MAK-Ausstellung von 2. Juni - 1. November 2015 im Josef Hoffmann Museum, Brtnice, CZ
Brtnice/Wien (mak) - Die Ausstellung "DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN: Wohnungs- wanderungen" im Josef
Hoffmann Museum, Brtnice, gewährt intime Einblicke in die Lebensräume des populären Architekten
und Designers. Mit dieser zehnten gemeinsamen Ausstellung auf den Spuren Josef Hoffmanns (1870-1956) rücken
die Mährische Galerie und das MAK noch nie gezeigte Objekte und kaum bekannte Fotografien aus dessen persönlichem
Nachlass in den Mittelpunkt. Die präsentierten Exponate offenbaren den privaten Wohnstil des Vorzeige-Architekten
der Wiener Moderne und langjährigen Lehrers an der Wiener Kunstgewerbeschule und zeichnen so ein sehr persönliches
Porträt des Ausnahmetalents, das sehr zurückgezogen lebte. Gleichzeitig werden im Rahmen der Ausstellung
zeitgenössische Design-Positionen gezeigt, die sich in Objektinterventionen gezielt mit der Handschrift Hoffmanns
und dem traditionellen Formenkanon der Wiener Werkstätte auseinandersetzen und so eine gestalterische Neuinterpretation,
ein "Update", arrivierter Klassiker vornehmen.
Im Sinne von Adolf Loos' "Wohnungswanderungen" können sich die BesucherInnen auf eine Entdeckungsreise
durch die Ausstellung begeben und neben den zeitgenössischen fotografischen Dokumenten und privaten Erinnerungsfotos
Josef Hoffmanns noch nie gezeigte Objekte aus dessen Privatbesitz, die als Inspiration, Hausrat und Sammelobjekte
dienten, unter die Lupe nehmen. So kann erstmals die Wohnsituation Hoffmanns und seiner Familie über ein privates
Fotoalbum nachvollzogen werden, das Ann Marie Hoffmann-Beerens, eine Schwiegertochter des Architekten, dem Josef
Hoffmann Museum und der Gemeinde Brtnice als Geschenk überlassen hat.
Neben den Räumlichkeiten des Geburtshauses Josef Hoffmanns in der Tschechischen Republik stehen die Interieurs
dreier Wiener Wohnungen im Fokus der Ausstellung, die wichtige Stationen im Leben und in der künstlerischen
Entwicklung Hoffmanns markieren: Seine Junggesellenwohnung in der Magdalenenstraße 12, die Wohnung in der
Margaretenstraße 5 und die in der Neulinggasse 24. Sie alle wurden fotografisch dokumentiert und in den Zeitschriften
"Das Interieur, Hohe Warte" und "Die moderne Wohnung und ihre Ausstattung" publiziert.
Ungezwungene Ensembles und heterogene Arrangements zeichnen den überraschend eklektischen, persönlichen
Wohnstil des Wagner-Schülers aus, der einen starken Kontrapunkt zur stringent komponierten und auf das Gesamtkunstwerk
ausgerichteten Gestaltung seiner öffentlichen Aufträge bildet. In der Gegenüberstellung verdeutlichen
sich die Charakteristika der Hoffmann'schen Definitionen des intimen und repräsentativen Wohnens, die sich
entlang der beiden Gegensatzpaare intimes Wohnen versus repräsentatives Wohnen sowie ein Muster-, Stil-und
Zeitmix versus Einheitlichkeit entfalten. Seine Privatwohnungen waren für Hoffmann Versuchslabor, Erinnerungsort
und Identifikationspunkt.
Als "Rückzugsort vor der eigenen Künstlichkeit" bezeichnete der österreichisch-tschechische
Architekturkritiker und Publizist Jan Tabor Hoffmanns Neugestaltung des Elternhauses in Brtnice. Hoffmann selbst
äußerte sich zu Fragen der Wohnungsgestaltung etwa im frühen Aufsatz "Einfache Möbel"
in der Zeitschrift "Das Interieur II", 1901, den er mit Möbelentwürfen illustrierte, die er
ganz ähnlich in der eigenen Wohnung verwendet hatte, und später 1936 in der "Neuen Freien Presse"
im Beitrag "Neues Wohnen".
