Wien (meduniwien) - Jährlich sterben rund 584.000 Menschen weltweit an Malaria.
Die meisten Opfer fordert die stark mit Armut verbundene Seuche in Afrika und trifft hier insbesondere die Schwächsten,
Kinder und schwangere Frauen. Die derzeitigen Therapien müssen über mehrere Tage eingenommen werden,
damit sie gegen die Malaria wirksam sind. "Die Einnahme mehrtägiger Therapien ist aufgrund von Versorgungsengpässen,
aber auch durch die rasche Linderung der Symptome oft mangelhaft, was zu Therapieversagen und letztlich zur Gefährdung
der PatientInnen führen kann", sagt Michael Ramharter von der Abteilung für Infektiologie und Tropenmedizin
der Universitätsklinik für Innere Medizin I der MedUni Wien anlässlich des Welt-Malariatags. Erste
Ergebnisse einer multizentrischen Studie mit Ramharter als "Principal Investigator" geben nun Hoffnung
auf die Malaria-Therapie mit nur einer Einzeldosis.
"Wenn das Fieber einen Tag nach Beginn der Malaria-Therapie runtergeht, wird oft vergessen die Medikamente
weiter verlässlich einzunehmen. Eine wirksame Therapie mit nur einer Dosis wäre daher ein Riesenfortschritt",
erklärt der Experte für die klinische Entwicklung von Malaria-Kombinationstherapien, der seit 15 Jahren
im Albert-Schweitzer-Spital in Lambaréné im zentralafrikanischen Gabun als Leiter der wissenschaftlichen
Arbeitsgruppe "Infectious Disease Control Group" tätig ist.
In einer laufenden, multizentrischen Studie, die von der Non-Profit-Organisation MMV (Medicines for Malaria Venture)
initiiert wurde und auch vom österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
unterstützt wird, untersuchen die WissenschafterInnen nun eine neue Substanz, die das Potenzial hat, künftig
als Single-Dosis-Therapie eingesetzt werden zu können. Dabei handelt es sich um die synthetische Substanz
OZ439 (Wirkstoff Artefenomel), die in Kombination mit dem bekannten Wirkstoff Piperaquin untersucht wird. Ramharter:
"Eine Dosis einer in Wasser gelösten Tablette, tötet alle Malaria-Parasiten ab und schützt
sogar noch einige Wochen vor einer Neuinfektion."
Die Sicherheit des Medikaments wurde nun in Phase-IIb-Studien bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern in acht
Ländern Afrikas, Süd-Amerikas und Asiens erfolgreich getestet. Jetzt werden auch Kleinkinder in die Studie
eingeschlossen. Ziel ist es dabei vor allem auch, die optimale Dosierung der neuen Medikamentenkombination herauszufinden.
Auf der Suche nach der optimalen Malaria-Prävention für Schwangere
In einer weiteren, von der EU unterstützten Studie, an der die Malaria-ExpertInnen der MedUni Wien maßgeblich
beteiligt sind, arbeiten die WissenschafterInnen an der optimalen Präventionstherapie für schwangere
Frauen. Malaria ist bei Schwangeren stark mit dem Risiko einer Frühgeburt, mit einem niedrigen Geburtsgewicht
des Neugeborenen und mit Blutarmut der Mutter assoziiert. Die derzeitigen Medikamente haben sich ebenso wie der
neu eingesetzte Wirkstoff Mefloquin aber als nicht optimal erwiesen. Ramharter: "Das lässt sich zum Schutz
von Mutter und Baby noch weiter verbessern."
Die derzeitige Therapie sieht zum einen den unbedingten Einsatz von Moskitonetzen für schwangere Frauen vor,
aber auch eine medikamentöse Malaria-Therapie, jedes Mal wenn die Frauen zur Vorsorgeuntersuchung kommen -
egal ob die Frauen Malaria haben oder nicht. "Dieses Therapieschema hat grundsätzlich einen hohen Benefit
für Mutter und Baby gebracht."
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in
der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische
Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie.
Die Malaria-Forschung an der MedUni Wien fällt in den Themenbereich des Clusters für Immunologie.
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