6. Österreichische Schuldenberatungstagung erstmals im Burgenland
Eisenstadt (blms) - Im Zeichen von „20 Jahre Privatkonkurs“ steht die 6. Österreichische Schuldenberatungstagung
im Kultur- und Kongresszentrum in Eisenstadt am 23. und 24.04. Im Vorfeld informierten Konsumentenschutzlandesrätin
Verena Dunst, Mag.a Gabriela Perusich, Leiterin der Schuldenberatung Burgenland, und Dr. Hans W. Grohs, Geschäftsführer
der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen (ASB), über Entwicklungen und Maßnahmen
in diesem Bereich. „Die Schuldner werden immer jünger, und falsches Konsumverhalten ist noch vor gescheiterter
Selbstständigkeit und Arbeitslosigkeit der Hauptgrund für Überschuldung“, erklärte Dunst. Mit
verstärkter Prävention, dem Finanzführerschein für Jugendliche ab 16 Jahren und verbesserten
gesetzlichen Rahmenbedingungen sollen Überschuldungen vermieden und der Weg aus der Schuldenfalle erleichtert
werden.
Finanzführerschein für Jugendliche ab 16
Prävention schon im Jugendalter sei ein Schlüssel zur Schuldenvermeidung, so Dunst. Mit Workshops
und Vorträgen an Schulen konnten in den letzten Jahren mehr als 3.100 SchülerInnen erreicht werden. „In
Kooperation mit der Schuldnerhilfe Oberösterreich werden wir demnächst mit dem Finanzführerschein
für Jugendliche ab 16 Jahren starten“, kündigte Dunst an. Vermittelt wird dabei unter anderem Einnahmen-Ausgabenrechnung,
der Umgang mit einem Konto, die Autofinanzierung oder Schulden und deren Folgen. „Mit der Prävention von heute
vermeiden wir den Privatkonkurs von morgen“, ist Dunst überzeugt.
Burgenland: immer jüngere Schuldner
Die Notwendigkeit früher Prävention wird durch einen Trend untermauert: Die KlientInnen werden immer
jünger, der jüngste bisher war 17 Jahre alt. An erster Stelle der Ursachen für Überschuldung
steht falsches Konsumverhalten. Zweithäufigste Verschuldensursache ist ehemalige Selbstständigkeit, noch
vor Arbeitslosigkeit, Wohnungs- oder Hauskauf und Scheidung. „54,7 Prozent der Schuldner sind männlich, die
durchschnittliche Schuldenhöhe beträgt 94.600 Euro“, berichtet Perusich, Leiterin der Schuldenberatung
Burgenland. Diese bietet professionelle, anonyme Beratung in Eisenstadt und Oberwart an; Sprechtage werden in allen
Bezirken abgehalten. „Beratung vor Ort und das persönliche Gespräch sind für die Betroffenen ganz
wichtig“, betont Dunst. Seit der Gründung als Serviceeinrichtung des Amtes der Burgenländischen Landesregierung
im Jahr 1998 – die BeraterInnen sind Vertragsbedienstete des Landes – wurden 9.159 Neuklienten insgesamt verzeichnet
und 1.710 Konkurstagsatzungen begleitet. Bis dato konnten 2.073 außergerichtliche Ausgleiche erzielt werden.
Neuanfang durch Privatkonkurs
Seit 1995 ist der Privatkonkurs in Österreich gesetzlich verankert, mehr als 110.000 Menschen haben auf
diesem Weg einen Neuanfang geschafft. Für viele seien die Hürden dafür – lange Verfahrensdauer,
10 % im Abschöpfungsverfahren – jedoch zu hoch. ASB-Geschäftsführer Grohs verlangt deshalb dringend
eine Reform des Privatkonkurses, eine Forderung, die auch von Dunst unterstützt wird. Grohs sieht in Maßnahmen
im Bereich der „financial education“, der Finanz- und Wirtschaftsbildung, eine wichtige Investition in die Zukunft,
mit der Kinder und Jugendliche verantwortungsvollen Umgang mit Geld lernen. „Die Finanzbildung muss in eine österreichweite
Strategie münden“, wünscht sich Grohs.
Reformen im Mittelpunkt
Maßnahmen und Entwicklungen in der Schuldenberatung und gesetzliche Reformen bei Privatkonkursverfahren
und im Insolvenzrecht stehen im Mittelpunkt der 6. Österreichischen Schuldenberatungstagung unter dem Titel
„20 Jahre Privatkonkurs“ am 23. und 24. April, an der 140 ExpertInnen aus ganz Österreich teilnehmen werden.
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