Wien (vetmeduni) - Chemotherapien wirken sehr effektiv bei kleinen Prostata-Tumoren.
In größeren Tumoren unterdrücken bestimmte Immunzellen jedoch die köpereigene Immunantwort
und tragen so, trotz Behandlung, zum Tumorwachstum bei. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der
Vetmeduni Vienna, der MedUni Wien und des Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung zeigte nun, dass eine
neuartige Kombinationstherapie auch größere Prostata-Tumoren bekämpfen kann. Dabei werden immunsuppressive
Zellen im Tumor blockiert oder entfernt. Eine Kombination dieser Immuntherapie mit einer konventionellen Chemotherapie
führte in Mäusen bei fortgeschrittenem Prostatakrebs zur nahezu vollständigen Heilung. Die Studie
wurde im renommierten Journal Nature veröffentlicht.
Die B-Lymphozyten, kurz: B-Zellen, kommen in metastasierenden Prostatakarzinomen wesentlich häufiger vor als
in kleinen Tumoren und wirken zudem immunsuppressiv. Diese Zellen halten das Immunsystem in Schach, wodurch die
gängigen Therapien nicht wirken und es den bösartigen Tumoren ermöglicht wird, unkontrolliert weiter
zu wachsen.
Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der University of California, der San Diego School of Medicine,
der Charité Berlin, der Vetmeduni Vienna, des Ludwig Boltzmann Instituts für Krebsforschung (LBI-CR)
und der MedUni Wien zeigte, dass die Effekitivität eines gängigen, in der Chemotherapie eingesetzten
Wirkstoffes (Oxaliplatin), in Kombination mit einer Immuntherapie auch im sonst therapieresistenten, fortgeschrittenen
Prostata-Krebs wirkt. Dies wird erreicht, wenn die Aktivität und Funktionalität der B-Zellen zuvor blockiert
wird.
„Dazu kommt, dass diese Therapie bereits beim Einsatz niedrig dosierter Chemotherapie wirkt, und damit viel schonender
für den Patienten ist“, erklärt der Co-Autor Lukas Kenner von der Abteilung für Labortierpathologie
der Vetmeduni Vienna. „Außerdem liegt der Schluss nahe, dass es ähnliche immunsuppressive B-Zellen auch
in anderen humanen Krebsarten gibt.“ Das könnte demnach auch bei anderen Krebsformen zu neuen Therapie-Optionen
führen.
4.700 Österreicher erkranken jährlich an einem Prostatakarzinom
Prostata-Krebs ist weltweit die dritthäufigste Krebs-Art mit tödlichen Folgen bei Männern und die
sechsthäufigste Todesursache infolge von Krebs. In Österreich erkranken laut Statistik Austria pro Jahr
rund 4.700 Männer an einem Prostatakarzinom. Im gleichen Zeitraum sterben rund 1.200 der Betroffenen. In der
Europäischen Union werden pro Jahr rund 300.000 dieser Diagnosen gestellt, rund zwei Millionen Männer
leben in der EU mit dieser Erkrankung.
Der Artikel “Immunosuppressive plasma cells impede T-cell-dependent immunogenic chemotherapy” von Shabnam Shalapour,
Joan Font-Burgada, Giuseppe Di Caro, Zhenyu Zhong, Elsa Sanchez-Lopez, Debanjan Dhar, Gerald Willimsky, Massimo
Ammirante, Amy Strasner, Donna E. Hansel, Christina Jamieson, Christopher J. Kane, Tobias Klatte, Peter Birner,
Lukas Kenner und Michael Karin wird am 29.4.2015 um 19 Uhr (MEZ) im Fachjournal Nature veröffentlicht. doi:10.1038/nature14395
Über die Veterinärmedizinische Universität Wien
Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen,
akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit,
Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna
beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf
verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute
am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur
Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges Bestehen.
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