Wien (rk) - Wien verzeichnete 2014 sein zweitbestes Kongressergebnis: Gegenüber 2013 wurden stattliche
Steigerungen bei den Veranstaltungen, den durch sie ausgelösten Nächtigungen und der Wert¬schöpfung
erzielt, doch das Rekord-Ergebnis 2012 wurde knapp verfehlt. Dieses Resümee zogen Tourismusdirektor Norbert
Kettner und Christian Mutschlechner, Leiter des Vienna Convention Bureau im WienTourismus, bei einer Pressekonferenz
am 15.04. Heinz W. Engl, Rektor der Wiener Universität Wien, die heuer ihr 650. Gründungsjubiläum
feiert, gab im Rahmen der Pres-sekonferenz Einblicke in die Zusammenhänge von universitärem Engagement
und dem Kongress-Aufkommen in Wien.
"Die Kongressstadt Wien hat 2014 im Vergleich zum Jahr davor in allen Kennzahlen deutlich zugelegt",
berichtete Kettner, "bei der Anzahl der Kongresse und Firmenveranstaltungen um 6 % auf insgesamt 3.582, was
den bisherigen Höchststand repräsentiert. Die dadurch bewirkten Nächtigungen sind ebenfalls um 6
% gestiegen und liegen mit 1.490.695 nur knapp unter dem Rekord von 2012. Bei der durch die Wiener Ta¬gungsindustrie
österreichweit ausgelösten Wertschöpfung hat es einen Zuwachs um 8 % auf 898,9 Millio¬nen EURO
gegeben, auch das ist der zweitbeste Wert nach 2012. Die Wiener Tagungswirtschaft hat da¬mit 11 % zu Wiens
Gesamtnächtigungsergebnis 2014 beigetragen und -in ganz Österreich - insgesamt mehr als 17.000 Ganzjahresarbeitsplätze
gesichert. Allen in diesem so kontinuierlich erfolgreichen Touris-mus-Segment unserer Stadt Zusammenwirkenden sei
zu dieser eindrucksvollen Gesamtleistung herzlichst gratuliert. Wiens Wirtschaft profitiert davon kräftig
und weit über den touristischen Bereich hinaus, denn Kongressgäste sind bekanntlich ein besonders umsatzstarkes
Reisepublikum: Voriges Jahr haben sie durchschnittlich 474 Euro pro Kopf und Nächtigung in Wien ausgegeben.
Der Vergleichswert sämtlicher Wien-Gäste liegt bei rund 250 Euro."
Wiens Kongressgäste unterscheiden sich von Urlaubsreisenden nicht nur hinsichtlich ihrer Ausgaben, sie sind
auch wesentlich häufiger per Flugzeug unterwegs: 72 % von ihnen kommen auf dem Luftweg nach Wien, während
es bei den anderen Städtetouristen nur 42 % sind. Für Kettner ist daher die hierzulande im Gegensatz
zu nahezu allen anderen Ländern der Welt eingehobene Flugabgabe ein beträchtlicher Wett¬bewerbsnachteil,
und dies, wie er betont "nicht nur im Kongresswesen, sie wirkt auch völlig kontraproduktiv für die
Umsetzung eines wesentlichen Ziels der Tourismusstrategie Wien 2020. Wir streben bis dahin Direktflugverbindungen
mit 20 zusätzlichen Großstädten in aller Welt an, als essenzielle Voraussetzung für die Erreichung
der beiden anderen Ziele - die Steigerung der Nächtigungen um 40 % und die Erhöhung des Nettonächtigungsumsatzes
der Hotellerie um 60 %. Deshalb betreiben wir gemeinsam mit dem Flughafen Wien aktives Airline-Marketing. Die Flugabgabe
erweist sich dabei als gehöriger Hemmschuh."
