Größte private Kinderhilfsogranisation Österreichs plant neue Wohngruppen für
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Niederösterreich, im Burgenland und in Kärnten.
Wien (sos-kinderdorf) - Sie waren monatelang auf der Flucht, haben Gewalt, Hunger, Missbrauch erlebt, haben
Familienmitglieder sterben gesehen oder wissen nicht, ob ihre Angehörigen noch am Leben sind: Über 800
unbegleitete minderjährige Flüchtlinge befinden sich derzeit in nicht-adäquaten Massenunterkünften
des Bundes - schwer traumatisiert, ohne altersadäquate Betreuung, ohne ausreichende Schulbildung.
"Die Situation dieser jungen Menschen erfordert unser Handeln", sagt Christian Moser, Geschäftsführer
von SOS-Kinderdorf Österreich. "Denn jedes Kind hat das Recht auf Bildung, das Recht auf Stabilität,
das Recht auf Kindsein - egal, wo es geboren ist."
Massenquartiere sind kein Ort für Kinder
SOS-Kinderdorf betreut seit Jahren unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. In speziellen Angeboten
wie dem Clearinghouse in Salzburg und dem Biwak in Hall in Tirol aber auch in SOS-Kinderdörfern. Nun baut
die größte private Kinderschutzorganisation des Landes ihre Tätigkeiten im Flüchtlingsbereich
aus. "Wir werden 100 neue Plätze schaffen", sagt Christian Moser, "denn wir können nicht
zuschauen, wie schwer traumatisierte Minderjährige in Massenquartiere gepfercht werden." Ein Großteil
dieser Kinder wird langfristig in Österreich leben. "Umso wichtiger ist es nicht irgendwelche Plätze
zu schaffen sondern die Richtigen" betont Wolfgang Katsch, SOS-Kinderdorf Geschäftsleiter für Westösterreich.
Das heißt: Kleine Wohngruppen anstatt anonyme Massenquartiere, Integration anstatt Verwahrung, persönliche
Betreuung anstatt Security-Teams. Dies erhöht nachweislich die Zukunftschancen für jedes Kind.
Neue Wohngruppen in Niederösterreich, im Burgenland, in Kärnten
Besonders dringenden Handlungsbedarf sieht SOS-Kinderdorf dabei bei den unter 14-Jährigen. Denn die Zahl
der Unmündigen, die die lebensgefährliche Flucht ohne Eltern auf sich nehmen, steigt dramatisch. SOS-Kinderdorf
führt derzeit in allen Bundesländern Gespräche - und wird künftig auch im Osten und im Süden
Österreichs minderjährige Flüchtlinge betreuen. In Niederösterreich werden mindestens 20 neue
Plätze geschaffen, im Burgenland und in Kärnten jeweils 15, auch in Tirol gibt es Interesse.
Zusätzliche Spendengelder notwendig
"Eine große Hürde stellt bei der Betreuung junger Flüchtlinge die Finanzierung dar",
sagt Wolfgang Katsch, SOS-Kinderdorf-Geschäftsleiter für Westösterreich. Denn in der Regel gewährt
die öffentliche Hand für ein Flüchtlingskind nur den halben des im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe
üblichen Tagsatzes. "Eine Ungleichbehandlung, die wir seit Jahren anprangern", ergänzt Christian
Moser, "denn es gibt keine halben Kinder!"
SOS-Kinderdorf ist bei der Finanzierung der neuen Flüchtlingsangebote auf zusätzliche Spendengelder angewiesen.
"Wir nehmen unsere Vision ,Jedem Kind ein liebevolles Zuhause‘ ernst - und sind überzeugt davon, dass
uns die österreichische Bevölkerung dabei unterstützen wird", sagt Wolfgang Katsch. Gleichzeitig
bleibe man bei der Forderung nach gerechten Tagsätzen und sehe das Angebot, 100 neue Plätze zu schaffen,
als finanzielle Vorleistung, ergänzt Christian Moser.
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