USA: Wintersportumsätze verfehlen
 zur Saisonmitte knapp den Vorjahresrekord

 

erstellt am
15. 04. 15
11.00 MEZ

Wirtschaftsdelegierter Thaler: Die österreichische Wintersportindustrie carvt im Riesenmarkt USA mit Innovation auf schneller Linie
Los Angeles/Wien (pwk) - Die Wintersportsaison des Vorjahres legte mit 3,6 Milliarden US-Dollar einen Rekordumsatz vor. Zur Saisonmitte 2014/15 wurden gemäß Report der Vereinigung der US-amerikanischen Wintersportindustrie (SIA) Wintersportprodukte im Wert von 2,3 Mrd. USD verkauft - das sind -2% unter dem Vergleichszeitraum August bis Dezember der Vorsaison. Alpine Ausrüstung erzielte einen Umsatz von 334 Mio,. USD und Snowboardsets von 165 Mio. USD. Beide Segmente sind zahlen- und wertmäßig um -3% bis -6% rückläufig, ebenso nordische Ausrüstung (-6%). Im Gegenzug stiegen die Verkäufe von Skiern und Snowboards an Verleihfirmen jeweils um +10% und +13%. Wintersportbekleidung legte um zwei Prozent auf 604 Mio. USD zu. Bei Zubehör stieg der Verkauf von Kopfbekleidung um 15% auf über 4,1 Millionen Stück.

"Schneefall ist ein entscheidender Faktor für den Verkaufserfolg. Die Schneesituation war zwar in weiten Teilen der USA katastrophal, aber die Schneefälle setzten zumindest rechtzeitig vor den Feiertagen ein. Die Verkaufszahlen in der zweiten Hälfte dürften im Großen und Ganzen an die Vorjahresbestmarke anschließen", erwartet Rudolf Thaler, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Los Angeles. Für die im Premiumsegment antretende österreichische Wintersportindustrie sollte sich trotz der Wetterkapriolen zu Saisonschluss ein Ergebnis über der Vorjahresmarke ausgehen. Thaler: "Die USA sind der größte Einzelmarkt und dementsprechend bedeutend für die österreichische Wintersportindustrie. Für viele Unternehmen sind die USA der wichtigste Markt, der auch Rückgänge in anderen Märkten auffängt." Da der Skisport in den USA eher elitär ist, bieten sich Chancen im Premiumsegment. Individualität ist "in". Kaufkräftige Besucher mit Privatskilehrer in Nobelresorts greifen gerne auch zu Customized Skis, die im Shop mitunter bis zu 10.000 USD kosten.

Für Head Rennsportdirektor René Harrer sind "die WM-Erfolge mit drei Gold-, drei Silber- und fünf Bronze-Medaillen "Gold wert" und das können wir für die Saison 2015/16 wunderbar verwerten". Er sieht die kommende Saison positiv und ist überzeugt, "als Marke weitere Marktanteile zu gewinnen". Mehr verkaufte Ski und Bindungen und ein vorteilhafter Produktmix führten bei Head in den USA zu einer Steigerung der Wintersportumsätze im Geschäftsjahr 2014 um 3,9% zu vergleichbaren Wechselkursen. Die WM in Vail/Beaver Creek hatte für die Tourenskimarke Hagan indes keinerlei Einfluss. Sales Manager Max Kumpfmüller erwartet "für die Saison 2015/16 aber auch ein weiteres Wachstum des Ski Mountaineering und Back Country Segments und eine Wettbewerbsverschärfung in dieser Nische". Gerechnet wird, als Spezialist und Dank einer innovativen Kollektion, mit einer Umsatzsteigerung in der nächsten Saison. Diesen Winter konnten die Verkaufszahlen auf Vorjahresniveau gehalten werden. "Die Firma Eisbär hat für die kommende Saison die Vertriebsagenden selbst übernommen, was sich bereits in einer Verdoppelung des Umsatzes niederschlägt", freut sich Horst Hauer. Vorerst werden Wintersport Resorts bearbeitet, in denen der Aufschwung spürbar ist. "Made in Austria" ist als Premiumanbieter ein wichtiges Detail beim Verkauf. Eisbär plant heuer die Eröffnung einer Tochterfirma in Colorado.

