Theorieprüfung entfällt bei erfolgreichem Nachweis von notwendigen Kenntnissen im
Lehrberuf
Wien (rk) - Auf Initiative von Wirtschaftstadträtin Vizebürgermeisterin Renate Brauner wurde vor
rund zwei Jahren der Qualifikationsplan Wien 2020 erarbeitet. Er ist eine gemeinsame Strategie von Stadt Wien,
Bund, Sozialpartnern sowie von allen wichtigen Bildungs- und Arbeitsmarkteinrichtungen, um WienerInnen mit höchstens
Pflichtschulabschluss zu einer besseren Ausbildung zu verhelfen. Denn Menschen mit mangelnder Ausbildung tragen
heute schon die Hauptlast der Arbeitslosigkeit und werden es in Zukunft noch schwerer haben. In einem Gipfeltreffen
am 28.04. zog Brauner gemeinsam mit ÖGB-Präsident Erich Foglar, IV-Wien-Präsident Wolfgang Hesoun,
AK-Präsident Rudolf Kaske und WKW-Präsident Walter Ruck eine erste Bilanz und präsentierte wichtige
Zukunftsvorhaben.
Brauner: "Fokus auf sichere Ausbildungsplätze für Jugendliche und Unterstützung von Erwachsenen
beim Nachholen des Lehrabschlusses"
Brauner: "Bei der Umsetzung des Qualifikationsplans Wien 2020 konzentrieren wir uns erstens darauf, dass
Jugendliche entweder eine weiterführende Schule oder eine Lehrausbildung positiv abschließen. Wir entwickeln
daher die Wiener Ausbildungsgarantie als Herzstück des Qualifikationsplans kontinuierlich weiter. Damit auch
jene rund 3.500 Jugendlichen, die sonst ohne Lehrstelle wären, eine fundierte Berufsausbildung bekommen, nehmen
Stadt und Bund heuer 62 Mio. Euro in die Hand. Zweiter Schwerpunkt ist es, Erwachsenen das Nachholen eines Lehrabschlusses
oder eines gleichwertigen Abschlusses zu ermöglichen. Das ist bisher gut gelungen. Alleine im vergangenen
Jahr wurden über 2.200 außerordentliche Lehrabschlussprüfungen von Wienerinnen und Wienern positiv
abgelegt. Im Vergleich dazu waren es 2011 knapp 500 weniger."
Besonders erfreulich: Insgesamt sind vom waff 2012 und 2013 rund 1.100 berufstätige WienerInnen beim Nachholen
des Lehrabschlusses unterstützt worden. Über 90 Prozent sind bis zum Februar 2015 bereits zur Lehrabschlussprüfung
angetreten. Die Erfolgsquote war enorm. 95 Prozent haben die Prüfung auch tatsächlich geschafft. "Das
zeigt", so Brauner, "den Lehrabschluss neben dem Job nachzuholen ist zwar keine Selbstverständlichkeit,
aber machbar. Mit dem waff Chancen-Scheck können wir seit Anfang 2015 Berufstätige dabei noch besser
unterstützen."
Wiener Anerkennungssystem "Meine Chance - Ich kann das!" -Meilenstein des Qualifikationsplans Wien
2020
"Mit einer neuen Initiative, dem von den Sozialpartnern, den Wiener Berufsschulen sowie von AMS und waff
entwickelten Wiener Anerkennungssystem ‚Meine Chance - Ich kann das!‘ wollen wir jetzt einen neuen Weg zum außerordentlichen
Lehrabschluss anbieten," kündigte Brauner im Mediengespräch mit den Präsidenten der Sozialpartner
an. Kernpunkt dabei: Die Lehrabschlussprüfung besteht aus einem theoretischen und praktischen Teil. Der theoretische
Teil der Prüfung entfällt, wenn man einen speziellen Kurs erfolgreich absolviert hat oder die zuständige
Berufsschule feststellt, dass alle theoretischen Kenntnisse vorhanden sind. Brauner: "Dinge, die man schon
kann, braucht man nicht nochmals lernen. Das stärkt auch das Selbstbewusstsein. Das Wiener Anerkennungssystem
ist ein weiterer Meilenstein des Qualifikationsplans Wien 2020."
WKW-Präsident Ruck: "Lehrabschluss ist wichtig für den persönlichen Erfolg, aber auch
für den Wirtschaftsstandort"
Auch für Walter Ruck, Präsident der Wiener Wirtschaftskammer, ist die Initiative ein wichtiger Meilenstein
im Rahmen des Qualifikationsplans Wien 2020: "Der Lehrabschluss ist ein sicherer Weg zum persönlichen
Erfolg im Berufsleben. Die Wirtschaft benötigt Fachkräfte mit einer soliden Ausbildung und bietet ihnen
tolle Jobchancen. Deshalb unterstützen wir Erwachsene dabei, den Lehrabschluss nachzuholen. Mit der Lehrabschlussprüfung
bei der Lehrlingsstelle der Wirtschaftskammer stellen wir sicher, dass die Absolventen die von den Unternehmen
benötigten Kenntnisse erworben haben".