Beträchtliche Einnahmen für Unternehmen und Fiskus in ganz Österreich
Von den 3.582 Veranstaltungen, die Wien 2014 beherbergte, waren 1.458 Kongresse (+ 19 %), 679 nationale (+
25 %), 779 internationale (+ 15 %). 2.124 der Events (- 2 %) waren Firmenveranstaltungen (Tagungen und Incentives),
832 davon nationale (+ 2 %) und 1.292 internationale (- 4 %). Die von all die¬sen Veranstaltungen ausgelöste
österreichweite Wertschöpfung und deren steuerliche Effekte wurden nach dem von Dr. Martina Stoff-Hochreiner
entwickelten EVENT-MODEL-AUSTRIA berechnet. In der Wertschöpfung, die 898,9 Millionen EURO (+ 8 %) betrug,
sind sämtliche inlandswirksamen Umsätze ent¬halten. Das sind neben den direkten Ausgaben der VeranstaltungsteilnehmerInnen,
Veranstalter, Aussteller und Begleitpersonen auch die von den Veranstaltungen verursachten Einnahmen in "vorgelagerten"
Wirt¬schaftszweigen (z.B. Bauwirtschaft, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Druckereigewerbe, Banken, Versicherungen,
Kommunikationsunternehmen etc.). Die Steuereinnahmen aus dem Wiener Tagungssektor ergaben 2014 insgesamt 253,5
Millionen EURO, davon gingen 166,9 Millionen an den Bund und 30,4 Millionen an Wien, der Rest an die anderen Bundesländer
bzw. Gemeinden.
Ausschlaggebend für Wiens Erfolg: internationale und humanmedizinische Kongresse
Ein besonderes Kapitel in der Erfolgsgeschichte der Kongressstadt Wien schreiben die internationalen Kongresse.
Sie verschaffen Wien nicht nur seit Jahrzehnten Spitzenränge in den einschlägigen weltweiten Ranglisten,
sondern sind auch Jahr für Jahr der entscheidende Faktor in seiner Kongress-Bilanz: 2014 machten sie lediglich
ein gutes Fünftel aller Veranstaltungen aus (22 %), brachten aber beinahe die Hälfte aller Tagungsgäste
nach Wien (49 %), sorgten für 72 % der Kongress-Nächtigungen und für 77 % der von Wiens gesamter
Tagungsindustrie bewirkten Wertschöpfung.
Sowohl bei internationalen Kongressen als auch bei nationalen haben in Wien jene mit humanmedizinischen Themen
herausragenden Stellenwert: Auf sie entfielen im Vorjahr 20 % sämtlicher Kongressveranstaltun¬gen. An
zweiter Stelle standen die Bereiche Wirtschaft und Politik (15 %), gefolgt von Naturwissenschaft und Technik (14
%), danach rangierten geisteswissenschaftliche Fragestellungen und solche auf dem Ge¬biet IT und Kommunikation.
Abgesehen von ihrer Anzahl haben humanmedizinische Kongresse den mas¬sivsten Impact in allen wirtschaftlichen
Aspekten des Wiener Kongressgeschäftes aufgrund ihrer Teilneh¬merstärke. Sehr deutlich abzulesen
ist diese in der jährlichen Liste der "Highlights für Wiens Tagungsindu¬strie": Auch heuer
weist das darin angeführte Dutzend sieben mit einschlägigem Thema aus (siehe unten).
Ein maßgeblicher Faktor für Wiens Kongressaufkommen - keineswegs nur im humanmedizinischen Be¬reich,
aber vor allem in diesem - ist Wiens Bedeutung als Universitätsstadt, wobei die Universität Wien hier
eine führende Position einnimmt. Entscheidend dafür ist, dass ihre Leistungen in Forschung und Lehre
in¬ternational kräftig ausstrahlen. Kettner dazu: "Dieser Wettbewerbsvorteil einer solchen historisch
gewach¬senen und stets aufrechterhaltenen Reputation kann nicht hoch genug geschätzt werden, doch die
Rolle der Universität Wien im Kongresswesen der Stadt greift noch weit darüber hinaus. Hier geht es um
aktives Engagement bei der Kongress-Akquisition, das Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten, und zwar
zusätzlich zu ihrer Arbeit in ihrem jeweiligen Fachgebiet. Das 650. Gründungsjubiläum der Universität
Wien ist ein trefflicher Anlass, all dies genauer zu beleuchten, und es ist uns eine große Freude, dass Rek¬tor
Engl, sich bereit erklärt hat, uns Einblick in diese Materie zu geben."