Seilbahnspezialist Doppelmayr sieht laut Markus Geiger im Vergleich zu den Vorjahren eine wachsende Nachfrage nach "Spezialanlagen". Nordamerika war bis dato mehr oder weniger ein Markt, in dem sich "nur" Standardanlagen verkaufen ließen. "2015 konnten wir einige spezielle Projekte ins Boot holen", so Geiger, wie z.B. eine 8er-Kabinenbahn in Canyon-Lake City und eine Kombibahn in Sugar City. Letztes Jahr hatte Doppelmayr in Beaver Creek in Folge der Ski WM eine innovative Kombibahn realisiert. Einen WM-Effekt erwartet man im Seilbahngeschäft allerdings nicht. Absatzmöglichkeiten ergeben sich nach der Übernahme von Skigebieten, da dies meist mit einer Investition einhergeht.

Entertainment gegen Schneemangel Die meisten Skifahrer und Snowboarder wohnen mit Abstand in Kalifornien, gefolgt von New York State und Texas. Kalifornien erlebt gerade den katastrophalsten Winter seit Jahrzehnten. Viele Skigebiete mussten bereits im Februar wegen Schneemangels und zu hoher Temperaturen für Schneekanonen schließen. Ende März war die Schneedecke in Kalifornien 6% des Normalwertes und nur acht von 27 Wintersportresorts waren geöffnet. Auch in den westlichen Bundesstaaten Oregon und Washington State wurden Skigebiete früher geschlossen. Thaler: "Üblicherweise geht die Skisaison bis Ende April und in den Mai hinein. Dem Klimawandel wird versucht, durch mehr Angebot im Entertainment entgegen zu steuern. Wintersportgebiete allein im Raum Tahoe/Kalifornien haben in den letzten Jahren 300 Mio. USD in Infrastruktur und Attraktionen investiert: Beispielsweise in eine Indoor-Anlage für Extremsportarten, die elf Monate geöffnet ist und stabile Einnahmen schafft."

20-Jahresvergleich Der Wintersportmarkt in den USA blieb von 1994 bis 2014 gemäß einer SIA-Studie mit leicht fallender Tendenz im Wesentlichen stabil. "Das Pendel schlägt in Richtung Skifahren abseits der Piste", so Thaler. Die Zahl der Amerikaner, die zumindest zweimal im Jahr einen alpinen Sport betreiben, ist von 1994 bis 2014 um eine halbe Million auf 12.6 Mio. gestiegen. Während die Zahl der Alpinskifahrer von 10,6 Mio. auf 8,3 Mio. gesunken ist, verdreifachte sich die Zahl der Snowboarder auf 6 Mio. Die Zahl der Crossover Fahrer vervierfachte sich beinahe auf 1,7 Mio. Die Besuchszahlen blieben mit 56,6 Mio. im Jahr 2014 nahezu unverändert. Thaler: "Nicht geändert haben sich die Einstiegsbarrieren des weißen Sports für Neulinge, wie ‚große Entfernung zu Resorts‘, ‚hoher Preis‘ und ‚weiß nicht wie anfangen‘. Bei den aktiven Skifahrern macht ‚The Feeling‘ den Reiz des Wintersports aus." Die USA haben traumhafte Skipisten zum Carven, sie werden dafür vom heimischen Skifahrer aber nicht genutzt. "Sollte es beispielsweise im Zuge der Heim WM gelingen, Carver als trendige Alternative zu den breiten, weichen Fun-Skis zu hypen, würde es die Verkaufszahlen beflügeln. Ein Rollentausch: Fun-Ski in Europe, Fun-Racer in USA", so Thaler abschließend.

 

 

 

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