Aktuelle Entwicklungen der österreichischen Zahlungsbilanz
Wien (oenb) - Österreichs Leistungsbilanz erzielte 2014 im Umfeld geringen Wachstums sowie einer schwachen
Entwicklung des Welthandels weiterhin einen Überschuss in Höhe von 2,6 Mrd EUR oder knapp einem Prozent
des BIP. Im Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise zeigte sich jedoch ein rückläufiger Trend. 2014
stand einem gestiegenen Güterdefizit sowie einem rückläufigen Überschuss aus unternehmensbezogenen
Dienstleistungen neuerlich ein hervorragendes Reiseverkehrsergebnis gegenüber. 25 Millionen Gästeankünfte
aus dem Ausland bedeuteten zum fünften Mal in Folge einen neuen Rekordwert. Die Reiseverkehrsbilanz verzeichnete
mit 7,4 Mrd EUR die zweithöchsten jemals registrierten Nettoeinnahmen. Österreichs grenzüberschreitende
Kapitalströme stagnierten weiterhin auf geringem Niveau. Direktinvestoren zogen netto erstmals Eigenkapital
aus dem Ausland ab, woraus zu schließen ist, dass sie ihre Beteiligungen derzeit konsolidieren.
„Die aktuelle Außenwirtschaftsstatistik zeichnet grundsätzlich ein positives Bild des Wirtschaftsstandorts
Österreich“, eröffnete Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner am 8. Mai 2015 die Pressekonferenz der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB) zur Zahlungsbilanz 2014. „Erfreulicherweise befindet sich Österreich weiterhin im überschaubaren
Kreis jener Länder, die Leistungsbilanzüberschüsse erzielen, eine positive Vermögensposition
gegenüber dem Ausland aufweisen und die Stabilitätskriterien der EU-Kommission abgesehen von der Staatsschuldenquote
nahezu vollständig erfüllen“, so Ittner weiter.
Mit +2,6 Mrd EUR fällt das Plus in der Leistungsbilanz jedoch geringer aus als vor Ausbruch der Finanz- und
Wirtschaftskrise im Jahr 2008 (+13,2 Mrd EUR). 2014 belastete der Nachfragerückgang aus Ländern außerhalb
der EU – allen voran der Russischen Föderation und der Türkei – die Bilanz des Güterhandels, die
mit -2,3 Mrd EUR ein höheres Defizit als im Jahr zuvor verzeichnet. Gleichzeitig fiel der Überschuss
der unternehmensbezogenen Dienstleistungen mit +3 Mrd EUR geringer aus als in den vergangenen Jahren. Nach wie
vor konnten österreichische Unternehmen jedoch mit technologischen Dienstleistungen im Ausland punkten und
lukrierten daraus netto 3,8 Mrd EUR. Das sind im Verhältnis zum BIP 1,1 %, womit Österreich mit Ländern
wie Deutschland oder dem Vereinigten Königreich konkurrieren kann.
„Die heimische Wirtschaftspolitik hat allerdings weiterhin geeignete Antworten auf den schärferen globalen
Wettbewerb zu finden, der sich einerseits in ausländischer Billiglohnkonkurrenz und andererseits im Aufbau
von technologischem Know-how bei internationalen Mitbewerbern äußert“, ergänzte Ittner. „Die Stärkung
der technologischen Kompetenz Österreichs ist der Schlüssel, um die Attraktivität der heimischen
Produkte und des Wirtschaftsstandorts auch künftig zu sichern“, so Ittner, der insbesondere in der industriellen
Spitzentechnologie Aufholpotenzial sieht.
„Für das Leistungsbilanzergebnis 2014 erwies sich der Tourismus erneut als sehr bedeutend “ ergänzte
Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik. Mit mehr als 25 Mio Ankünften ausländischer
Gäste konnte zum fünften Mal in Folge ein neuer Rekordwert erzielt werden. Die Einnahmen aus dem Reiseverkehr
erreichten 2014 ein Volumen von 15,5 Mrd EUR, um 1,6 % mehr als 2013. Die Reiseverkehrsausgaben der Österreicherinnen
und Österreicher stiegen 2014 nominell um 4,9 % und erreichten 8,1 Mrd EUR. Der Überschuss des Jahres
2014 betrug somit 7,4 Mrd EUR, das ist der zweithöchste jemals verzeichnete Wert. Bei den Ausländernächtigungen
registrierte die Statistik Austria im Berichtsjahr 2014 hingegen mit 96,2 Millionen Nächtigungen ein leichtes
Minus (-0,6 %). Dennoch erbrachte das Kalenderjahr 2014 das zweitbeste Nächtigungsergebnis der Geschichte.
Tirol und Salzburg vereinen weiterhin deutlich mehr als die Hälfte der Ausländernächtigungen. Besonders
dynamisch entwickelt sich Wien, das mittlerweile 11,5 % der Ausländernächtigungen an sich zieht und vom
anhaltenden Aufwärtstrend des Städtetourismus profitiert. „Insgesamt ist Österreich nach wie vor
ein Schwergewicht im internationalen Reiseverkehr“, erklärte Turner und verwies auf die Statistik des Internationalen
Währungsfonds, wonach Österreich – in absoluten Werten – auf Platz 13 der Rangliste der Länder mit
den höchsten Tourismuseinnahmen liegt.
Österreichs Kapitalverkehr mit dem Ausland ist weiterhin durch die Auswirkungen der Finanz-, Fiskal- und Wirtschaftskrise
geprägt. Im Jahr 2014 wurden internationale Finanzforderungen wie auch Verpflichtungen – insbesondere im Rahmen
des Zwischenbankverkehrs – per saldo abgebaut. Zurückhaltend agierten auch österreichische Direktinvestoren,
die mit 5,8 Mrd EUR das geringste Auslandsengagement seit 2001 erkennen ließen und erstmals überhaupt
netto Eigenkapital aus ihren Beteiligungen abzogen. Das deutet auf einen ausgeprägten Konsolidierungskurs
hin, im Zuge dessen verlustträchtige Beteiligungen abgestoßen werden. Umgekehrt schraubten auch internationale
Direktinvestoren ihre Veranlagungen in Österreich auf 3,5 Mrd EUR zurück. Deutlich gefragt waren bei
ausländischen Anlegern österreichische Staatsanleihen. Deren Nominalbestände im Ausland erhöhten
sich von rund 122 Mrd EUR Ende 2006 auf knapp 180 Mrd EUR Ende 2014.
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