Die bestmögliche Qualifizierung der Wienerinnen und Wiener ist auch wichtig für die Unternehmen und die
Stadt, so Ruck weiter: "Der Wirtschaftsstandort benötigt gut ausgebildete Fachkräfte, um weiter
zu florieren. Dieses Angebot ist eine gute Ergänzung zur klassischen betrieblichen Lehre und bietet auch Erwachsenen
die Chance zum Erfolg".
AK forciert "Wiener Anerkennungssystem"
"Viele haben sich über Jahre Fertigkeiten und Kompetenzen im Berufsleben angeeignet, und diese Kompetenzen
wollen wir anerkennen und den Betroffenen dadurch das Erreichen eines Lehrabschlusses erleichtern. Das spart Zeit,
Geld und Energie auf dem Weg von der Hilfskraft zur Fachkraft", sagt AK-Präsident Rudi Kaske. Die AK
will unnötige Hürden auf dem Weg zu einem FacharbeiterInnen-Abschluss abbauen und hat deshalb dieses
Projekt vorgeschlagen und entwickelt. "Ein erster Schritt, der uns gemeinsam mit den Gewerkschaften, der Lehrlingsstelle,
dem waff und dem AMS gelungen ist."
Für den AK-Präsidenten ist es ein großes Anliegen, dass auch die Betriebe mitmachen, "mit
an einem Strang ziehen." Die Betriebe sollen das Wiener Anerkennungssystem forcieren und die Beschäftigten,
die mitmachen wollen, auch tatkräftig unterstützen. Kaske: "Schließlich geht es um bestausgebildete
Fachkräfte für die Zukunft und das wiederum kommt ja der Wirtschaft zu Gute. Und wir erleichtern es vielen
zugewanderten Kolleginnen und Kollegen, die mitunter schon sehr lange hier in Wien leben, dass ihr berufliches
Wissen anerkannt und die von ihnen erbrachte Leistung auch adäquat entlohnt wird."
IV-Wien-Präsident Hesoun: "Rund 40 Prozent aller Leitungspositionen in der Wirtschaft sind mit
Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen besetzt."
IV-Wien-Präsident Hesoun betonte: "Gut ausgebildete Arbeitskräfte sind das wichtigste Asset für
den Wirtschaftsstandort Wien und Österreich insgesamt. Als IV-Wien unterstützen wir daher das Wiener
Anerkennungssystem ‚Meine Chance - Ich kann das!‘ und den ‚Qualifikationsplan Wien 2020‘. Die Bedeutung der Lehre
für die Sicherung des Fachkräftebedarfs wird vielfach unterschätzt. Die Industrie kommt dabei ihrer
Verantwortung nach und bildet in Wien weit über 1.000 Lehrlinge aus. Dass die Lehre für Industrie und
Wirtschaft eine zentrale Bedeutung hat, sieht man auch daran, dass rund 40 % aller Leitungspositionen in der Wirtschaft
mit Lehrabsolventinnen und Lehrabsolventen besetzt sind." Hesoun unterstrich weiter: "Maßnahmen
wie der Qualifikationsplan Wien, die darauf abzielen die Ausbildung und Qualifikation der Menschen durch ein modernes
und praxisnahes Bildungssystem weiterzuentwickeln, tragen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes und der Wettbewerbsfähigkeit
Wiens bei."
ÖGB Präsident Foglar: "Qualifikation ist der Schlüssel zu besseren Chancen im Job"
ÖGB-Präsident Erich Foglar: "Wer einen Beruf erlernt hat, trägt ein geringeres Risiko,
arbeitslos zu werden, denn Qualifikation ist der Schlüssel zu besseren Chancen im Job. Ziel des Qualifikationsplanes
ist es, noch mehr Jugendliche zu fundierter Berufsausbildung zu bringen und mehr Erwachsenen das Nachholen von
wichtigen Bildungsabschlüssen, wie des Lehrabschlusses zu ermöglichen. Bildung sichert nämlich nicht
nur die eigene Existenz - gut ausgebildete Fachkräfte sichern auch den Wirtschaftsstandort Wien".
So funktioniert das "Wiener Anerkennungssystem" im Detail
Die Berufsschule bewertet und schätzt ein, welche theoretischen Kenntnisse im Lehrberuf beherrscht werden.
Sie legt auch fest, ob bzw. welches Know-how noch erworben werden muss. Wird das fehlende Wissen in speziellen
Schulungsmaßnahmen erworben, sieht die Lehrlingsstelle in der Wirtschaftskammer von der theoretischen Lehrabschlussprüfung
ab. Etwaige erforderliche Weiterbildungsmaßnahmen werden vom waff bzw. dem AMS finanziert. Notwendig ist
also nur mehr das Ablegen der praktischen Lehrabschlussprüfung vor der Prüfungskommission.
