Mehr Wettbewerb und Transparenz auf Österreichs Energiemarkt
Wien (pk) – Weitere Fortschritte bei Wettbewerb und Transparenz, aber auch eine Steigerung der Versorgungssicherheit
bescheinigt die Energie-Control in ihrem aktuellen Tätigkeitsbericht (III-165 d.B.) dem österreichischen
Energiemarkt. So konnten 2014 die bisher meisten Anbieterwechsel bei Strom und Gas seit der Liberalisierung verzeichnet
werden, die Stromkennzeichnungspflicht wiederum führte dazu, dass Österreichs Haushalte bereits seit
2013 atomstromfrei sind. Die Sicherstellung der heimischen Gasversorgung auch während der Gaskrise im abgelaufenen
Jahr zeigt schließlich, dass Österreich auf mögliche Ausfälle russischer Lieferungen gut vorbereitet
ist. Bei der Preisentwicklung für die Endverbraucher spiegeln sich einmal mehr die gestiegenen Kosten der
Ökostromförderung wider.
Weniger Stromverbrauch durch milden Winter
Der relativ milde Winter wirkte sich auch auf den Stromverbrauch in Österreich aus. Wie aus dem Bericht hervorgeht,
ging der inländische Stromkonsum in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 um 1,0 % zurück. Ausschlaggebend
für diese Entwicklung waren dabei die ersten vier Monate, in denen ein Rückgang um 2,8 % verzeichnet
wurde. Ab Mai stieg dann der Inlandsstromverbrauch insgesamt wieder leicht, und zwar um 0,6 %. Aufgrund des vor
allem im ersten Halbjahr 2014 gegenüber dem Vorjahr deutlich schlechteren Wasserdargebots verringerte sich
die Erzeugung der Laufkraftwerke um 4,5 %. Bei den Speicherkraftwerken hingegen weist der Bericht eine Steigerung
der Stromerzeugung um 1,5 % aus. Mit einem Minus von 22,1 % schlug sich die Stromerzeugung der Wärmekraftwerke
zu Buche.
14 % des Stromverbrauchs aus gefördertem Ökostrom
Der Anteil des geförderten Ökostroms am Endverbrauch betrug 2013 bereits 12,5 %, was eine Steigerung
gegenüber 2012 um 1,5 Prozentpunkte bedeutet. Die stärksten Zuwachsraten konnten dabei die Photovoltaik
mit einem Plus von 112 % erzielen, gefolgt von Kleinwasserkraftwerken (+ 25 %), Windkraft (+ 24 %) und fester Biomasse
(+ 2 %). Aus einem Vergleich der Werte für das erste Halbjahr 2014 mit jenen aus dem ersten Halbjahr 2013
schließt der Bericht im Übrigen auf eine erneute Steigerung beim Ökostrom im Jahr 2014. Sollte
sich der Endverbrauch im 2. Halbjahr 2014 ähnlich weiterentwickeln, dann sei für das gesamte Jahr mit
einem Anteil von gefördertem Ökostrom von mehr als 14 % zu rechnen, heißt es.
Erdgas: Deutliche Erhöhung des Speicherstands
Noch stärker schlugen sich die überdurchschnittlich hohen Wintertemperaturen auf den Verbrauch bei Erdgas
nieder, der in den ersten neun Monaten des Jahres 2014 um 10,6 % zurückging. Auch hier waren die Rückgänge
in den ersten vier Monate am stärksten ausgeprägt, während in den Sommermonaten der Verbrauch wieder
zunahm. Was die inländische Erdgasproduktion betrifft, weist der Bericht eine Reduktion gegenüber 2013
von 12,2 % aus. Gleichzeitig kam es aber zu einer deutlichen Erhöhung des Speicherstands der inländischen
Gasspeicher, sodass die Einschränkungen bei den Importen im letzten Quartal 2014 ohne Auswirkung für
die heimischen Gaskunden blieben.
