Erfolgreiche Anleger müssen Zusammenhänge verstehen – Holprige Erholung der Weltwirtschaft
und Kampf um Marktanteile hält Ölpreis niedrig
Wien (bank austria) - Im Rahmen der Private Banking Strategiegespräche lud die Bank Austria neben interessierten
Anlegerinnen und Anlegern hochkarätige internationale Expertinnen und Experten ein, um die Ursachen und Auswirkungen
des Ölpreisverfalls sowie die zukünftige Entwicklung dieses „Schmiermittels der Weltwirtschaft“ zu erörtern.
„Zum aktuellen Ölpreis könnte man sagen: ‚des einen Freud, des anderen Leid“, meint Robert Zadrazil,
Vorstand Private Banking der Bank Austria zu Beginn, „denn was für den privaten Konsum einen gewaltigen Schub
darstellt, ist für die Weltwirtschaft insgesamt betrachtet in gewisser Weise ein großer Schock“.
Die Gründe für den Ölpreisverfall
Eine holprige Erholung der Weltwirtschaft, bei der selbst ölhungrige Konjunkturmotoren, wie zum Beispiel China,
mit sinkenden Wachstumszahlen zu kämpfen haben, hat die weltweite Nachfrage nach Öl in den Keller getrieben.
Gleichzeitig hat ein Kampf um Anteile am Weltmarkt aber verhindert, dass die Produktionsmengen sich der gesunkenen
Nachfrage angleichen. So hat etwa die OPEC ihre Fördermengen nicht gedrosselt, um gegenüber den USA und
ihrem teurer zu produzierenden Fracking-Öl Marktanteile gut zu machen. Das Resultat sind eine weltweit weiterhin
steigende Ölproduktion und bis zum Überlaufen gefüllte Lagerkapazitäten.
Cui bono – Wer gehört zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern dieser Entwicklung?
Global gesehen profitieren vor allem Industriestaaten wie die USA und die Länder Westeuropas von den niedrigen
Energiepreisen, aber auch führende Schwellenländer wie China erhalten durch billigeres Öl grundsätzlich
Wachstumsimpulse. „Dagegen müssen ölproduzierende Staaten im Mittleren Osten sowie Russland und Norwegen
mit deutlichen Bremseffekten rechnen“, erklärt Robert Zadrazil.
Dass diese Rechnung nicht ganz so simpel aufzulösen ist, zeigt ein markantes Beispiel: So profitiert Deutschland
als großer Erdölverbraucher und -importeur zwar von den sinkenden Notierungen, muss aber gleichzeitig
mitansehen, wie wichtige Absatzmärkte für Exporte der Industrie wie Russland oder Saudi-Arabien, die
gleichzeitig auch führende Ölproduzenten sind, weniger abnehmen.
So wenig man zwischen Nationen von klaren Gewinnern oder Verlierern sprechen kann, so unmöglich ist das auch
innerhalb der Gesellschaften. „Denn wer hier wirklich ‚Gewinner‘ und wer ‚Verlierer‘ des niedrigen Preises ist,
das verschwimmt angesichts der vielseitigen Auswirkungen, die der niedrige Ölpreis auf die Wirtschaft insgesamt
hat“, stellt Zadrazil fest. Für Österreich wirkt der dauerhaft niedrige Ölpreis trotzdem wie eine
Konjunkturspritze. „Österreich mit seiner exportorientierten Industrie ist daher ein Profiteur tiefer Energiepreise“,
erklärt Zadrazil.
Ölpreis quo vadis?
