"Der Wert der Wissenschaft abseits
 des ökonomischen Nutzens"

 

erstellt am
07. 05. 15
11.00 MEZ

Forschungsrat und UNIKO luden zur Veranstaltung „The Value of Science“
Wien (uniko) - "Was ist der Wert von Wissenschaft? Wie und in welchen Lebensbereichen wirken wissenschaftliche und künstlerische Forschung, wenn wir über die rein ökonomische Wertschöpfung und kurzfristige Verwertbarkeit hinausgehen? Braucht es zur Bewertung Impact-Faktoren oder langfristige Narrative?" - Diese und ähnliche Fragen werden am 06.05. von einer hochkarätigen ExpertInnenrunde im Rahmen der Veranstaltung "The Value of science - Vom Wert der Wissenschaft" diskutiert.

Zur Rolle der Universitäten in dieser Frage erklärte Heinrich Schmidinger, Präsident der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko): "Die Universitäten bringen in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Hinsicht eine permanent hohe Wertschöpfung ein, ohne die sich das gesellschaftliche Gefüge Österreichs weder aufrechterhalten noch weiterentwickeln ließe. Diese von den Universitäten zunehmend verlangte Wertschöpfung reicht weit über das hinaus, was Jahrhunderte hindurch genügte - die Gewinnung von Erkenntnis sowie die Ausbildung von Theologen, Philosophen, Juristen, Medizinern, Kosmologen etc. Heute müssen sich die Investitionen, die seitens der öffentlichen oder auch privaten Hand für Universitäten getätigt werden, "lohnen". Selbst die damit verbundene Wertschöpfung reduziert sich nicht auf den ökonomischen Nutzen - der gesellschaftliche Auftrag ist breiter.

Wenn Forschung und Innovation als Schlüssel für jede Zukunftsstrategie eines Landes gelten, und zugleich in den Universitäten die Hauptpfeiler von Forschung und Innovation erkannt werden, lässt sich eine Schlussfolgerung ziehen: Eine Wissensgesellschaft, die immer auch eine Wissenschaftsgesellschaft sein muss, ist ohne Universitäten nicht realistisch. Die Universitäten sind der mit Abstand größte Think Tank des Landes -ein Wert, der bisher noch zu wenig gewürdigt wird."

Peter Skalicky, stellvertretender Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung (RFTE), wies in seinen Begrüßungsworten darauf hin, dass "die Antwort auf die Frage nach dem Wert der Wissenschaft sich im Laufe der Zeit im Spannungsfeld zwischen dem absichtslosen Erkenntnisgewinn der Grundlagenwissenschaften und der angewandten Wissenschaften, die zur Lösung der Probleme der Gesellschaft beitragen sollen, verändert und entwickelt hat. In diesem Zusammenhang ist die Frage nach der Bringschuld der Wissenschaft und der Holschuld der Gesellschaft hoch relevant. Die Diskussion zeigt zudem wieder einmal, dass diese Frage in unterschiedlichen Kulturkreisen auch unterschiedlich gesehen und beantwortet wird. Fest steht jedoch, dass der Wert der Wissenschaft für die Innovation - dem Zauberwort des 21. Jahrhunderts - auf jeden Fall auf dem Fundament der Grundlagenwissenschaft beruht."

Als Key-Note-Speakerin hatten der Forschungsrat und die uniko die US-amerikanische Ökonomin Paula Stephan von der Georgia State University. In ihrem Vortrag untersuchte Stephan die Beziehung zwischen wissenschaftlicher Forschung und Wirtschaftswachstum einerseits und den Methoden, die zur Feststellung dieser Beziehung verwendet werden (z.B. Ökonometrische Modellierungen), andererseits. Sie zeigte zudem, dass, obwohl der Zusammenhang zwischen öffentlicher Forschungsfinanzierung und Wirtschaftswachstum unbestritten ist, es gleichzeitig schwierig ist, die genaue Rendite von öffentlicher Forschungsfinanzierung zu messen, da die Verzögerungen zwischen Forschung und Wachstum sehr lang sein können. Eine weitere Herausforderung besteht für Stephan darin, der Versuchung einer Mittelkonzentration auf die angewandte Forschung auf Kosten von Investitionen in die Grundlagenforschung zu widerstehen, würde dies doch bedeuten, "die Gans zu töten, die goldene Eier legt."

Im Anschluss diskutierten Univ.-Prof. Dr. David F.J. Campbell (Universität für angewandte Kunst und Alpen-Adria-Universität Klagenfurt), Univ.-Prof.in Dr.in Ulrike Felt (Institut für Wissenschafts- und Technikforschung, Universität Wien), Dr.in Elisabeth Freismuth (Rektorin der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz) und Prof.in Dr.in Gi-Eun Kim (Seokeong Universität Seoul und Mitglied im Rat für Forschung und Technologieentwicklung) die Thesen von Professorin Stephan sowie eigene Ansichten und Erfahrungen.

 

 

 

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