Fortschritte in der Vermehrung eines Performancepilzes
Klosterneuburg/Wien (ait) - Schimmelpilzen eilt ihr schlechter Ruf voraus, dennoch spielen sie in der industriellen
Herstellung vieler Produkte unseres täglichen Lebens, wie Papier oder Textilien, aber auch für die Erzeugung
von Biotreibstoffen eine wichtige Rolle. ForscherInnen des AIT Austrian Institute of Technology haben herausgefunden
wie der Schlauchpilz Trichoderma reesei mit seinen Artgenossen kommuniziert und sich vermehrt. Die neuen Erkenntnisse
sollen Fortschritte in der Optimierung des Pilzes bringen.
Der Trichoderma reesei gehört zu den weltweit bedeutendsten Schimmelpilzen und wird zur Produktion verschiedenster
Enzyme in der Biotechnologie eingesetzt. Die im Schlauchpilz vorhanden Proteine werden weltweit in der Herstellung
von Papier, zur Behandlung von Textilien oder für die Erzeugung von Biotreibstoffen verwendet. Zudem ist er
leicht zu kultivieren, was ihn für die Industrie besonders attraktiv macht.
Trichoderma reesei war der erste industriell wichtige Schimmelpilz für den eine sexuelle Kreuzungsmethode
unter Laborbedingungen erreicht wurde. Dadurch ist es möglich, die Stammeigenschaften zu verbessern und durch
Züchtung weiter zu entwickeln, so wie das bei Pflanzen schon lange gemacht wird. Davor konnten Verbesserungen
der Trichoderma reesei-Stämme nur mit gentechnischen Methoden oder durch Gebrauch von Chemikalien erreicht
werden.
Allerdings sind noch viele Pilze industriell in Verwendung, bei denen die Kreuzung sehr langsam ist oder nicht
zuverlässig funktioniert. Ebenso kann man auch viele Pilze, die in der biologischen Schädlingsbekämpfung
angewendet kommen, noch nicht kreuzen. Gerade bei diesen Pilzen ist die Züchtung ohne Gentechnik von immenser
Bedeutung für die Anpassung an Boden und Klima und die Verbesserung der Wirkung. Das Verstehen der Vorgänge
in Trichoderma reesei kann auch die Kreuzung anderer Pilze verbessern oder überhaupt erst ermöglichen.
Die Nutzung des Pilzes optimieren
Erstmals ist es gelungen, die "chemische" Kommunikation zwischen potenziellen Partnern von Trichoderma
reesei zu zeigen. Bis jetzt war nicht bekannt, dass Pilze nicht nur mit Peptidpheromonen, sondern auch mit chemischen
Signalen auf mögliche Partner reagieren. "Durch unsere Ergebnisse wissen wir mehr über die sexuelle
Entwicklung des Pilzes und über die chemischen Signale, die dabei gesendet werden. Indem wir der Kommunikation
zwischen Kreuzungspartnern auf den Grund gehen, können wir den Pilz für die Industrie optimieren. Mit
unserer Forschung an diesen Signalen betreten wir absolutes Neuland", sagt Monika Schmoll, Senior Scientist
am AIT Health & Environment Department. Ihre Ergebnisse haben die ExpertInnen im renommierten Journal Molecular
Microbiology veröffentlicht.
Die Nutzung von natürlichen Ressourcen und Produktionsmethoden sowie biologische Methoden zur Pflanzenstärkung
und Schädlingsbekämpfung sind Kernthemen der Forschung am AIT.
Kommunikation über Pheromonsignale
In der neuen Studie versuchten ForscherInnen des AIT und der Universität für Bodenkultur (BOKU, Abteilung
Chemie nachwachsender Rohstoffe) die Vorgänge bei der sexuellen Entwicklung besser zu verstehen und die Kreuzung
von verschiedenen Stämmen und damit Kombination unterschiedlicher Eigenschaften zu optimieren. Und sie fanden
heraus, ein Protein der VELVET Familie, für die Erkennung zwischen zwei T. reesei Stämmen und deren erfolgreiche
sexuelle Vermehrung wichtig ist. Es reguliert das Senden und den Empfangen von Pheromonsignalen, sowie die Ausscheidung
kleinster Moleküle, sobald ein Vermehrungspartner in der Umgebung erkannt wird.
Signalwege weiter Erforschen
Die Experten möchte sich in den nächsten Schritten ansehen, durch welche Gene die Kommunikation zwischen
zwei Pilzen vor der Kreuzung noch beeinflusst wird und welche Signalwege an dieser Kommunikation beteiligt sind.
"Wenn wir die Kommunikation nun weiter untersuchen, könnte das auch die sexuelle Entwicklung bei anderen
Spezies, bei denen das noch nicht erreicht wurde, ermöglichen", so Schmoll.
Referenz; Molecular Microbiology. "Mating
type-dependent partner sensing as mediated by VEL1 in Trichoderma reesei". Bazafkan Hoda, Dattenböck
Christoph, Böhmdorfer Stefan, Tisch Doris, Stappler Eva, Schmoll Monika. 2015 Mar 11. doi: 10.1111/mmi.12993.
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