Netztarife und Ökostromkosten führten zu Strompreiserhöhungen für Haushalte
Während der Strommarkt für Großkunden 2014 von nur geringer Volatilität und einem sehr niedrigen
Preisniveau gekennzeichnet war, stieg der Verbraucherpreisindex Strom für die Endkunden Anfang 2014 sprunghaft
an. Der Bericht erklärt dies mit einer Erhöhung der Netztarife und der Anhebung der Ökostromförderbeiträge.
Insgesamt senkten 2014 aber 19 Stromanbieter ihre Preise. Eine unterschiedliche Entwicklung konnte bei den Netznutzungsentgelten
festgestellt werden. Die Haushalte in Wien verzeichneten mit einem Plus von 3,8 % den höchsten Anstieg, über
die höchste Preissenkung (- 8 %) konnten sich hingegen die niederösterreichischen Haushalte freuen. Die
starke Steigerung der Ökostromkosten wiederum bedeutet, dass nun ein Musterhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch
von 3.500 kWh 68 € statt bisher 54 € an Förderungsbeiträgen bezahlen muss, was einer Steigerung gegenüber
2013 von 26 % entspricht.
Gaspreis für Haushalte blieb auf hohem Niveau stabil
Was die Preisentwicklung am Gas-Großhandelsmarkt betrifft, spricht der Bericht von zwei gegensätzlichen
Entwicklungen. Einerseits sorgte die gute Versorgungslage im Verein mit der niedrigen Nachfrage für einen
regelrechten Preisverfall, andererseits kam es aber durch die immer wieder aufkeimende Unsicherheit aufgrund der
Ukraine-Krise vor allem im dritten Quartal 2014 zu Preissteigerungen. Für die Haushaltskunden wiederum blieb
der Gaspreis im Wesentlichen stabil und lag im Oktober 2014 nur geringfügig unter dem Rekordwert von Februar
2013. Seit Anfang 2014 haben überdies nur drei Lieferanten ihre Preise gesenkt, alle anderen Anbieter ließen
ihre Preise unverändert. Trotz dieser Preisstabilität hat sich, wie der Bericht zu bedenken gibt, der
Wettbewerb durch den Auftritt von neuen Lieferanten, aber auch durch diverse Rabattaktionen sowie die Aktion "Energiekosten-Stopp"
des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) intensiviert.
Haushalte wechselten 2014 ihre Anbieter so häufig wie noch nie
Als Zeichen für einen langsam stärkeren Wettbewerb wertet der Bericht die dynamische Entwicklung beim
Anbieterwechsel. In Österreich gab es 2014 die bisher meisten Wechsel bei Strom und Gas seit der Liberalisierung,
was der Bericht u.a. auch auf die erstmals durchgeführte Aktion "Energiekosten-Stopp" des VKI zurückführt.
Konkret wechselten knapp 268.000 Strom- und Gaskunden ihre Anbieter – um 80 % mehr als 2013. Einen neuen Lieferanten
suchten 206.000 Stromkunden und 61.600 Gaskunden. Dies entspricht einer Gesamtwechselrate von 3,5 % (2013: 1,8
%) bei Strom und 4,6 % (2013: 2,5 %) bei Gas. Die häufigsten Wechsler waren dabei die Oberösterreicher
mit 5,3 % bei Strom und 9,9 % bei Gas.
Atomstromfreies Österreich durch Stromkennzeichnung
Große Bedeutung hatte im Jahr 2014 auch die Stromkennzeichnung. Bereits 2013 waren Österreichs Haushalte
erstmals atomstromfrei, nachdem die vom Nationalrat beschlossene Stromkennzeichnungspflicht die Abgabe von Graustrom
an Haushaltskunden verboten hatte. Mit Ende 2015 werden nun auch die noch bestehenden Ausnahmen für die Industrie
wegfallen, sodass dann eine vollständige Stromkennzeichnungspflicht – vom kleinen Haushalt bis zum großen
Industriebetrieb – gilt. Die E-Control wird die Kennzeichnung wie gewohnt genau überprüfen, versichert
der Bericht.
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