Das Projekt startet in drei Lehrberufen und zwar für die Berufe Koch/Köchin, Restaurantfachkraft und
Bürokaufmann bzw. Bürokauffrau. Begonnen wird mit Angeboten für Arbeitslose im Mai, im September
sollen dann auch Beschäftigte einbezogen werden. Wer sich dafür interessiert, soll sich beim AMS (wenn
arbeitslos) oder beim waff (wenn in Beschäftigung) melden. Grundvoraussetzung: Man muss über 22 Jahre
alt sein und zumindest eineinhalb Jahre im entsprechenden Beruf gearbeitet, aber keinen Lehrabschluss haben.
Mit dem waff Chancen-Scheck noch leichter zum Weiterbildungsgeld
Damit berufstätige WienerInnen, die maximal die Pflichtschule absolviert haben, noch schneller und einfacher
zu finanzieller Unterstützung für ihre Weiterbildung kommen, gibt es seit Jänner 2015 das waff Chancen-Scheckheft.
Der Vorteil dabei: Niemand muss mehr seinen Kurs vorfinanzieren. Egal ob man den Scheck für berufliche Aus-
und Weiterbildung (bis 1.000 Euro) einlösen, oder vielleicht sogar den Lehrabschluss nachholen will (bis 3.000
Euro inklusive Übernahme der gesamten Prüfungsgebühr für den Lehrabschluss) - der waff zahlt
90 Prozent der Kurskosten und verrechnet direkt mit dem Kursanbieter.
1.000 Jobs plus Ausbildung
Auch das waff Programm ‚Jobs plus Ausbildung‘ ist auf den Qualifikationsplan Wien 2020 ausgerichtet. Dabei
unterstützt der Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds gemeinsam mit dem AMS Wien Unternehmen, die
speziell ausgebildete MitarbeiterInnen suchen, und arbeitslose WienerInnen, die diese Qualifikationen für
einen beruflichen Neubeginn erwerben wollen. Verfügt man über einschlägige Berufserfahrungen in
der jeweiligen gefragten Branche, bietet das Programm die Chance, quasi im zweiten Anlauf den Lehrabschluss nachzuholen.
Vor allem ermöglicht es arbeitsuchenden WienerInnen, sich für Gesundheits- Sozial- oder Pflegeberufe
zu qualifizieren und damit gleichzeitig einen Job zu sichern. Alleine 2014 sind über 800 TeilnehmerInnen ins
Programm ‚Jobs plus Ausbildung‘ eingestiegen, davon haben mehr als 600 Ausbildungen im Sozial- und Pflegebereich
begonnen. Heuer können von diesem Programm rund 1.000 arbeitssuchende WienerInnen für einen beruflichen
Neustart inklusive Höherqualifizierung profitieren.
Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung 2015 auf Erfolgskurs - fast 4.000 BesucherInnen in den ersten
beiden Wochen
Auch bei den derzeit laufenden Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung liegt ein besonderes Augenmerk
auf Information und Beratung rund um das Nachholen von wichtigen Bildungsabschlüssen, wie dem Lehrabschluss.
Einen weiteren Schwerpunkt gibt es für Jugendliche mit zahlreichen Aktionen und Angeboten rund um das Thema
"Ausbildung und Berufswahl". In den ersten beiden Wochen haben fast 4.000 BesucherInnen, Erwachsene und
Jugendliche, die vielfältige Palette an den Information- und Beratungsangeboten vor Ort in den Bezirken genutzt.
Die Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung laufen noch bis 22. Mai und werden vom Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds (waff) in Zusammenarbeit mit 17 Wiener Bezirken und 100 Partnerinstitutionen organisiert.
Qualifikationsplan Wien 2020: aktuelle Zahlen, Daten und Projekte auf einen Blick
- 62 Mio. Euro für Wiener Ausbildungsgarantie: für sichere Ausbildungsplätze
von 3.500 Jugendlichen, die sonst ohne Lehrstelle wären.
- 2.200 positiv abgelegte außerordentliche Lehrabschlussprüfung von
erwachsenen WienerInnen im Vorjahr - das sind um 500 mehr als im Vergleich zu 2011.
- 95 Prozent der vom waff beim Nachholen des Lehrabschlusses unterstützen
berufstätigen WienerInnen, die zur Prüfung angetreten sind, haben sie auch geschafft.
- Wiener Anerkennungssystem "Meine Chance - Ich kann das!" startet im
Mai.
- waff Chancen-Scheck seit 1.1.2015: Bis zu 3.000 Euro für das Nachholen des
Lehrabschlusses - keine Vorfinanzierung - waff zahlt 90 % der Kurskosten und verrechnet direkt mit dem Kursanbieter.
www.waff.at; Tel.: 217 48/555
- 1.000 Jobs plus Ausbildung für arbeitsuchende WienerInnen - Fokus auf das
Nachholen des Lehrabschlusses sowie Ausbildungen im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich. Aktuelle Jobs &
online Bewerbung unter http://www.waff.at.
- Bereits über 3.000 BesucherInnen bei Wiener Wochen für Beruf und Weiterbildung:
noch bis 22. Mai kommen die vielfältigen Angebote der Stadt rund ums Weiterkommen in die Bezirke; Alles Infos
unter http://www.meinechance.at.
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