Innovative ländliche Räume Oberösterreichs stärken

 

erstellt am
30. 04. 15
11.00 MEZ

Symposium des Oö. Landtags
Linz (lk) - In Oberösterreich leben rund 60 Prozent der Bevölkerung in peripheren Räumen. Abwanderung und Urbanisierung sind aktuelle Herausforderungen, die die Politik künftig aufgreifen muss. Rund 80 oö. Gemeinden verzeichnen seit einigen Jahren einen nachhaltigen Rückgang der Einwohnerzahlen. „Der ländliche Raum in Oberösterreich schneidet im Bundesländervergleich gut ab, trotzdem müssen wir jetzt Maßnahmen setzen, um auch künftig im Wettbewerb der Regionen eine bedeutende Rolle einnehmen zu können“, betont Landtagspräsident KommR Viktor Sigl. Es gibt viele Gründe, warum Oberösterreich – im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern – so gut abschneidet. Ein wesentlicher Aspekt ist, dass Oberösterreich es versteht, das Instrument „Landesparlament“, das es erlaubt, rasch, effizient und zielgerichtet handeln zu können, optimal zum Vorteil zu nutzen. „Die Zukunft liegt unter anderem in den ländlichen Räumen und in einer Politik der Nähe zu unseren Bürgerinnen und Bürgern“, so Sigl.

Deshalb veranstaltete der Oö. Landtag bereits zum zweiten Mal ein Föderalismus-Symposium „Politik der Zukunft – Zukunft der Politik“, mit dem Ziel, die Vorteile des Föderalismus für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich und die künftigen Herausforderungen darzustellen. Die diesjährige Veranstaltung im amsec IMPULS im Softwarepark Hagenberg stand aufgrund der Bedeutung der peripheren Gebiete unter dem Motto „Innovativer ländlicher Raum“.

Innovativer ländlicher Raum stärkt Oberösterreich - muss aber auch gezielt gefördert werden
„Der ländliche Raum prägt unser Land in seiner Vielfältigkeit und trägt damit viel zur wirtschaftlichen Stärke unseres Landes bei“, erklärte Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer:

  • Landschaftlich: Ohne den ländlichen Raum würde Oberösterreich seinen Charakter und seine regionalen Besonderheiten verlieren
  • Nachhaltig: Hier werden die natürlichen Lebensräume erhalten und gepflegt
  • Wirtschaftlich: Im ländlichen Raum erleben wir heute eine Kultur des Erfolgs. In Kombination aus Tradition und neuen Ideen entstehen zukunftsweisende Anwendungsmöglichkeiten, Produkte und Techniken.
  • Touristisch: Der ländliche Raum bietet den Menschen Rückzugsmöglichkeiten und Erholung. Er wird damit im wahrsten Sinne des Wortes zum Lebensraum.


Gleichzeitig braucht der ländliche Raum aber auch gute Rahmenbedingungen von Seiten der Politik für seine weitere Entwicklung. Denn auch in Oberösterreich stellen sich viele junge Menschen in den ländlichen Regionen die Frage: Bleiben oder Gehen. Wir brauchen daher mehr Arbeitsplätze im ländlichen Raum, wenn wir verhindern wollen, dass junge Menschen ihrem Arbeitsplatz nachziehen, betont Pühringer.

Neben der Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum ist die Aufrechterhaltung und Entwicklung sozialer und technischer Infrastruktur die zweite große Herausforderung.

Mit Innovationen aus dem ländlichen Raum in die ganze Welt – Was braucht es aus Sicht der Wirtschaft
Ein Beispiel für eine ausgezeichnete wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum ist der Flugzeugzulieferer FACC AG aus dem Innviertel. Der oö. Toplieferant verzeichnete in den 26 Jahren seit der Gründung ein durchschnittliches Jahreswachstum von rund 22 Prozent. Ein wesentlicher Faktor dieser Entwicklung sind laut Vorstandsvorsitzenden DI Walter Stephan die getätigten Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in die Region: „Jedes Unternehmen kann seinen Erfolgsverlauf selbst beeinflussen. FACC investierte – um auch künftig zu wachsen – im abgelaufenen Jahr 100 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung sowie 300 Millionen in die Innviertler Standorte.“

Zufrieden – das ist DI Walter Stephan mit der oberösterreichischen Politik. Vor allem die rasche Abwicklung der Anlagengenehmigungen und die Unterstützung der Politik bei Betriebsansiedlungen ist für den ländlichen Raum von großer Bedeutung. Ein weiterer wichtiger Faktor, speziell für den ländlichen Raum, ist für Stephan die Bildungspolitik: „Oberösterreich ist mit den Höheren Technischen Lehranstalten gut bedient, trotzdem muss vor allem der ländliche Raum noch stärker in die technisch orientierte Schulbildung integriert werden.“ Vor allem, wenn man bedenkt, dass in den ländlichen Regionen das Potenzial der Berufsorientierung stark ausgeprägt ist.

