Familienministerium informiert über Tätigkeit der zentralen Anlaufstelle in Weltanschauungsfragen
Wien (pk) – Einen fundierten Einblick in den "Supermarkt" der Weltanschauungen und spirituellen
Bewegungen, die auch in Österreich eine Relevanz haben, liefert der jährliche Sektenbericht des Familienministeriums
( III-160 d.B.). Im Jahr 2013 haben sich insgesamt 1.008 Personen an die Bundesstelle für Sektenfragen gewandt,
wobei folgende Bereiche bzw. Gruppierungen und Gemeinschaften am häufigsten thematisiert wurden: Scientology,
Bruno Gröning-Freundeskreis (geistige Heilungen), Esoterik, Yoga im täglichen Leben (Maheshwarananda)
und Sahaja Yoga. In den Aufgabenbereich der acht MitarbeiterInnen dieser zentralen Anlaufstelle fällt neben
der objektiven Information und Dokumentation, die vertrauliche Beratungstätigkeit von Betroffenen und Bezugspersonen
sowie die Präventionsarbeit, was u.a. in zahlreichen Veranstaltungen mit SchülerInnen und Workshops mit
MultiplikatorInnen zum Ausdruck kommt (www.bundesstelle-sektenfragen.at).
Zentrale Servicestelle bietet umfangreiches Beratungs- und Hilfsangebot
Die Bundesstelle für Sektenfragen steht seit 1998 österreichweit als Servicestelle in Sachen "Sogenannte
Sekten" und Weltanschauungsfragen allen Privatpersonen, Institutionen und staatlichen Einrichtungen zur Verfügung.
In ihrer täglichen Arbeit sind die MitarbeiterInnen mit Fragen zu alternativen religiösen Bewegungen,
Esoterik, spezifischen Seminarangeboten (Lebenshilfemarkt), Geist- und Wunderheilungen, fundamentalistischen Strömungen,
Guru-Bewegungen, Okkultismus, Satanismus oder Weltanschauungsgemeinschaften konfrontiert.
Im Bericht wird hervorgehoben, dass die Bundesstelle gru ndsätzlich den Begriff "Sekte" in Zusammenhang
mit der Charakterisierung oder Beschreibung von Gemeinschaften, Gruppierungen, Organisationen, Bewegungen, Einzelanbietern
etc. nicht verwendet. Im Vordergrund der Betrachtung stehen vielmehr die Bewertung oder Beurteilung von Fragen,
wie in unterschiedlichen Gruppierungen mit Menschen umgegangen wird, welche Methoden oder Praktiken angewendet
werden, wie dies von Menschen erlebt wird und inwiefern sich daraus Gefährdungen entwickeln können. Durch
eine solche Herangehensweise sollen Pauschalierungen vermieden werden. Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften
und ihre Einrichtungen fallen aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Bundesstelle.
Weitere Zersplitterung des Weltanschauungsmarktes
Generell stellen die AutorInnen fest, dass sich die weltanschauliche Szene immer mehr in Organisationen, kleine
Gruppierungen und Einzelanbieter aufspaltet, was auch zu einer Vielzahl an Neugründungen geführt hat.
Der 174 Seiten umfassende Bericht enthält zahlreiche Fallbeispiele, die einen konkreten Einblick in die Beratungstätigkeit
der Bundesstelle für Sektenfragen geben. In Anknüpfung an ein zentrales Thema des Jahres 2012, dem "Maya-Kalender"
und den damit verbundenen Weltuntergangsvorstellungen, wurde auch der Frage nachgegangen, wie auf das offensichtliche
Nichteintreten der Katastrophenszenarien reagiert wurde.
Ein eigenes Kapitel ist dem Phänomen des sogenannten "Schamanismus" gewidmet, der als ein sehr präsentes
Ausdrucksfeld der modernen, religiösen, spirituellen und esoterischen Gegenwartskultur angesehen wird. Dabei
ist festzustellen, dass VertreterInnen aus denjenigen indigenen Völkern, die oft als Beispiele eines "ursprünglichen"
Schamanismus herangezogen werden, diese Zuordnung ablehnen und den Vorwurf des "Kulturkolonialismus"
erheben. Die Beratungspraxis zeige zudem, dass das Thema Schamanismus sehr vielschichtig auftritt und vom Versuch,
sich einer scheinbar tradierten spirituellen Praxis zu nähern, bis hin zu einer aus unterschiedlichen Versatzstücken
zusammengesetzten "romantisierten Naturlehre" bzw. "Indianerromantik", die manchmal durch den
Gebrauch halluzinogener Substanzen ein besonderes Konfliktpotential birgt, reicht.
Der Bericht enthält zudem noch einen ausführlichen Teil, der sich mit Themen befasst, die im Jahr 2013
von verschiedenen Medien aufgegriffen wurden. Eine Fernsehdiskussion rund um den Dokumentarfilm "Am Anfang
war das Licht" kommt dabei ebenso vor, wie Nachlesen zum Tod des Kommunen-Gründers Otto Mühl, Berichterstattungen
über Vorkommnisse in der sich als christlich bezeichnenden Gemeinschaft "Zwölf Stämme",
aktuelle Buchveröffentlichungen zum Thema Scientology oder kritische Kommentare in Bezug auf "Bikram
Yoga"
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