Landesrätin Dunst präsentierte Zwischenergebnisse
einer Grundlagenstudie
Eisenstadt (blms) - Im Vorfeld der neuen ESF Förderperiode hat das Referat für Frauenangelegenheiten
eine Grundlagenstudie zum burgenländischen Arbeitsmarkt mit Hauptaugenmerk auf Frauen in Auftrag gegeben.
Im Rahmen einer Pressekonferenz präsentierte Frauenlandesrätin Verena Dunst am 12.05. gemeinsam mit Studienautorin
Mag.a Friederike Weber vom Institut „prospect. Research & Solution“ die Zwischenergebnisse. Die Studie bildet
die Planungsgrundlage für Frauenförderprojekte. Für die kommende Förderperiode 2014 – 2020
stehen dafür 2,48 Millionen Euro an ESF-Mitteln (2007-2013: 1,75 Mio.) bereit, weitere 400.000 Euro kommen
aus dem Additionalitätsprogramm. Von der EU vorgegebene Schwerpunkte sind die Verbesserung der Vereinbarkeit
von Beruf und Familie, die Angleichung der Einkommen und die Bekämpfung der Frauenarmut.
Eine positive Bilanz zieht Dunst aus der abgelaufenen Förderperiode: „Erfreulich ist, dass die Zahl der weiblichen
Erwerbstätigen zwischen 2005 und 2013 um ein Fünftel gestiegen ist – zum einen durch bessere Rahmenbedingungen
wie Kinderbetreuung, zum anderen durch EU-geförderte Beschäftigungsprojekte. Die Studie zeigt aber auch
klar einen Handlungsbedarf bei der Reduktion des Anteils an Frauen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben,
bei der Diversifizierung der Berufswahl, der Gewährleistung eines existenzsichernden Einkommens für Teilzeitbeschäftigte
oder der Ausweitung der Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen“, stellte Dunst fest.
(Aus-)Bildung entscheidend
Bei der Bildungsstruktur, einem der in der Studie untersuchten Bereiche, zeigen sich starke geschlechterspezifische
Unterschiede: 41 % der Burgenländerinnen haben maximal einen Pflichtschulabschluss (Österreich: 33 %),
bei den Männern sind es nur 20 % (Österreich: 22 %). Auch ist die Berufswahl der Mädchen noch traditionell
geprägt: 62 % der weiblichen Lehrlinge im Burgenland entscheiden sich für nur drei Branchen: Einzelhandel,
Gastgewerbe und Friseurin. „Diese beiden Faktoren bedeuten geringere Chancen für Frauen beim Berufseinstieg,
geringeres Einkommen, und sie führen auch viel eher zu Arbeitslosigkeit“, erklärte Studienautorin Weber.
Und noch immer gibt es „Frauen- und Männerbranchen“: Drei Viertel aller Beschäftigten im Gesundheits-
und Sozialbereich sind weiblich, 70 % der in Gewerbe und Industrie Beschäftigen männlich.
Kinderbetreuungsangebot: Öffnungszeiten sind Kritikpunkt
Weist das Burgenland mit fast 100 % die höchste Betreuungsquote bei den 3- bis 4-Jährigen auf, liegt
sie bei der Betreuung von Volksschulkindern in Horten nur bei knapp 11 % (Österreich: 16,5 %). Sehr wenige
Betreuungseinrichtungen haben länger als bis 18 Uhr geöffnet, und sie sind mehrheitlich 6 bis 9 Wochen
pro Jahr geschlossen. „Das war ein Hauptkritikpunkt in Interviews mit Wiedereinsteigerinnen und Müttern und
macht Vollzeitbeschäftigung nur schwer möglich“, so Weber.
Frauenerwerbstätigkeit im Burgenland stark gestiegen
Überproportional zugenommen hat insgesamt die Frauenerwerbstätigkeit im Burgenland in den letzten
Jahren: Von 95.000 Burgenländerinnen im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) waren 2013 zwei Drittel erwerbstätig,
allerdings arbeiteten nur knapp die Hälfte Vollzeit, 38 % Teilzeit. Immerhin 7.783 Frauen waren 2014 selbständig
tätig (Männer: 8.735), und der Frauenanteil an Neugründungen steigt kontinuierlich, viele davon
sind jedoch EPU.
Workshops als nächster Schritt
Dunst sieht die Studie, die im Detail im Herbst präsentiert werden soll, als „notwendige Grundlage zur
Erarbeitung von treffsicheren Maßnahmen“. In vier landesweiten Expertenworkshops mit Vertretern der Sozialpartner
und des AMS, der Frauenberatungsstellen und von Bildungsinstitutionen, Sozialprojekten und Regionalmanagement sollen
die Daten evaluiert und erste Handlungsoptionen erarbeitet werden. Einen Fokus will Dunst auf Projekte für
ältere Frauen und Frauen in Teilzeit legen.
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