Damit Öl- und Energiepreise in Zukunft wieder steigen, braucht es eine anspringende Weltwirtschaft, denn „die
Ölnachfrage wächst normalerweise mit einem Drittel der Wachstumsrate der Weltwirtschaft“, weiß
Robin Batchelor, Managing Director, Portfolio Manager und Energieexperte bei BlackRock. Für einen Aufwärtstrend
der globalen Konjunktur sieht er auch bereits eindeutige Anzeichen: „Der Rückgang im Ölpreis hat die
Nachfrage in den USA und Europa bereits stimuliert und die bisherige Überproduktion am US-Markt sollte sich
heuer stabilisieren und 2016 zurückgehen.“ Und auch Gerlinde Hofer, BP Austria Head of Country, glaubt nicht
an ein Ende des Ölzeitalters: „Auch wenn Alternativenergien einen rasanten Aufstieg und zunehmende Bedeutung
erlangen, ist ihr Anteil am gesamten Energiemix noch gering. Selbst in 20 Jahren werden fossile Brennstoffe die
wichtigsten Energie Träger sein, auch wenn sich innerhalb dieser Kategorie die Schwerpunkte verschieben werden.
Gas ist heute schon der am schnellsten wachsende fossile Energieträger. Besonders in den nächsten zwei
Jahrzenten wird das Wachstum der Nicht-OECD Länder die Nachfrage nach Öl anheizen.“ Daneben wird eine
Verlagerung der Weltwirtschaftsleistung von den heutigen Industriestaaten hin zu den Schwellenländern auch
eine Veränderung der Energiehandelsströme von Westen nach Osten nach sich ziehen.
Priv.-Doz.Mag. Dr. Thomas Roithner näherte sich dem Thema Öl bzw. Ressourcen aus einer gänzlich
anderen Perspektive. Die Sicherung von Ressourcen führt häufig zu Konflikten. So zählt das Heidelberger
Institut für Internationale Konfliktforschung für das Jahr 2014 weltweit 96 Ressourcenkonflikte. Neun
davon werden als Kriege klassifiziert. Eine der konfliktträchtigsten Ressourcen ist Erdöl. Abseits des
Rohstoffhandels aktiviert die westliche Staatengemeinschaft ihr Militär zur Sicherung von Ressourcen. „Ein
gefährliches geopolitisches und geoökonomisches Spiel mit hohem Einsatz und potenten Gegnern“, meint
Thomas Roithner. Die globalen Gewichte der einzelnen Volkswirtschaften verschieben sich, der lange dominierende
Westen verliert an Gewicht. Die Phase des Machtübergangs zeigt sich nicht zuletzt im globalen Wettstreit um
Ressourcen. Aus Sicht der Friedensforschung warnt Roithner davor, dass eine überwiegend strategisch-militärische
Betrachtung zu einer Verengung beim Problembewusstsein, bei den möglichen Lösungsansätzen und den
verwendeten Instrumenten führt. Das Thema Ressourcenverteilung darf nicht von Aspekten der Ökologie,
der Menschenrechte und der Verteilungsgerechtigkeit losgelöst werden, denn „Friede steht in einem unmittelbaren
Zusammenhang mit Gerechtigkeit.“
Was bedeutet das alles nun aus Anlegersicht?
Einerseits birgt die derzeitige Situation großes Potential für informierte Anlegerinnen und Anleger,
weiß Batchelor: „In der Vergangenheit folgten auf Ölpreiseinbrüche, wie zum Beispiel 1985 und 1999,
Phasen mit Outperformance.“ Doch Robert Zadrazil rät trotzdem zu Vorsicht: „Die heutige Weltwirtschaft mit
all ihren Ressourcen- und Handelsströmen ist extrem vernetzt und hochkomplex. Um die Auswirkungen einzelner
Parameter auf die Märkte zu verstehen, braucht es umfassende Hintergrundinformationen und Experten-Know-how
um aus diesen Informationen die richtigen Schlüsse ziehen zu können.“ Privaten Anlegerinnen und Anlegern,
so Zadrazil, fehlt es aber meistens an Zeit und Informationszugang um diese Analysen vornehmen zu können und
buy-and-hold funktioniert nicht mehr. „Daher bieten wir unseren Kundinnen und Kunden, egal ob im Vermögensmanagement
oder bei eigener Anlageletztentscheidung eine umfassende Beratung, aktuelle Marktinformationen und Analysen unserer
Expertinnen und Experten an. Denn nur informierte Anleger mit einem breit diversifizierten und aktiv gemanagten
Portfolio werden anhaltenden Anlageerfolg haben.“
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