Innsbruck (lk) - Auf der Energieenquete des Landes Tirol 2015 war ein energiepolitischer und gesellschaftlicher
Paradigmenwechsel deutlich erkennbar: Tirol dreht an den Stellweichen für seine Energieunabhängigkeit.
Der Grundtenor auf der Energieenquete des Landes Tirol, zu der LHStv Josef Geisler und LHStvin Ingrid Felipe am
05.05. ins Innsbrucker Landhaus eingeladen hatten, war eindeutig: Es tut sich was im Land. Die 2014 gestartete
Initiative „Tirol 2050 energieautonom“ bewegt mittlerweile PolitikerInnen, Wirtschaftstreibende, WissenschaftlerInnen
und BürgerInnen aller Altersstufen. Gemäß dem Motto „Zeichen setzen und Weichen stellen“ bildete
die Enquete eine Plattform, um den energiepolitischen Status Quo Tirols zu analysieren, Weiterentwicklungen zu
planen, Richtungen zu diskutieren, das Tempo zu eruieren und Ziele zu fokussieren.
Umdenkprozess hat begonnen
„Energieverbrauch drosseln, fossile Energie durch erneuerbare Ressourcen ersetzen und effizient nutzen. Das sind
die Hauptziele, die wir erreichen wollen, um bis zum Jahr 2050 die angestrebte Energieunabhängigkeit Tirols
umzusetzen“, betonte LHStv Josef Geisler. Tirol ist dabei bereits auf einem guten Weg und hat seinen Energiehaushalt
seit 2005 stabilisiert. Aktuell ist der Verbrauch sogar um 6 Prozent gesunken, während der Anteil erneuerbarer
Energien stetig zunimmt. „Der Umdenk-Prozess hat begonnen. Die Tirolerinnen und Tiroler erkennen in dem Prozess
ihre Chancen. Die dafür nötigen Kräfte haben wir in unserer Initiative ‚Tirol 2050 energieautonom‘
gebündelt“, erklärte Geisler.
„Energieeffizienz ist ein Gewinn für Mensch und Umwelt und bedeutet Sicherheit für unsere nächsten
Generationen“, erläuterte LHStvin Sigrid Felipe. Derzeit muss Tirol nach wie vor 60 Prozent der gebrauchten
Energie importieren. „Das Land und seine Menschen kostet das jährlich 2,5 Milliarden Euro. Wenn es uns gelingt,
den Energieverbrauch zu reduzieren und eigene Energiequellen zu nutzen, sparen wir damit Geld, schaffen Wertschöpfung
im eigenen Land und sichern dabei auch noch die Tiroler Umwelt und Natur“, so Felipe.
Energieautonomie bringt mehr Wohlstand und Lebensqualität
Die Chance auf „mehr Wohlstand und mehr Lebensqualität“ unterstrich auch der Energiebeauftragte des Landes,
Stephan Oblasser: Rund 70.000 bis 80.000 Gebäude bedürfen einer energetischen Sanierung. Damit ließe
sich die Heizenergie der Gebäude im Mittel auf die Hälfte reduzieren und die Wohnqualität deutlich
erhöhen. Ziel des Landes ist es deshalb, die Sanierungsrate nachhaltig von derzeit zwei auf mindestens drei
Prozent anzuheben“.
Großes Energieeffizienz-Potenzial ortet Markus Mailer, Universitätsprofessor am Institut für Infrastruktur
an der Uni Innsbruck, auch im weiteren Ausbau des Öffentlichen Verkehrs. „Hier braucht es bessere Verknüpfungsmöglichkeiten
von Individualverkehr und öffentlichem Verkehr, um noch rascher, bequemer und umweltfreundlicher von A nach
B zu kommen“.
Laut Wolfgang Streicher, Professor für energieeffizientes Bauen an der Universität Innsbruck, reichen
in Summe österreichweit betrachtet bereits Investitionen von jährlich zwei bis drei Prozent des BIP in
die Gebäudesanierung, den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, spritsparende Pkw, moderne, umweltfreundliche
Technologien und in weitere erneuerbare Energiequellen, um im Jahr 2050 die Energieautonomie zu erlangen.
Deutlicher Umbruch im Energiesystem - Veränderung ist ansteckend
Die Generalsekretärin von Österreichs Energie, Barbara Schmidt, plädierte dazu für einen
Schulterschluss aller Player der E-Wirtschaft. „Das bisherige Energiesystem befindet sich bereits im Umbruch. Die
Energieproduktion geht stark in Richtung kleine, dezentrale Anlagen. Gleichzeitig arbeitet die Energiewirtschaft
am Ausbau der Netze und an stabilen Erzeugungsanlagen als ‚Backup‘, um Tag und Nacht, Sommer und Winter eine stabile
Versorgung zu gewährleisten.“
Wie der Weg zu Tirols Energieautonomie generell gelingen kann, erläuterten zwei Changeexperten. Denn auch
im Großen braucht es einen Schulterschluss aller AkteurInnen. Alfred Strigl hob die Bedeutung von einzelnen
Pionieren hervor, die schon jetzt in die richtige Richtung gehen. Denn Veränderung sei ansteckend. Lothar
Wenzl ergänzte: „Im Projekt Tirol 2050 energieautonom arbeiten Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen
Interessensgruppen zusammen. Ihre Aufgabe ist es, Stimmungen und Bedürfnisse aus der Gesellschaft aufzugreifen
und so die Bevölkerung mehr und mehr mit dem Thema Tirol 2050 zu verbinden. Aus dieser Arbeit soll eine breite
Basis an eigenverantwortlichen Beiträgen entstehen, die alle in ein gemeinsames Ziel einzahlen.
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