Schieder zu U-Ausschuss: Keine Geheimniskrämerei,
 keine Schwärzungen, volle Transparenz

 

erstellt am
21. 04. 15
11.00 MEZ

Häupl: Kommen aus der Krise nur durch Wirtschaftswachstum heraus – Faymann: Wer am richtigen Platz spart, kann am richtigen Platz investieren – Heinisch-Hosek: Wir müssen mehr junge Frauen aus der Generation Y für Politik begeistern
Wien (sk) - Mit einem Referat von SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder startete am Vormittag des 20.04. die Frühjahrstagung des SPÖ-Parlamentsklubs im Museumsquartier in Wien. Schieder betonte dabei die Position des SPÖ-Klubs im Zusammenhang mit den Diskussionen um den Hypo-Untersuchungsausschuss: "Wir wollen konstruktiv und gemeinsam mit der Opposition an der politischen Aufklärung arbeiten, wir haben kein Verständnis dafür, wenn Namen verheimlicht werden oder Akten geschwärzt werden. Das heißt: Keine Geheimniskrämerei, keine Schwärzungen, volle Transparenz", so Schieder. Inhaltliche Schwerpunkte des heutigen medienöffentlichen Teils der Klubtagung sind die Themen "Industrie 4.0 - Auswirkungen auf Arbeitswelt und Wirtschaft" und "Generation Y - Zwischen Anspruch und Wirklichkeit", die in zwei Diskussionsrunden behandelt werden.

Schieder zeigte sich erschüttert über die jüngsten Meldungen von einem weiteren tragischen Schiffsunglück mit Flüchtlingen im Mittelmeer - "beinahe täglich finden hunderte Menschen, die ihr letztes Geld Schleppern gegeben haben, im Mittelmehr den Tod". Man werde die politischen Antworten auf diese Katastrophen finden müssen; als Zeichen der Solidarität wird der SPÖ-Parlamentsklub heute an der Gedenkkundgebung von NGOs wie der Caritas um 18 Uhr am Minoritenplatz teilnehmen, kündigte Schieder an.

Häupl: Kommen aus der Krise nur durch Wirtschaftswachstum heraus
Wien (sk) - Wiens Bürgermeister Michael Häupl hat in seinem Referat betont, wie notwendig die Schaffung von Spielräumen für Investitionen ist: "Wir kommen aus der Krise nur durch Wirtschaftswachstum heraus". Dafür sei es wichtig, die Nachfrage zu stärken und öffentliche und private Investitionen anzukurbeln. Bei der Frühjahrstagung, bei der die Themen "Industrie 4.0 - Auswirkungen auf Arbeitswelt und Wirtschaft" und "Generation Y - Zwischen Anspruch und Wirklichkeit" diskutiert werden, hob der Bürgermeister außerdem hervor, wie wichtig es ist, die Debatte um technische und gesellschaftliche Entwicklungen breit zu diskutieren. "Die dialektische Beziehung zwischen Ökonomie, Technologienentwicklung und gesellschaftlicher Entwicklung inkludiert natürlich die soziale Frage", betonte Häupl.

Die Fragen, die bei der Klubtagung diskutiert werden, betreffen auch aus Sicht der Städte und Gemeinden wichtige Punkte, sagte der Bürgermeister. So sei es wichtig, die Haushalte in Ordnung zu halten. Gleichzeitig müsse aber dafür gesorgt werden, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und dabei die soziale Komponente zu berücksichtigen. Die Auseinandersetzung mit technischer und gesellschaftlicher Entwicklung sei in der Sozialdemokratie schon immer intensiv geführt worden. Wesentlich sei, dass Lösungen gefunden werden "die nach vorne weisen." In Wien werde über dieses Spannungsverhältnis vor allem unter dem Thema "Smart Cities" vielschichtig diskutiert, berichtete Häupl. Dabei gehe es nicht nur um die großen Herausforderungen wie Zuwanderung und Wohnbau, sondern darum, "wie man das Gesamtkunstwerk Stadt fortschreibt" und alle Komponenten einbezieht von Bildung, über Verkehr bis hin zur Kultur. "Bei der Entwicklung von Smart Cities geht es nicht nur um intelligente Verkehrssysteme, sondern vor allem auch um Fragen der Verteilungsgerechtigkeit", betonte Häupl.

Faymann: Wer am richtigen Platz spart, kann am richtigen Platz investieren
SPÖ-Bundesparteivorsitzender, Bundeskanzler Werner Faymann hat in seiner Rede betont, dass Fragen der Arbeitswelt und Beschäftigung die zentralen Elemente in der Sozialdemokratie seien. "Das erwarten sich die Menschen von uns: dass sie Arbeit haben, von der sie leben können. Darauf zu schauen, ist unsere zentrale Aufgabe", sagte der Kanzler und betonte, dass die Sozialdemokratie diesbezüglich "nicht aufzudröseln" sei.