Universität Wien: beispielgebendes "Rundum-Service" für Kongresse
Wissenschaftliche Kongresse und Tagungen sind seit jeher mit Universitäten eng verbunden. Kongresse helfen
nicht nur bei der internationalen Vernetzung in ihren Fachbereichen, sondern stellen auch die Universität
und ihren Standort beziehungsweise ihre Stadt ins internationale Rampenlicht.
Dieser mehrfache Nutzen wurde an der Universität Wien erkannt, und sie begann in den 90iger Jahren die Abhaltung
von Kongressen zu forcieren und zu unterstützen. Allerdings waren damals die rechtlichen Rah¬menbedingungen
einer Kongressorganisation teilweise recht schwierig, da der Universität - als Teil des Bundes - keine zentrale
Infrastruktur zur Verfügung stand. Mit der Autonomie im Jahre 2002 und der fol¬genden Umwandlung der Universitäten
in autonome Institutionen mit mehr Eigenverantwortung und Leistungsorientierung führte die Universität
Wien eine interne Bedarfsanalyse für den Bereich "Event & Kon¬gresse" durch und entwickelte
einen Business Plan. Schrittweise baute die Universität die komplette Lei¬stungspalette von der ersten
Planungsphase bis zur Nachbereitung des Kongresses auf und bündelte diese Aufgabe im "Veranstaltungsmanagement",
das im Jahr 2007 vorerst als Sonderprojekt gestartet und nach erfolgreichem Probelauf im Jahr 2013 schließlich
als Dienstleistungseinrichtung im Organi¬sationsplan der Universität Wien fest verankert wurde. Inzwischen
wird dieser Service intern und extern stark nachgefragt.
Eine 2014 durchgeführte externe Evaluierung des Veranstaltungsmanagements der Universität Wien durch
internationale ExpertInnen aus Amerika bzw. Deutschland brachte folgende Beurteilung: Im Vergleich zu ähnlichen
Einrichtungen an Universitäten sowohl in Europa als auch in den USA wurde es als sehr fort¬schrittlich
bewertet, seine Kongress-Abteilung sogar als beispielgebend bezeichnet. Dieses professionelle Niveau sei "an
deutschen Universitäten selten zu finden", und das Veranstaltungsmanagement der Universi¬tät
Wien nehme "auf diesem Sektor in Österreich und Deutschland eine führende Rolle" ein. Ob Tagung,
Symposium, Empfang oder Lesung, von wissenschaftlichen Kongressen und Workshops über Jubiläen und Ehrungen
bis hin zu Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und Messen - die Universität Wien wird mit ih¬rem exklusiven
und umfangreichen Raumangebot nahezu jedem Anlass gerecht. Im Vorjahr fanden - zusätz¬lich zum regulären
Lehr-und Forschungsbetrieb - über 1.500 Veranstaltungen statt.
Insgesamt beherbergte Wien im vergangenen Jahr 1.458 nationale und internationale Kongresse, davon 434 Stück
(30 %) an einer der Universitäten, mehr als die Hälfte davon - 246 - an der Universität Wien. "Die
Universität Wien unterstützt wesentlich die Positionierung der Stadt Wien als führende Kongress¬stadt",
so Rektor Heinz W. Engl. "Zu den an ihr 2014 abgehaltenen nationalen und internationalen Tagun¬gen und
Kongressen sind 2014 insgesamt rund 32.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt angereist. Mit ihren Veranstaltungsräumen
und Hörsälen an 63 verschiedenen Standorten ist die Universität Wien einer der bedeutendsten Veranstaltungsorte
in Wien und insgesamt in Österreich."
Für das Vienna Convention Bureau des WienTourismus (VCB) ist, wie dessen Leiter Christian Mutschlech¬ner
betont, "die Universität Wien in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall: Nicht nur wegen der Zusammenar¬beit
bei Wiens Bewerbungen um Kongresse, sondern auch wegen des so effizienten hausinternen Veran¬staltungsmanagements,
das als 'Professional Congress Organizer' für jene Kongresse fungiert, die an ei¬nem ihrer Standorte abgehalten
werden. Es bietet Kongressveranstaltern ein 'Full Service': von der Durch-führung von Buchungen, der Teilnehmer-Registrierung,
der technischen Ausstattung und sonstigen Gestal¬tung der Räumlichkeiten über Logistikleistungen,
IT-Support, Druck- und Web-Services bis zu Marketing¬maßnahmen und der Unterstützung bei Finanzierung
und Sponsoring sowie der Budget-Kontrolle. Die¬ses 'Rundum-Paket', garantiert dem Veranstalter die optimale
Qualität dieser Leistungen, denn niemand kennt die diversen Räumlichkeiten besser und hat mehr Erfahrung
mit deren spezifischen Einsatzmöglich¬keiten als ein solches 'in-house'-Veranstaltungsmanagement."
