Grundsteinlegung für Wiens größtes Umweltprojekt: ebswien hauptkläranlage
versorgt sich ab 2020 selbst mit erneuerbarer Energie
Wien (rk) - "Wien setzt mit diesem Projekt neue Maßstäbe, die schon jetzt international
Vorbildwirkung haben", erklärte Bürgermeister Michael Häupl am 13.04. anlässlich der Grundsteinlegung
für das Projekt E_OS - Energie_Optimierung Schlammbehandlung auf dem Gelände der städtischen Hauptkläranlage
in Wien-Simmering: "Der schonende Umgang mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen stellt für
Städte des 21. Jahrhunderts eine der wesentlichen Herausforderungen dar", so der Bürgermeister.
Darauf gelte es intelligente Antworten zu finden. Häupl: "Der ebswien ist das mit dem Projekt E_OS gelungen!"
Kläranlagen gehören stets zu den größten kommunalen Energieverbrauchern, die Wiener Hauptkläranlage
benötigt zur Reinigung der gesamten in Wien anfallenden Abwässer knapp ein Prozent des Wiener Gesamtstromverbrauchs.
Durch die effiziente Nutzung der im Klärschlamm enthaltenen Energie kann die ebswien in der Hauptkläranlage
ab dem Jahr 2020 die gesamte zur Abwasserreinigung benötigte Energie selbst aus dem erneuerbaren Energieträger
Klärgas erzeugen. Umweltstadträtin Ulli Sima: "Die Hauptkläranlage wird mit E_OS zum Öko-Kraftwerk.
Davon profitiert auch die Wiener Klimabilanz erheblich: Der Ausstoß von CO2-Äquivalenten sinkt ab 2020
um rund 40.000 Tonnen pro Jahr." Unter Berücksichtigung der zu erwartenden Indexsteigerungen werden sich
die Gesamtkosten für das Projekt E_OS auf rund 250 Millionen Euro belaufen. Sima: "Wien investiert in
die Umwelt, gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten."
Innovation: Gute Ideen für mehr Energie
"Bei Schlammfaulungsanlagen standen bisher vor allem die Stabilisierung und Reduktion des Klärschlamms,
der als ,Reststoff‘ bei der Abwasserreinigung anfällt, im Mittelpunkt des Interesses", erläuterte
ebswien-Generaldirektor Christian Gantner, "die gewonnene Energie war dabei nur ein angenehmer Nebeneffekt.
Bei E_OS stand dagegen die größtmögliche Energieausbeute von Anfang an im Vordergrund." So
entwickelte die ebswien hauptkläranlage gemeinsam mit dem Institut für Gewässergüte der Technischen
Universität Wien ein innovatives Verfahren. Bevor der Schlamm in die Faulbehälter gelangt, muss ihm Wasser
entzogen werden. Je "dicker" der Schlamm dabei ist, desto besser für die Energiebilanz. Der Schlamm
muss für die Faulung nämlich einschließlich des enthaltenen Wassers erwärmt werden. Ein geringerer
Wasseranteil spart dabei Energie. Zu "dick" darf der Schlamm aber auch nicht werden, da er sonst nicht
mehr gepumpt werden könnte. Gantner: "Umfangreiche Versuche haben unsere Annahmen eindrucksvoll bestätigt,
wir können die neuen Faulbehälter mit einem doppelt so hohen Feststoffgehalt wie üblich betreiben.
Gute Ideen bringen also mehr Energie!"
So funktioniert die neue Schlammbehandlungsanlage
Im Klärschlamm sind die bei der Abwasserreinigung entfernten Schmutzstoffe gebunden, pro Jahr fallen in
Wien rund zwei Millionen Kubikmeter davon an. Das sichtbarste Zeichen der neuen Schlammbehandlungsanlage sind die
sechs jeweils 30 Meter hohen Faulbehälter mit einem Gesamtvolumen von 75.000 Kubikmeter. Dorthin gelangt der
"voreingedickte" und auf 38 Grad Celsius erwärmte Schlamm. Unter Luftabschluss bauen Bakterien die
organischen Inhaltsstoffe des Klärschlamms ab. Während des 25 Tage dauernden Faulungsprozesses - der
"anaeroben Stabilisierung" - entsteht Klärgas, das zu zwei Drittel aus dem energiereichen Methan
(CH4)besteht. Davon fallen 20 Millionen Kubikmeter pro Jahr an! Der ausgefaulte Schlamm wird aus den Faulbehältern
abgezogen und verbrannt. Das Klärgas hingegen gelangt über Filteranlagen von den Gasbehältern in
Blockheizkraftwerke, wo es in Gasmotoren verbrannt wird. Dabei entsteht nicht nur mechanische Energie, die mittels
Generatoren in elektrischen Strom umgewandelt wird, sondern auch Wärme, die für Heizung und Warmwasserbereitung
verwendet werden kann. Dadurch bringen es die Blockheizkraftwerke auf einen hohen Gesamtwirkungsgrad von mehr als
80 Prozent.
Platz für den Klimaschutz
Seit 1980 stehen sie im Dauerbetrieb: Die Becken der Vorklärung und der 1. Biologischen Reinigungsstufe
haben das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Die nötige Reinvestition in diese "Ur"-Anlage bringt
auch in diesem Teil der Hautkläranlage mehr Energieeffizienz, steigert die Ausfallssicherheit und senkt die
Instandhaltungskosten. Das Volumen der Becken im 10 Hektar großen Baufeld wird im Rahmen von E_OS um 50 Prozent
vergrößert. Da die Belebungs- und Zwischenklärbecken aber in Zukunft deutlich höher sein werden,
kommen sie mit einer wesentlich kleineren Grundfläche aus. Der dadurch frei werdende Platz kann für die
neue Schlammbehandlungsanlage - und damit für den Klimaschutz - genutzt werden.
Garantierte Abwasserreinigung während der Bauzeit
Nach erfolgreich abgeschlossenem UVP-Verfahren und europaweiten Ausschreibungs¬verfahren starten nun die
Bauarbeiten. Die Umsetzung des Projektes E_OS stellt eine logistische Herausforderung dar. Sie erfolgt bei laufendem
Betrieb der Hauptkläranlage. Die Qualität der Abwasserreinigung in Wien ist dabei zu jedem Zeitpunkt
gesichert. Daraus ergibt sich die Bauzeit von mehr als fünf Jahren.
Projektverlauf E_OS
2010 Auftrag an die ebswien hauptkläranlage zur Erstellung einer Machbarkeitsstudie
2011 ebswien legt positive Machbarkeitsstudie vor
2012 Ausführung des Projekts E_OS wird einstimmig im Wiener Gemeinderat beschlossen
2013 Umweltverträglichkeitsprüfung
2014 Positiver UVP-Bescheid; europaweite Ausschreibungsverfahren
2015 Grundsteinlegung und Baubeginn
2020 Inbetriebnahme
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