Welthandel zu Jahresbeginn 2015 wieder schwach

 

erstellt am
11. 05. 15
11.00 MEZ

Wien (wifo) - Die Schwäche der chinesischen Volkswirtschaft, die markante Dollaraufwertung und der Konjunktureinbruch in Russland dämpften zu Jahresbeginn das Wachstum des Welthandels. Die Erholung der Wirtschaft in einigen Ländern an der Peripherie des Euro-Raumes, die Expansion der Binnennachfrage in Deutschland und die Belebung der Industrieproduktion in Osteuropa begünstigen zur Zeit die Konjunktur in der EU. Die Terms-of-Trade-Verbesserung aufgrund der Rohölverbilligung stimulierte die heimischen Importe. Dies drückte zwar die Entwicklung der Nettoexporte, jedoch erhöhte sich im gleichen Ausmaß die Inlandsnachfrage. Der Investitionsrückgang ließ etwas nach. Das reale BIP wuchs kaum, und die Arbeitslosenquote stieg weiter.

Mehrere Faktoren waren für die neuerliche Abschwächung des Welthandels Anfang 2015 bestimmend: Die chinesische Volkswirtschaft wuchs im I. Quartal 2015 so langsam wie zuletzt während der Wirtschaftskrise, die markante Dollaraufwertung hemmte den Export der USA, und in Russland und Brasilien verschlechterte sich die Konjunktur weiter. Eine breite Erholung der Industrieproduktion zeigte sich in den vergangenen Monaten lediglich in Osteuropa; dies schließt die Russland-Ukraine-Krise als Ursache der Investitionsflaute im übrigen Europa aus. Im Euro-Raum liegt die Konjunkturschwäche vielmehr an der unzureichenden Binnennachfrage. Das zeigt sich u. a. in der Abwärtstendenz der Kerninflationsrate (März 2015: 0,6%) und hängt mit der restriktiven Fiskalpolitik zusammen. Insgesamt deuten die Stimmungsindikatoren für die EU und für den Euro-Raum auf eine anhaltend geringe Expansion hin.

Der negative Effekt der Welthandelsdämpfung für die österreichischen Exporte wurde im I. Quartal 2015 durch die Euro-Abwertung teilweise kompensiert, sodass die Ausfuhr die mäßige Dynamik von Ende 2014 beibehielt. Hingegen folgte der Verbesserung der Terms-of-Trade aufgrund des Rohölpreisverfalls 2014 zu Jahresbeginn 2015 die verzögerte Stimulierung der Importe. Im Gegensatz zum Vorquartal lieferten die Nettoexporte insgesamt daher keine nennenswerten Wachstumsbeiträge. Da die Investitionen aber nicht mehr so stark schrumpften, stagnierte das reale BIP im I. Quartal lediglich (+0,1% gegenüber der Vorperiode). Die beschleunigten Mietpreissteigerungen und die aufgrund der kalten Progression 2014 überproportional gestiegene Abgabenbelastung hielten die Zunahme des privaten Konsums flach. Eine Stütze der Konjunktur blieben allerdings die Dienstleistungen; insbesondere im Mobilfunkbereich belebten sich die Umsätze. Aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche stieg die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im April 2015 auf 9,2%.

 

 

 

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