellten ohne Kind jetzt bei 36,0 Prozent
(+0,1 Prozentpunkte). Damit setzt sich eine Tendenz fort, die 2011 begonnen hatte. Bis 2010 hingegen waren Steuer-
und Abgabenlasten im OECD-Raum in der Regel gesunken.
Dass sich der Steuerkeil über die vergangenen Jahre vergrößert hat, ist nur in Ausnahmefällen
auf Steuererhöhungen zurückzuführen. In den meisten Ländern wuchsen die Gehälter schneller
als Freibeträge oder Steuergutschriften, so dass ein größerer Anteil der Einkommen steuerpflichtig
war.
Die diesjährige Ausgabe von “Taxing Wages” enthält ein Sonderkapitel, das sich mit der Besteuerung in
fünf großen Schwellenländern außerhalb der OECD beschäftigt: Brasilien, China, Indien,
Indonesien und Südafrika. Die Analyse zeigt, dass sich der Steuerkeil in diesen Ländern stark unterscheidet:
Während Single-Arbeitnehmer in China und Brasilien etwa ebenso stark belastet werden wie in OECD-Ländern,
sind Steuern und Abgaben in Indien, Indonesien und Südafrika weit geringer. Mit Ausnahme von Südafrika
schlagen bei den Abzügen durch den Staat vor allem die Sozialabgaben zu Buche.
Anders als in den meisten OECD-Ländern verringern Kinder den Steuerkeil in den Schwellenländern nicht
oder kaum. Die Ausnahme ist Brasilien, wo der Zweitverdiener der Familie ein sogenanntes „Familiengehalt“ bezieht,
das den Steuerkeil etwas verkleinert. In der OECD sind geringere Steuern und Abgaben für Arbeitnehmer mit
Kindern bis auf Griechenland, Mexiko und Chile die Regel. In Deutschland, Tschechien, Irland, Luxembourg und Slowenien
sind die Unterschiede zwischen der Belastung kinderloser Arbeitnehmer und solcher mit Kindern besonders stark.
Hintergrund
Die Steuer- und Sozialabgabenlast auf die Arbeitskosten berechnet sich aus der Einkommensteuer sowie den Sozialversicherungsbeiträgen
der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber, minus Bartransfers (z.B. Kindergeld). Pauschale Abzüge von der Steuer
für Werbungskosten oder Sozialversicherungsbeiträge werden ebenfalls berücksichtigt. Nicht enthalten
sind positive oder negative Einkünfte aus anderen Einkunftsarten (Kapital, selbstständige Arbeit, Vermietung
und Verpachtung etc.). Steuerabschläge, die an bestimmte Voraussetzungen gebunden sind (z.B. für Berufspendler)
und Transfers, die ausschließlich für Bezieher geringer Einkommen gezahlt werden (z.B. Wohngeld) finden
ebenfalls keine Berücksichtigung.
Als Durchschnittslohn wird der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst eines Vollzeitarbeitnehmers in der Privatwirtschaft
herangezogen. Dieser ist für Deutschland von 44.700 Euro im Jahr 2013 auf 45.952 Euro 2014 gestiegen. In
Österreich lag der Brutto-Durchschnitt 2013 bei 41.940 Euro und im vergangenen Jahr bei 42.573 Euro. Die Schweizer
verdienten 2013 durchschnittlich 89.743 Franken, im Jahr darauf lag das durchschnittliche Jahresbrutto bei 90.522
Franken.
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