Steuerreform, Wohnbaupaket und höhere Förderung für Ältere wirken erst
ab kommendem Jahr
Wien (bmask) - "Der Trend mit steigendem Arbeitskräftepotential, weiter zunehmender Beschäftigung
aber auch steigender Arbeitslosigkeit setzt sich Ende April 2015 fort. Rund 64.000 Arbeitskräfte sind Ende
dieses Monats mehr auf dem Arbeitsmarkt als noch ein Jahr zuvor. 20.000 haben im Jahresabstand in Österreich
zusätzlich eine Stelle gefunden. Damit haben 3.494.000 Personen eine unselbständige Beschäftigung,
so viele wie noch nie zuvor in einem April", unterstrich Sozialminister Rudolf Hundstorfer am 04.05. anlässlich
der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen für den Monat April. Unter den gegenwärtigen Rahmenbedingungen
bleibt weiterhin die Nachfrage der österreichischen Betriebe nach zusätzlichen Arbeitskräften hinter
dem erhöhten Angebot zurück. Ende April zeigt sich das am Anstieg der vorgemerkten Arbeitslosen um 14,5
Prozent auf nunmehr 351.985. Inklusiver der TeilnehmerInnen an Schulungsangeboten des Arbeitsmarktservice sind
aktuell 419.875 Personen vorgemerkt. Das ist eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 7,6 Prozent bzw. 29.586
Personen. Im Vergleich zum Vormonat bedeutet dies einen saisonbedingten Rückgang um 8.644 Menschen bzw. 2,1
Prozent. Die Definition gemäß EUROSTAT ergibt für Österreich eine Arbeitslosenquote von 5,6
Prozent. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition beträgt Ende April 2015 9,1 Prozent.
"Die Zahl der offenen Stellen geht erstmals seit längerer Zeit nicht mehr zurück", wies der
Minister auf erste lichte Streifen am Konjunkturhorizont hin. Ende April waren beim Arbeitsmarktservice 27.707
freie Arbeitsplätze gemeldet. Gegenüber dem Vorjahreswert sind das um 52 bzw. 0,2 Prozent mehr. Im Verlauf
des gesamten April 2015 wurden dem AMS von den Betrieben 37.117 Stellen angegeben. Das bedeutet sogar einen Anstieg
um 8,0 Prozent. Vor allem von Arbeitskräfteüberlassern werden nach monatelangem Rückgang nunmehr
wieder deutlich mehr Stellen angeboten.
"Sollte der Konjunkturaufschwung bei unserem Haupthandelspartner Deutschland anhalten, so werden das auch
die österreichische Betriebe über kurz oder lang spüren", so der Sozialminister. Die in den
vergangenen Wochen in die Wege geleiteten konjunkturbelebenden und beschäftigungsfördernden Maßnahmen,
allen voran die steuerliche Entlastung der Einkommen, die Wohnbauinitiative und der deutliche Ausbau der Beschäftigungsinitiative
für Personen ab 50, werden allerdings erst nächstes Jahr stärker auf die Gesamtbeschäftigung
wirken. "Wichtig wird vor allem aber auch sein, dass die Sozialpartner bei begleitenden Themen wie dem Bonus-Malus
für Ältere möglichst rasch zu Verhandlungsergebnissen kommen", betonte Hundstorfer. Zusätzlich
könnten auch angebotsentlastende und vor allem langfristig gesundheitsfördernde Maßnahmen wie der
Abbau von übermäßigen Überstunden und zusätzliche Erholungstage für Personen die
schon lange im Arbeitsleben stehen zu einer Erholung des Arbeitsmarktes beitragen.
Der österreichische Arbeitsmarkt liegt hinter Deutschland und Großbritannien nunmehr an dritter Stelle
in der Europäischen Union. Bezeichnenderweise sind damit zwei Länder vor Österreich deren Anteil
an NiedrigeinkommensbezieherInnen in den vergangenen Jahren besonders deutlich angestiegen ist. Bei der Jugendarbeitslosenquote
behält Österreich mit 10,5 Prozent den zweiten Platz in der Europäischen Union. Ein Drittel des
Anstiegs an vorgemerkten Arbeitslosen ist gegenwärtig "hausgemacht" bzw. statistisch bedingt. Die
Konzentration des Arbeitsmarktservice auf höherwertige Schulungen führt Ende April zu einem Rückgang
der Gesamtzahl an Schulungsteilnahmen um knapp 15.000 bzw. 18,0 Prozent. Da diese Personen für eine Vermittlung
zu einer Stelle nunmehr direkt verfügbar sind werden sie auch zur Arbeitslosenzahl gezählt.
Allerdings spüren die österreichischen Betriebe vor allem auch noch die schwache Export- wie auch Inlandskonjunktur.
In der Folge steigt die Arbeitslosigkeit in der Warenproduktion um 10,3 Prozent, im Bau um 12,4 Prozent und in
der Arbeitskräfteüberlassung sogar um 16,0 Prozent. Aber auch in den großen Branchen des Dienstleitungsbereich
Tourismus, Handel sowie Gesundheits-/Sozialwesen steigt die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen mit 11,0 Prozent,
11,5 Prozent und 13,6 Prozent noch immer zweistellig.
Überdurchschnittlich zunehmend ist Ende April vor allem die Zahl der vorgemerkten Männer mit 16,3 Prozent,
sowie Personen ab 50 Jahren mit 17,2 Prozent und Arbeitssuchende mit gesundheitlichen Vermittlungseinschränkungen
mit 17,9 Prozent. Und besonders stark betroffen sind Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft.
Hier liegt die Zahl der arbeitslos Vorgemerkten gegenwärtig um 24,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Hier
geraten vor allem auch ältere und bereits länger in Österreich ansässige Arbeitskräfte
durch die Zuwanderung von zumeist gut qualifizierten Personen aus dem EU-Raum zunehmend unter Konkurrenzdruck.
Bei Frauen nimmt dagegen die Zahl der vorgemerkten Arbeitssuchenden mit 12,2 Prozent etwas unter dem Durchschnitt
zu. Und eine der wenigen Gruppen deren Anstieg im einstelligen Bereich bleibt sind Jugendliche mit 8,3 Prozent.
Bei der jüngsten Gruppe - den 15- 19-Jährigen - steigt die Arbeitslosigkeit um 4,9 Prozent. 4.167 Jugendliche
suchen aktuell eine Lehrstelle. Das sind um 313 bzw. 7,0 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Gleichzeitig nimmt aber
auch die Zahl der Lehrstellen mit 1,6 Prozent (+313) wieder etwas zu.
|