Dass Hoffmanns Wohn- und Gestaltungsideen auch heute noch inspirieren, demonstrieren die gezeigten Objekte und
Interventionen der zeitgenössischen DesignerInnen, die auf Hoffmanns Stil reagieren. Hanna Krüger und
Heath Nash gelingt mit ihren Kreationen eine Kondensation und kühne Weiterentwicklung der gestalterischen
Charakteristika und typischen Ästhetik der Wiener Werkstätte.
Die in Berlin lebende Designerin Hanna Krüger (* 1979), erste Stipendiatin des Nespresso Design Scholarship
in Österreich, beschäftigte sich in ihrem künstlerischen Forschungsprozess im Archiv der MAK-Sammlung
eingehend mit den Entwurfszeichnungen Josef Hoffmanns und der Wiener Werkstätte. Mit ihren Objekten hinterfragt
sie das Prinzip von AutorInnenschaft in Zeiten von Kreativgemeinschaften, sogenannten "creative commons".
So profitieren alle DesignerInnen, deren Arbeiten - hier Teller einer Rosenthal-Kollektion - Hanna Krüger
für die Vase "Pila" verwendet hat, vom Verkauf.
Der in Kapstadt lebende und arbeitende Upcycling-Designer Heath Nash (* 1977), der für seine Arbeiten Abfallmaterialien
wiederverwertet, ließ sich formal von Hoffmanns Gitterobjekten inspirieren. Billigmaterialien wie PET-Flaschen
und Metallgitterreste sowie noble Ausschussware des Wiener Traditionsglasverlegers J. & L. Lobmeyr nutzte er
für seine Hybridobjekte, die während seines Aufenthalts für das Projekt "SOUTH MEETS NORTH:
Local Innovation. Global Conversation" im MAK DESIGN SPACE (26.9. - 26.10.2014) entstanden sind.
Neben den deutschen und südafrikanischen Entwürfen werden im Josef Hoffmann Museum auch ausgewählte
Möbel von drei tschechischen Designern gezeigt. Die Sitzmöbel von Jan Plechác, Radim Babák
und Jan Tucek verdeutlichen aktuelle Positionen tschechischen Designs.
Die Exponate der Ausstellung "DER PRIVATE JOSEF HOFFMANN:
Wohnungswanderungen" fließen räumlich wie thematisch in die Dauerausstellung "JOSEF HOFFMANN:
Inspirations" ein, die seit 2009 mit Objekten und Entwürfen den künstlerischen Inspirationen Hoffmanns
an dessen Geburtsort Brtnice nachspürt.
Josef Hoffmann Museum, Brtnice
Nach den Prinzipien der Wiener Werkstätte gestaltete Josef Hoffmann sein barockes Geburtshaus in Brtnice im
Jahr 1907 um. Bereits 1992 war das MAK mit der Ausstellung "Der barocke Hoffmann" in Brtnice präsent.
Seit 2006 wird das Haus vom MAK und der Mährischen Galerie in Brno als Josef Hoffmann Museum gemeinsam geführt.
Im Rahmen dieser Kooperation wurden bisher folgende Ausstellungen realisiert: "JOSEF HOFFMANN. Ein unaufhörlicher
Prozess" (2005), "JOSEF HOFFMANN - CARLO SCARPA: Das Sublime in der Architektur" (2006), "JOSEF
HOFFMANN - ADOLF LOOS: Ornament und Tradition" (2007), "JOSEF HOFFMANN - DONALD JUDD: Hypothese"
(2008), die Dauerausstellung "JOSEF HOFFMANN: Inspirations" (2009), "REWRITING THE SPACE: Dorit
Margreiter/Josef Hoffmann" (2010), "JOSEF HOFFMANN - OSWALD OBERHUBER: Allgestaltung und Entwurf"
(2011), "JOSEF HOFFMANN/STANISLAV KOLÍBAL: Linie - Fläche - Raum" (2012), "JOSEF HOFFMANN
- FRIEDRICH KIESLER: Contemporary Art Applied" (2013) und zuletzt "KOLLEGIALITÄT UND KONTROVERSE.
Josef Hoffmann und die Architekten der Mährischen Moderne aus der Wagnerschule in Wien" (2014).
Ausstellungsort: Josef Hoffmann Museum, Brtnice, Eine gemeinsame Expositur der Mährischen Galerie in Brno
und des MAK, Wien, námestí Svobody 263, 58832 Brtnice, CZ
Ausstellungsdauer: 2. Juni - 1. November 2015
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