"DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN.  Wohnungswanderungen"

 

erstellt am
06. 05. 15
11.00 MEZ

MAK-Ausstellung von 2. Juni - 1. November 2015 im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, CZ
Brtnice/Wien (mak) - Die Ausstellung "DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN: Wohnungs- wanderungen" im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, gewährt intime Einblicke in die Lebensräume des populären Architekten und Designers. Mit dieser zehnten gemeinsamen Ausstellung auf den Spuren Josef Hoffmanns (1870-1956) rücken die Mährische Galerie und das MAK noch nie gezeigte Objekte und kaum bekannte Fotografien aus dessen persönlichem Nachlass in den Mittelpunkt. Die präsentierten Exponate offenbaren den privaten Wohnstil des Vorzeige-Architekten der Wiener Moderne und langjährigen Lehrers an der Wiener Kunstgewerbeschule und zeichnen so ein sehr persönliches Porträt des Ausnahmetalents, das sehr zurückgezogen lebte. Gleichzeitig werden im Rahmen der Ausstellung zeitgenössische Design-Positionen gezeigt, die sich in Objektinterventionen gezielt mit der Handschrift Hoffmanns und dem traditionellen Formenkanon der Wiener Werkstätte auseinandersetzen und so eine gestalterische Neuinterpretation, ein "Update", arrivierter Klassiker vornehmen.

Im Sinne von Adolf Loos' "Wohnungswanderungen" können sich die BesucherInnen auf eine Entdeckungsreise durch die Ausstellung begeben und neben den zeitgenössischen fotografischen Dokumenten und privaten Erinnerungsfotos Josef Hoffmanns noch nie gezeigte Objekte aus dessen Privatbesitz, die als Inspiration, Hausrat und Sammelobjekte dienten, unter die Lupe nehmen. So kann erstmals die Wohnsituation Hoffmanns und seiner Familie über ein privates Fotoalbum nachvollzogen werden, das Ann Marie Hoffmann-Beerens, eine Schwiegertochter des Architekten, dem Josef Hoffmann Museum und der Gemeinde Brtnice als Geschenk überlassen hat.

Neben den Räumlichkeiten des Geburtshauses Josef Hoffmanns in der Tschechischen Republik stehen die Interieurs dreier Wiener Wohnungen im Fokus der Ausstellung, die wichtige Stationen im Leben und in der künstlerischen Entwicklung Hoffmanns markieren: Seine Junggesellenwohnung in der Magdalenenstraße 12, die Wohnung in der Margaretenstraße 5 und die in der Neulinggasse 24. Sie alle wurden fotografisch dokumentiert und in den Zeitschriften "Das Interieur, Hohe Warte" und "Die moderne Wohnung und ihre Ausstattung" publiziert.

Ungezwungene Ensembles und heterogene Arrangements zeichnen den überraschend eklektischen, persönlichen Wohnstil des Wagner-Schülers aus, der einen starken Kontrapunkt zur stringent komponierten und auf das Gesamtkunstwerk ausgerichteten Gestaltung seiner öffentlichen Aufträge bildet. In der Gegenüberstellung verdeutlichen sich die Charakteristika der Hoffmann'schen Definitionen des intimen und repräsentativen Wohnens, die sich entlang der beiden Gegensatzpaare intimes Wohnen versus repräsentatives Wohnen sowie ein Muster-, Stil-und Zeitmix versus Einheitlichkeit entfalten. Seine Privatwohnungen waren für Hoffmann Versuchslabor, Erinnerungsort und Identifikationspunkt.

Als "Rückzugsort vor der eigenen Künstlichkeit" bezeichnete der österreichisch-tschechische Architekturkritiker und Publizist Jan Tabor Hoffmanns Neugestaltung des Elternhauses in Brtnice. Hoffmann selbst äußerte sich zu Fragen der Wohnungsgestaltung etwa im frühen Aufsatz "Einfache Möbel" in der Zeitschrift "Das Interieur II", 1901, den er mit Möbelentwürfen illustrierte, die er ganz ähnlich in der eigenen Wohnung verwendet hatte, und später 1936 in der "Neuen Freien Presse" im Beitrag "Neues Wohnen".