Neben Lob für die sehr gute Infrastruktur in Oberösterreich stellte Stehpan auch Forderungen an die Politik. „International tätigte Unternehmen leben von hoher Flexibilität. Durch die strengen Vorschriften bei den Arbeitszeiten wird den oö. „Global-Playern“ ein Hindernis im internationalen Wettbewerb auferlegt“, betont Stephan. Längere Arbeitszeiten würden auch eine verlängerte Freizeit bedeuten. Vor allem auch die hohen Lohnnebenkosten sind für die Wettbewerbsfähigkeit oberösterreichischer Unternehmen kein Vorteil. Trotz der Forderungen an die Politik würde Stephan nochmals den ländlichen Raum als Unternehmensstandort wählen – betont aber auch, dass es Raum für Verbesserungen gibt.

Die Europäische Union als Begleiter des „Innovativen ländlichen Raums“
Als Gastreferent für die Meta-Ebene – die Europäische Union – zeigte sich Dr. Georg Häusler, Direktor in der Generaldirektion Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Europäischen Kommission, kritisch. Nicht gegenüber Oberösterreich, den ländlichen Regionen oder der Bevölkerung, sondern gegenüber der EU selbst: „Brüssel ist zu wenig präsent in den Regionen. Es werden Rahmenbindungen auf europäischer Ebene geschaffen aber nicht erklärt. Im Bereich der Kommunikation besteht daher großer Aufholbedarf – eine Chance für die Zukunft.“

Chancen und Möglichkeiten sieht Häusler künftig auch für den ländlichen Raum – vor allem wenn es der ländlichen Entwicklungspolitik gelingt, Landwirtschaft und Wirtschaft perfekt zu kombinieren – auch im Bereich der Forschung. „Innovation und Wissensmanagement spielen dabei ein große Bedeutung“, betont Häusler. Der europäische Beitrag für die ländliche Entwicklung muss deshalb weg von der Transferpolitik, hin zur gezielten Förderungspolitik führen. „Die EU ist kein Geldverteiler sondern soll mit Förderungen – speziell den ländlichen Raum – auf den künftigen Wettbewerb vorbereiten und die passenden Rahmenbedingungen schaffen.“

Politische Entscheidungen mit Augenmaß
Im abschließenden Resümee teilte Landtagspräsident Sigl die Meinung von Häusler, dass Politik vor allem Rahmenbedingungen schaffen und nicht den Lebens- und Wirtschaftsraum einschränken und behindern solle: „Die oö. Politik muss den Weitblick behalten und sich unter anderem auf den Infrastrukturausbau und die Bildungspolitik konzentrieren. Damit können wir die Unternehmen bei der Wettbewerbsfähigkeit unterstützen.“.

Als wesentlichen Faktor für die Zukunft des ländlichen Raumes sieht Sigl auch die Möglichkeit zu schaffen, dass junge Menschen in ihren Heimatgemeinden bleiben können: „Wir müssen es jungen Menschen ermöglichen, dort Familien zu gründen, wo sie zuhause sind. Deshalb ist es unsere Aufgabe, mit gezielten Maßnahmen, wie leistbaren Wohnungen und durch Erschließung von kostengünstigem Bauland gegenzuwirken.“

Die Aufgabe der Politik in Bezug auf die ländlichen Gemeinden sieht Sigl in der Begleitung: „Wir müssen die Dimension der einzelnen Gemeinde erkennen und fördern – und eine individuelle Definition zulassen. Denn jeder periphere Raum blüht mit anderen Blumen.“ Damit verbunden ist laut Sigl aber auch, dass die Gemeinden und im Speziellen die Bevölkerung den Mut zur Eigenverantwortung haben und sich im ländlichen Raum selbst verwirklichen.

 

 

 

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