Von 24. April bis 8. November 2015 im Tiroler Volkskunstmuseum
Innsbruck (tlm) - Verkehrszeichen, Pfeile, Qualitätszeichen, Logos, Piktogramme oder Emoticons am Handy:
Unsere tägliche Kommunikation wird wesentlich von Zeichen und Symbolen bestimmt. Sie sind Hinweis und Orientierungshilfe
oder geben Auskunft über Gedanken und Gefühle. Anhand historischer und gegenwärtiger Objekte – vom
Zunftzeichen über Punziereisen bis zum Smiley – beleuchtet die Ausstellung im Tiroler Volkskunstmuseum unterschiedliche
Facetten dieses nonverbalen Informationsaustauschs. Sie zeigt, dass selbst einfache Zeichen und Symbole komplexe
Inhalte vermitteln können – mehr als Worte dies in so kurzer Zeit vermögen.
Trotz der Dominanz des Schriftlichen in unserer Kultur spielen in der alltäglichen Kommunikation Zeichen und
Symbole eine wichtige Rolle. Sie regeln das Leben im öffentlichen Raum, stehen für Gefühlszustände,
Werte oder gar für Übersinnliches. Obwohl Zeichen und Symbole auf das Wesentliche reduziert sind, vermitteln
sie oft komplexe Inhalte. Dies geschieht meist unbewusst. Dennoch erschließen sich nicht alle Symbole für
jeden auf gleiche Weise. Ihre Funktion und ihre Verwendung hängen vom jeweiligen zeitlichen, sozialen und
kulturellen Kontext ab. Spezifische Symbole können somit Auskunft über eine bestimmte soziale Gemeinschaft
geben.
„Ausgehend von den eigenen Sammlungsbeständen beleuchtet die Ausstellung ein kulturgeschichtlich hochinteressantes
Thema, das unseren Alltag mehr bestimmt, als wir meinen: die Mitteilungsform durch Zeichen und Symbole. Die regionalen
Beobachtungen stehen beispielhaft für international feststellbare Entwicklungen“, betont PD Dr. Wolfgang Meighörner,
Direktor der Tiroler Landesmuseen. „Wie der Bestseller ,Der Da Vinci Code – Sakrileg‘ von Dan Brown zeigt, können
Zeichen und Symbole in unbekannte Sphären führen. In gewisser Weise sind alle Symbole eine Art Geheimcode.
Man versteht sie nur in bestimmten zeitlichen und kulturellen Zusammenhängen. Besonders reizvoll war es deshalb,
den Geschichten hinter einzelnen Zeichen und Symbolen nachzugehen. Denn: Zeichen und Symbole sind materiell fassbare
Teile einer unsichtbaren Wirklichkeit und verweisen auf menschliches Handeln, Gefühle oder Werte“, heben die
Ausstellungskuratoren Mag. Karl C. Berger und Anna Horner, MA hervor.
Symbole mit widersprüchlichen Bedeutungen
Thematisch beginnt die Ausstellung mit der Frage nach dem Kontext. Am Beispiel des Schlüssels werden unterschiedliche,
oftmals widersprüchliche Aspekte, die ein Symbol in sich vereinen kann, analysiert. Will jemand seinen Besitz
kennzeichnen, drückt er einem Objekt seinen Stempel auf. Besitzzeichen sind oft einfach geformt und nur in
einem begrenzten Umfeld lesbar. Eine besondere Bedeutung kommt magischen und religiösen Symbolen zu. Sie versuchen,
Nicht-Begreifbares zu bannen und werden dadurch Vermittler zum Transzendenten. Vor allem das Kreuz repräsentiert
nicht nur das Göttliche, es scheint selbst heilig zu sein. Mitunter scheint sich das Kreuz zum ‚kulturellen‘
Symbol gewandelt zu haben und wird manchmal gar zu einem Ornament und Schmuckgegenstand reduziert.
Politisch motivierter Bedeutungswandel
Wie sehr sich eine Ideologie in ein Symbol einbrennen kann, zeigt die Swastika, ein Kreuzsymbol mit abgewinkelten
oder gebogenen Armen. Eine solche bewusste Umdeutung oder unbedarfte Falschdeutung historischer Motive wird in
der Ausstellung am Beispiel von Sinnbildern weitergeführt. Die auf verschiedenen Geräten wie z. B. einem
Milchsechter zu entdeckenden Ornamente wurden ab 1900 völkisch interpretiert und mit einer fiktiven vorgeschichtlich-germanischen
Zeit in Verbindung gebracht.
Von den Alpen zum Herz
Nachdem der Alpenraum und insbesondere Tirol in der Romantik zu einem Sehnsuchtsort eines harmonischen Naturempfindens
geworden ist, wurden die Natur und die Landschaft zu einem Ausgangspunkt für das Entstehen von Symbolen. Das
bekannteste alpine Symbol ist sicherlich das Edelweiß. Die populäre Verwendung von staatlichen oder
religiösen Symbolen zeugt von Zugehörigkeit und Identität. Sie vermittelt aber auch Status, Wertempfinden
oder Abgrenzung. Dies zeigt sich auch im Umgang mit dem Tiroler Adler. Weitere Ausstellungsbereiche beschäftigen
sich mit Allegorie und Emblem, Hinweisschild und Verkehrsschild, Planetenzeichen sowie Symbolen, die Emotionen
und Stimmungen vermitteln.
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