VCB rüstet sich für von Pharmaindustrie ab 2016 geplanter Offenlegung von Geldflüssen an Ärzte
Entwicklungen im weltweiten Kongressgeschäft zu antizipieren, ist eines der Erfolgsgeheimnisse des VCB,
und das derzeit aktuellste Thema ist eine ab 2016 in Kraft tretende Offenlegungspflicht für Mitglieder der
European Federation of Pharmaceutical Industry Associations (EFPIA). Diese Vereinigung, der beinahe alle Pharmaunternehmen
Europas angehören, hat ihre Mitglieder dazu verpflichtet, ab dem genannten Jahr jede finanzielle Zuwendung
an einen Arzt zu publizieren, vorzugsweise mit Namensnennung, die freiwillig erfol¬gen soll. Darunter fällt
unter anderem die Bezahlung von Kongressteilnahmen. Mutschlechner wies in die¬sem Zusammenhang auf Folgendes
hin: "Wir führen seit Oktober 2014 eine Befragung von einschlägigen Kongress-TeilnehmerInnen und
Teilnehmern durch, um die möglichen Auswirkungen dieser Maßnahme einschätzen und rechtzeitig Strategien
für den Umgang damit entwickeln zu können. Die daraus gewonne¬nen Erkenntnisse werden in die von
uns alle fünf Jahre erstellte und heuer gerade wieder durchgeführte Wiener Kongress-Studie einfließen
und gemeinsam mit deren Ergebnissen veröffentlicht werden."
Seit kurzem tritt das VCB des WienTourismus bei speziellen Anlässen mit Werbe-Sujets auf, die die Rolle Wiens
als Wissenschaftsstandort unterstreichen, indem sie berühmte, mit der Stadt verbundene Forsche¬rinnen
und Forscher aus verschiedensten Disziplinen zeigen: Sigmund und Anna Freud sowie Erwin Schrödinger und Lise
Meitner symbolisieren dabei historische Errungenschaften in Psychoanalyse, Physik und Nuklearphysik; für die
Gegenwart stehen Prof. Markus Hengstschläger, Direktor des Instituts für Gen¬medizin an der Medizinischen
Universität Wien, und Prof. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Molekulare
Biotechnologie an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Highlights für Wiens Tagungsindustrie 2015
- Europäischer Radiologie-Kongress / 20.000 / 4. - 8.3. / Austria Center Vienna
- Internationaler Wettbewerb f. Schiedsgerichtsbarkeit / 3.000 / 27.3. - 2.4. /
Universität/Juridicum
- Europäische Geowissenschaftliche Union / 12.000 / 12. - 17.4. / Austria
Center Vienna
- Pioneers Festival: Start-ups für innovative Produkte / 2.500 / 28. - 29.5.
/ Hofburg Vienna
- Europäischer Augenmedizin-Kongress / 4.000 / 6. - 9.6. / Austria Center
Vienna
- Europäischer Hämatologie-Kongress / 10.000 / 11. - 14.6. / Reed Messe
Wien
- Weltkongress für Fettgewebe-Chirurgie / 2.500 / 26. - 29.8. / Hofburg Vienna
- Europäischer Schmerzmedizin-Kongress / 4.000 / 2. - 5.9. / Reed Messe Wien
- Europäischer Immunologie-Kongress / 6.000 / 6. - 9.9. / Austria Center Vienna
- Europäischer Krebs-Kongress / 18.000 / 25. - 29.9. / Reed Messe Wien
- Internationale Anwälte-Konferenz / 4.000 / 4. - 9.10. / Austria Center Vienna
- Walk21: Int. Konferenz f. FußgängerInnenverkehr / 1.000 / 20. -23.10./
Rathaus
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