Dass Hoffmanns Wohn- und Gestaltungsideen auch heute noch inspirieren, demonstrieren die gezeigten Objekte und Interventionen der zeitgenössischen DesignerInnen, die auf Hoffmanns Stil reagieren. Hanna Krüger und Heath Nash gelingt mit ihren Kreationen eine Kondensation und kühne Weiterentwicklung der gestalterischen Charakteristika und typischen Ästhetik der Wiener Werkstätte.

Die in Berlin lebende Designerin Hanna Krüger (* 1979), erste Stipendiatin des Nespresso Design Scholarship in Österreich, beschäftigte sich in ihrem künstlerischen Forschungsprozess im Archiv der MAK-Sammlung eingehend mit den Entwurfszeichnungen Josef Hoffmanns und der Wiener Werkstätte. Mit ihren Objekten hinterfragt sie das Prinzip von AutorInnenschaft in Zeiten von Kreativgemeinschaften, sogenannten "creative commons". So profitieren alle DesignerInnen, deren Arbeiten - hier Teller einer Rosenthal-Kollektion - Hanna Krüger für die Vase "Pila" verwendet hat, vom Verkauf.

Der in Kapstadt lebende und arbeitende Upcycling-Designer Heath Nash (* 1977), der für seine Arbeiten Abfallmaterialien wiederverwertet, ließ sich formal von Hoffmanns Gitterobjekten inspirieren. Billigmaterialien wie PET-Flaschen und Metallgitterreste sowie noble Ausschussware des Wiener Traditionsglasverlegers J. & L. Lobmeyr nutzte er für seine Hybridobjekte, die während seines Aufenthalts für das Projekt "SOUTH MEETS NORTH: Local Innovation. Global Conversation" im MAK DESIGN SPACE (26.9. - 26.10.2014) entstanden sind.

Neben den deutschen und südafrikanischen Entwürfen werden im Josef Hoffmann Museum auch ausgewählte Möbel von drei tschechischen Designern gezeigt. Die Sitzmöbel von Jan Plechác, Radim Babák und Jan Tucek verdeutlichen aktuelle Positionen tschechischen Designs.

Die Exponate der Ausstellung "DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN:
Wohnungswanderungen" fließen räumlich wie thematisch in die Dauerausstellung "JOSEF HOFFMANN: Inspirations" ein, die seit 2009 mit Objekten und Entwürfen den künstlerischen Inspirationen Hoffmanns an dessen Geburtsort Brtnice nachspürt.

Josef Hoffmann Museum, Brtnice
Nach den Prinzipien der Wiener Werkstätte gestaltete Josef Hoffmann sein barockes Geburtshaus in Brtnice im Jahr 1907 um. Bereits 1992 war das MAK mit der Ausstellung "Der barocke Hoffmann" in Brtnice präsent. Seit 2006 wird das Haus vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno als Josef Hoffmann Museum gemeinsam geführt. Im Rahmen dieser Kooperation wurden bisher folgende Ausstellungen realisiert: "JOSEF HOFFMANN. Ein unaufhörlicher Prozess" (2005), "JOSEF HOFFMANN - CARLO SCARPA: Das Sublime in der Architektur" (2006), "JOSEF HOFFMANN - ADOLF LOOS: Ornament und Tradition" (2007), "JOSEF HOFFMANN - DONALD JUDD: Hypothese" (2008), die Dauerausstellung "JOSEF HOFFMANN: Inspirations" (2009), "REWRITING THE SPACE: Dorit Margreiter/Josef Hoffmann" (2010), "JOSEF HOFFMANN - OSWALD OBERHUBER: Allgestaltung und Entwurf" (2011), "JOSEF HOFFMANN/STANISLAV KOLÍBAL: Linie - Fläche - Raum" (2012), "JOSEF HOFFMANN - FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied" (2013) und zuletzt "KOLLEGIALITÄT UND KONTROVERSE. Josef Hoffmann und die Architekten der Mährischen Moderne aus der Wagnerschule in Wien" (2014).

Ausstellungsort: Josef Hoffmann Museum, Brtnice, Eine gemeinsame Expositur der Mährischen Galerie in Brno und des MAK, Wien, námestí Svobody 263, 58832 Brtnice, CZ
Ausstellungsdauer: 2. Juni - 1. November 2015

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.MAK.at/MAKonTOUR

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at