Innsbruck (universität) - Die Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft hat ein neues Christian-Doppler
Forschungslabor an der Medizinischen Universität Innsbruck genehmigt. Das neue „CD-Labor für Insulinresistenz“
(CD Laboratory für metabolic crosstalk) steht unter der Leitung von Assoz. Prof.in Priv.-Dozin Dr.in Susanne
Kaser von der Univ.-Klinik für Innere Medizin I und nahm am 1. Jänner 2015 seine vielversprechende Arbeit
auf.
CD-Labors werden je zur Hälfte durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
(BMWFW) sowie kooperierende Mitgliedsunternehmen der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG), die als Träger
fungiert, finanziert. „Im internationalen Wettbewerb punkten wir mit Kreativität und Innovation. CD-Labors
sind dafür wichtige Einrichtungen, weil sie neues Wissen marktfähig und somit für Unternehmen nutzbar
machen. Das schafft Wachstum und sichert Arbeitsplätze am Standort Österreich", unterstreicht Vizekanzler
und Wissenschafts- Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Bedeutung des Förderprogramms.
Das neue „CD-Labor für Insulinresistenz“ an der Medizinischen Universität Innsbruck wurde heute im Rahmen
einer Feier offiziell eröffnet.
Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium fördert innovative Grundlagenforschung
An die Einrichtung eines CD-Labors sind grundsätzlich zwei Voraussetzungen seitens des Fördergebers geknüpft:
Einerseits muss der konkrete Bedarf eines Unternehmens an Wissen und Know-how aus der anwendungsorientierten Grundlagenforschung
bestehen, andererseits braucht es die Bereitschaft einer Wissenschafterin oder eines Wissenschafters, sich diesem
unternehmerischen Bedarf langfristig zu öffnen. Beides ist im Fall des neuen „CD-Labors für Insulinresistenz“
gegeben. Die Internistin und Stoffwechselexpertin Susanne Kaser wird gemeinsam mit dem Pharmaunternehmen Merck,
Sharp und Dohme zu therapierelevanten Mechanismen forschen, die eine Störung des Stoffwechsels im Glukose-
und Insulin-Haushalt der Zellen bedingen. „Mit dieser Ausrichtung fügt sich das neue CD-Labor ideal in das
bestehende Forschungsumfeld am Medizin-Standort Tirol und den immunologischen Forschungsschwerpunkt der Medizinischen
Universität Innsbruck ein“, betont Rektorin o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch.
Zusammenhang von Ernährungsweise und Insulinresistenz
„Wir wollen untersuchen, wie sich verschiedene Ernährungsweisen auf die Entwicklung einer Insulinresistenz
auswirken“, beschreibt die Leiterin des neu eingerichteten CD-Labors für Insulinresistenz, das langfristige
Forschungsziel. Prof.in Susanne Kaser, Fachärztin für Innere Medizin an der Univ.-Klinik für Innere
Medizin I (Direktor: Univ.-Prof. Dr. Herbert Tilg) forscht bereits seit einigen Jahren zur Stoffwechselkrankheit
Diabetes Mellitus Typ 2, genauer, zur Entstehung der Insulinresistenz. Diese spielt neben der verminderten Insulinsekretion
aus der Bauchspeicheldrüse eine wesentliche Rolle in der Entstehung des Typ 2 Diabetes. Von der Stoffwechselerkrankung
sind in Österreich acht Prozent der Bevölkerung betroffen, rund 2.500 Typ 2 DiabetikerInnen werden derzeit
an der Univ.-Klinik für Innere Medizin I betreut. Als Folge von falscher Ernährung und Übergewicht
ist der Typ 2 Diabetes weltweit zu einer Massenerkrankung mit weitreichenden Konsequenzen geworden – für die
PatientInnen wie für das gesamte Gesundheitssystem. „Diabetes Mellitus Typ 2 ist häufig mit Fetteinlagerungen
in der Leber verbunden. Wir wissen heute, dass sowohl Fett- als auch Leberzellen wichtig für den Glukosestoffwechsel
sind. Das exakte Zusammenspiel zwischen Fett- und Leberzellen verstehen wir noch nicht vollständig“, erklärt
Prof.in Kaser die aktuelle Forschungslage.
Kleine Proteine mit großer Wirkung
Im Fokus der künftigen Forschungsarbeit stehen daher zwei Proteine, die im Fettgewebe und in der Leber aktiv
sind: Apolipoprotein A5 und DPP-4 (Dipeptidylpeptidase 4), wobei Inhibitoren des Enzyms DPP-4 bereits als Arzneimittel
gegen Diabetes Typ 2 im Einsatz sind. „Apolipoprotein A5 spielt eine wesentliche Rolle bei Fettablagerungen und
ist vor allem in der Entstehung der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFLD) – die ebenso an der Entwicklung von Diabetes
Typ 2 beteiligt ist – eine relevante Einflussgröße. Vor diesem Hintergrund soll nun geklärt werden,
ob fettreiche Ernährung, fructosereiche Ernährung oder auch eine Mischform beider Ernährungsweisen
relevante Auswirkungen auf die Entstehung der Insulinresistenz haben. „Auch die Fettart selbst ist ein maßgeblicher
Faktor. So attestieren zahlreiche Studien der mediterranen Diät ein gutes Zeugnis, wenn es um die Vorbeugung
stoffwechselassoziierter Erkrankungen geht“, weiß die Stoffwechselexpertin.
Hintergrund CD-Labors
Die CDG besteht seit dem Jahr 1988. Damals wurde sie unter dem Namen Christian Doppler Gesellschaft als Konzerninstrument
der Österreichischen Industrieholding AG (ÖIAG) eingerichtet. Ihr Ziel war die Einrichtung von Forschungseinheiten,
die auf hohem Niveau Grundlagenforschung betreiben sollten. Die gewählten Themengebiete sollten für die
Unternehmen des Konzerns mittel- bis langfristig von Nutzen sein. Die Finanzierung erfolgte durch die Konzernleitung.
Die 1993 durchgeführte Umgestaltung der ÖIAG vom Industriekonzern zu einer Beteiligungs- und Privatisierungsagentur
bedingte auch eine Reform der CDG. Sie sollte allen österreichischen Unternehmen offen stehen und konkrete
Fragestellungen der Wirtschaft auf hohem Niveau bearbeiten. Im Jahr 1995 wurde eine neue Finanzierungsgrundlage
geschaffen und der Verein strukturell neu organisiert. Gleichzeitig erfolgte die Übernahme in die Zuständigkeit
des Bundesministeriums für wirtschaftliche Angelegenheiten. Seither ist die CDG ein Modell, das die Kooperation
von Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich der anwendungsorientierten Grundlagenforschung unterstützt und
von Unternehmen und der öffentlichen Hand gemeinsam finanziert wird.
Wichtigster öffentlicher Fördergeber ist das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft
(BMWFW). Für die Förderung dieser Zusammenarbeit gilt die Christian Doppler Forschungsgesellschaft international
als Best-Practice-Beispiel.
|