Zur Stabilität der österreichischen Finanzen sagte der Kanzler: "Wir haben in den letzten Jahren sparsam gewirtschaftet und Geld sinnvoll ausgegeben und zwar, weil wir wissen, dass wir Österreich nicht in die Abhängigkeit der Finanzmärkte führen dürfen. Statt für Schulen, Forschung und Lohnerhöhungen, würden wir sonst nur für Zinsen bezahlen", so Faymann. "Daher haben wir viermal das Budget eingehalten, sogar unterschritten, und sind heute nah am strukturellen Nulldefizit dran. Wenige Länder Europas haben so stabile Finanzen wie Österreich, das ist das Verdienst unserer harten Arbeit."

Die ÖVP spreche das Sparen zwar immer an, aber ohne konkrete Beispiele nennen. Der Kanzler sprach dem Koalitionspartner Mut zu: "Wer am richtigen Platz spart, hat Geld, um am richtigen Platz zu investieren. Und Investitionen brauchen wir viele."

Soziale Frage bei Industrie 4.0 berücksichtigen
Im Rahmen der Frühjahrstagung fand auch eine Diskussionsrunde zu den Auswirkungen von Industrie 4.0 auf Arbeitswelt und Wirtschaft statt. Dabei diskutierten Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer, Verkehrs- und Technologieminister Alois Stöger, SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter, SPÖ-Industriesprecher Rainer Wimmer und die Vizerektorin der TU Anna Steiger: "Industrie 4.0 bringt maßgebliche Veränderungen für die Zukunft der Arbeitswelt mit sich. Zentrale Herangehensweise der Sozialdemokratie ist es, diese industrielle Revolution als keine rein technische, sondern vor allem als soziale Herausforderung zu verstehen. Dabei soll das Wohl aller Menschen im Mittelpunkt stehen", waren sich die DiskutantInnen einig.

"Industrie 4.0 ist fokussiert auf die Produktion. Wenn schwere menschliche Arbeit durch Roboter ersetzt wird, sehen wir das grundsätzlich positiv. Soziale Auswirkungen von Technologie finden permanent statt. Wir müssen uns allerdings dafür einsetzen, die technischen Verbesserungen zum Wohle aller einzusetzen", führte Hundstorfer aus und schloss daraus: "Seit Oktober 2014 sind wir bei über einer Million Teilzeitbeschäftigen. Der Trend ist steigend. Es stellt sich zunehmend die Frage, wie ein Sozialstaat aufrechterhalten werden kann, wenn sich Arbeitsformen weiterentwickeln. Deshalb müssen wir zukünftig auch eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage der Sozialversicherungsbeiträge diskutieren."

Demokratie braucht selbstbewusste, junge Menschen
Das zweite Panel der SPÖ-Frühjahrstagung hat sich um das Thema 'Generation Y - Zwischen Anspruch und Wirklichkeit' gedreht. Nach einem Vortrag der Jugendforscherin Beate Großegger diskutierten Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek, SPÖ-Jugendsprecherin Katharina Kucharowits und SPÖ-Bereichssprecher für Forschung, Innovation und Technologie Philip Kucher. Heinisch-Hosek ist in diesem Zusammenhang insbesondere der Geschlechteraspekt ein Anliegen: "Wir müssen mehr junge Frauen für Politik begeistern."

Die Bildungsministerin formulierte die Vision von Bildungseinrichtungen als Arbeits- und Lebensraum. Es gebe schon viele Schritte in diese Richtung. Dazu gehöre etwa der Girls Day, der dieses Jahr erstmals auch für Mädchen im Kindergartenalter stattfindet. Zudem verwies Heinisch-Hosek auf das Beispiel des Zentrums für Geschlechterpädagogik, das LehrerInnen geschlechtersensible Bildungsvermittlung beibringt. Die Bildungsministerin verwies auf das Gefühl der Unsicherheit, das viele junge Menschen begleite. "Viele haben eine Krisenstimmung. Hier ist es besonders wichtig hinzuhören. Die Kommunalpolitik ist gefordert genau hinzuhören, was junge Menschen brauchen. Aber auch in der Bildungspolitik wollen wir ihnen helfen und schon früh Berufsorientierung implementieren", so Heinisch-Hosek. Die Krise sei gerade für junge Frauen ein Problem. "Frauen werden als sozialer Puffer gesehen, wenn es in der Familie schwierig wird. Andererseits bietet die Krise aber auch eine Chance", erläuterte die Ministerin. Junge Menschen würden das aufzeigen, etwa beim heute tagenden SchülerInnenparlament. "Wir wollen, dass sich junge Menschen zu selbstbewussten Erwachsenen entwickeln können und das abseits von althergebrachten Geschlechterstereotypen", so Heinisch-Hosek.

 

 

 

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