Bundesminister Ostermayer vergibt Literaturpreise 2015 – Preisträger für Kunstpreis,
Ernst-Jandl-Preis für Lyrik, Outstanding Artist Award und Staatspreise für Literatur und Literaturkritik
stehen fest
Wien (bpd) - Wie jedes Jahr tagen im Februar und März die Jurys zur Vergabe der Literaturpreise des
Bundeskanzleramtes. Jetzt stehen die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2015 fest. Der rumänische
Schriftsteller Mircea Cartarescu wird mit dem Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur
ausgezeichnet, Preisträger des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik ist Franz Josef Czernin, der Österreichische
Kunstpreis für Literatur wird heuer Evelyn Schlag zuerkannt, der Outstanding Artist Award für Literatur
geht an Christoph W. Bauer und den biennal zu vergebenden Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik
erhält Brigitte Schwens-Harrant.
"Von Franz Kafka stammt der Satz 'Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns'. Es ist gut,
dass wir in unseren Buchhandlungen und Bibliotheken genügend Enteisungsmittel vorfinden. Der Welttag des Buches
soll uns daran erinnern und bietet eine schöne Gelegenheit, die Gegenwartsliteratur zu feiern und Autorinnen
und Autoren mit Preisen auszuzeichnen", so Bundesminister Ostermayer. "Ich gratuliere den Preisträgerinnen
und Preisträgern sehr herzlich zu ihren Auszeichnungen und danke den Jurorinnen und Juroren für ihre
Arbeit."
Der Österreichische Staatspreis für europäische Literatur wird für das literarische Gesamtwerk
einer europäischen Autorin bzw. eines europäischen Autors verliehen, das international besondere Beachtung
gefunden hat. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Die Jury unterstrich ihre Wahl mit folgender Begründung:
"Auf der Folie der rumänischen Geschichte formuliert der 1956 in Bukarest geborene Schriftsteller Mircea
Cartarescu auf großartige und unvergleichliche Weise einen exzessiven, maßlosen Traum von Verwandlung
und Metamorphose. Mit gleichermaßen anspielungsreichen wie wüsten und phantasmagorischen Bildern erschafft
er ein Universum an der Grenze zu Perversion und Wahnsinn, in dem alle Trennungen aufgehoben sind und Erlösung
verheißen wird."
Preisträger des Ernst-Jandl-Preises für Lyrik 2015 ist Franz Josef Czernin. Der Preis wird biennal für
hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der deutschsprachigen Lyrik verliehen. Die Dotation des Preises beträgt
15.000 Euro. In ihrer Begründung führte die Jury an: "Franz Josef Czernins Werk ist ein großes
Abenteuer der Literatur, ein enzyklopädisches Unternehmen, das seinen Gegenstand in immer neuen Versuchen
umkreist. Der Zusammenhang zwischen Subjekt, Sprache und Welt wird in seiner Poesie einem Spiel überlassen,
bei dem Dichtung und Erkenntnis in eins fallen. Vom strengen Sonett bis zum pfingstlichen 'zungenenglisch', vom
Essay bis zum Aphorismus reicht der Katalog der Formen, von der Romantik über die Mystik und den Symbolismus
bis zu den experimentellen Avantgarden reicht ein Kanon, den Franz Josef Czernin in sein unverwechselbar eigenes
Projekt transformiert: in die mit aller Sinnlichkeit, größtem Wissen und höchster Intelligenz gestellte
Frage, wie die Wirklichkeit durch die Sprache im Ich aufgeht. Und das Ich in der Sprache. Und die Sprache in der
Welt. Es ist eine poetische und poetologische Gleichung mit drei Variablen und einem stets aufs Neue zu benennenden
Rest."
Der Österreichische Kunstpreis für Literatur 2015 wird Evelyn Schlag zuerkannt. Der Preis wird für
das literarische Gesamtwerk einer österreichischen Autorin bzw. eines österreichischen Autors vergeben
und ist mit 12.000 Euro dotiert. In der Jurybegründung heißt es: "Das Werk von Evelyn Schlag verfügt
zugleich über eine hohe poetische wie politische Kraft. Es ist gleichermaßen gelungene Standortbestimmung
wie Befragung weiblicher Genealogie. Im Zentrum ihrer Auseinandersetzung stehen das Verhältnis der Geschlechter
zueinander, der Umgang mit dem Körper sowie Krankheitserfahrungen. In ihrem Bemühen um eine weibliche
Sprache für Erotik und Liebe vermeidet Schlag in ihrer Prosa ebenso wie in der Lyrik das ungeschützte
Pathos und setzt stattdessen auf Präzision und Selbstreflexion."
Der Outstanding Artist Award für Literatur geht an Christoph W. Bauer (*1968). Der Preis wird jährlich
an eine Autorin bzw. einen Autor der jüngeren oder mittleren Generation vergeben, die bzw. der bereits wichtige
literarische Veröffentlichungen vorweisen kann, und ist mit 8.000 Euro dotiert.
"Christoph W. Bauer arbeitet als einer der wenigen Autoren seiner Generation in allen Gattungen, von Lyrik
bis hin zu dokumentarischen Lebensbildern, vom Kinderbuch bis zu Theater und Hörspiel. Immer exakt dem jeweiligen
Medium angemessen, folgen die Formen und Ausdrucksmittel seiner Texte klassischen ebenso wie selbst definierten
Gesetzmäßigkeiten, bestechen durch eine unverwechselbare Rhythmik und große Gedankentiefe. In
seinen Gedichten verwebt Christoph W. Bauer, der ein fundierter Kenner der Lyrik verschiedenster Sprachen und Kulturkreise
ist, literarische Traditionen mit zeitgenössischer Popkultur. Er schafft es durch ein spielerisches Wieder-Holen
von bekannten und weniger bekannten Verszeilen die 'scherben erinnerter reime' auf sehr eigenwillige und eindringliche
Weise zum Funkeln zu bringen. In seinen Romanen beschäftigt er sich immer wieder auch mit der Geschichte seines
Wohnortes Innsbruck; spürt mit Einfühlsamkeit und Akribie Erinnerungen nach. Sein letzter, erfolgreicher
Erzählband In einer Bar unter dem Meer rückt verschiedene Schicksale der Generation um die 40 ins Blickfeld.
Mit hoher sprachlicher Genauigkeit erzählt er von Menschen, die viel zu verlieren haben", so die Ausführungen
der Jury zur Nominierung des Preisträgers für den Outstanding Artist Award für Literatur 2015.
Der biennal vergebene Österreichische Staatspreis für Literaturkritik geht 2015 an Brigitte Schwens-Harrant.
"Sie hat nicht nur als Literaturkritikerin, also durch kluges Beurteilen und Sichten von Texten, viel zur
Klärung der literarischen Produktion beigetragen, sondern darüber hinaus mit ihrer Redaktionstätigkeit
Grundsätzliches für das literarische Feld in Österreich geleistet, mit ihren Publikationen Schwerpunkte
gesetzt und dazu beigetragen, den Literaturbetrieb über die Beliebigkeit von Geschmacksurteilen hinauszuheben",
begründet die Jury ihre Wahl. Der Österreichische Staatspreis für Literaturkritik wird im Zwei-Jahres-Rhythmus
abwechselnd mit dem Österreichischen Staatspreis für Kulturpublizistik vergeben und ist mit 8.000 Euro
dotiert.
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