LH Kaiser: Erstmalig werden pädagogische, demographische, geografische und soziale Kriterien
in einem Standortentwicklungskonzept der Zukunft vereint – Eine Prämisse: In jeder Gemeinde ein Schulstandort
Klagenfurt (lpd) - Ab dem kommenden Schuljahr 2015/16 wird in Kärnten ein neues, zukunftsfähiges
Bildungskapitel aufgeschlagen: Die Kärntner Bildungslandschaft wird dann durch das von Bildungsreferent Landeshauptmann
Peter Kaiser in Auftrag gegebene Schulstandorteentwicklungskonzept geprägt. Die Details und den Fahrplan dazu
präsentierte Kaiser am 20.04. im Rahmen eines Bildungs-Medienfrühstücks gemeinsam mit dem amtsführenden
Präsidenten des Kärntner Landesschulrates, Rudolf Altersberger, und dem Vorsitzenden des Zentralausschusses
für die allgemeinbildenden Pflichtschulen, Stefan Sandrieser. Als Prämisse für das Konzept nannte
Kaiser, dass in jeder Kärntner Gemeinde eine Bildungseinrichtung bestehen müsse.
Im Kern sieht das neue Konzept die Umsetzung von Bildungszentren vor. Es stellt die pädagogische Entwicklung
in den Mittelpunkt, berücksichtigt die demografische sowie orts- und regionalbezogene Entwicklung Kärntens
und beinhaltet soziale Aspekte wie die Themen Flüchtlingspolitik und Barrierefreiheit ebenso wie eine von
Experten als Voraussetzung für mehr Bildungsqualität genannte kritische Klassen- bzw. Schulmindestgröße.
„Möglichst viele Bildungseinrichtungen von Kindergarten über Volksschule, Neue Mittelschule bis hin zur
Musikschule sollen unter einem Dach gebündelt werden. Damit wird nicht nur intelligent gespart, weil sich
die Kosten für die Gemeinden als Schulerhalter durch eine Reduzierung der Gebäude verringern. Es werden
auch die pädagogische Qualität und die Schulautonomie sowie die soziale Gemeinschaft der Kinder und letztlich
die Chancengleichheit für den Bildungszugang wesentlich erhöht“, zeigte sich Kaiser auch davon überzeugt,
dass moderner Unterricht entsprechend neue und aktuelle Raumangebote braucht. Als Beleg für intelligentes
Sparen nannte er das Beispiel der Gemeinde Bad Bleiberg. Dort wird die Volksschule unter das Dach der Neuen Mittelschule
integriert. Damit erspart sich die Gemeinde rund 160.000 Euro Erhaltungskosten jährlich.
Vorhandene Exposituren werden nach eingehender Prüfung ihrer zu erwartenden Entwicklung nach und nach in Bildungszentren
integriert, auch unter Rücksichtnahme auf Entfernungen. In einem ersten Schritt kündigte Kaiser für
das kommende Schuljahr bereits den Beginn von rund 16 Expositurzusammenlegungen an. Als Beispiele nannte er die
Integration der Expositur Dreifaltigkeit in die Volksschule Obermühlbach in der Gemeinde Frauenstein oder
die Integration der Expositur der Volksschule Steinwand in die Volksschule Stall in der Gemeinde Stall im Mölltal.
Das bereits im Koalitionsausschuss diskutierte Konzept soll laut Kaiser im Mai in der Landesregierung beschlossen
werden. Aktuell werden Gespräche mit allen betroffenen Gemeinden über notwendige Verbesserungsmaßnahmen
geführt.
Altersberger und Sandrieser übten im Rahmen des Bildungs-Medien-Frühstücks Kritik an der jüngsten
Aussage von Wiens Bürgermeister Michael Häupl die Lehrerarbeitszeit betreffend. „Die Gesamtarbeitszeit
von Pflichtschullehrern in Kärnten beträgt inklusive Vor- und Nachbereitung sowie Planung 1.776 Stunden
pro Jahr. Die Aussage, mit der der Wiener Bürgermeister die Arbeitszeit von Lehrerinnen und Lehrern auf 22
Stunden reduzierte, ist ein Schlag ins Gesicht aller engagierten Kolleginnen und Kollegen und als solche auf das
Schärfste zurückzuweisen“, betonte Sandrieser. Wie er vorrechnete, würden durch eine Erhöhung
der Lehrverpflichtung um zwei Stunden allein im Bereich der Pflichtschulen in Kärnten rund 400 Pädagoginnen
und Pädagogen arbeitslos werden. Wie Altersberger ergänzte, würde auch einigen hundert im Bereich
der AHS das gleiche Schicksal drohen. Sandrieser und Altersberger verwiesen auch darauf, dass in anderen europäischen
Ländern viele Tätigkeiten nicht von Lehrerinnen und Lehrern zu erledigen seien, die in Österreich
sehr wohl in ihren Aufgabenbereich fallen. „In anderen Ländern werden Kolleginnen und Kollegen beispielsweise
von Psychologinnen und Psychologen und oder von Sozialarbeiterinnen und -arbeitern unterstützt“, stellte Sandrieser
auch die Berechnungen der Lehrverpflichtung für OECD-Vergleiche in Frage.
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