Bischof Schwarz referierte beim Zukunftsforum der Katholischen Kirche zum Thema Ökologie
und globale Gerechtigkeit in Wien
Wien (kap) - Im Vorfeld der Veröffentlichung der Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus rückt die
katholische Kirche in Österreich die Themen Ökologie und globale Gerechtigkeit in den Fokus: Hochrangige
Umwelt-Fachexperten aus Wissenschaft, Staat und Kirche nahmen am 08.05. in Wien an einem Hearing des "Zukunftsforums"
teil, bei dem über die Bereiche "Energiewende", "zukunftsfähige Ernährung",
eine "faire Welt für alle" und "gerechte Wirtschaft" beraten wurde. Ein "offener
Prozess ohne innerkirchliche Nabelschau" sei angestrebt, erklärte Norbert Thanhoffer, Vizepräsident
der mit dem Projekt beauftragten Katholischen Aktion (KAÖ); KAÖ-Generalsekretär Josef Pumberger
kündigte die Erarbeitung konkreter Handlungswege der Kirche abseits von Lehrschreiben und Thesenpapieren an.
Zu Ökologie und Schöpfungsverantwortung gibt es schon ausreichend viele Grundlagentexte, doch muss an
der Umsetzung stärker gearbeitet werden, betonte Österreichs "Umweltbischof" Alois Schwarz.
Dabei gelte es, auf "Hebelwirkungen" zu setzen und durch Handlungsmotivationen zu einem Wachsen, Gedeihen
und Entfalten nachhaltiger Initiativen zu erlauben. Zu einem "Hebel für Veränderung" könne
etwa die aktuell überprüfte Vorgabe an die Diözesen werden, ethisch zu investieren. Zudem müsse
laut dem Kärntner Bischof das Beispiel von "Pionieren" in kirchlichen Reihen mehr ausgetauscht werden,
damit diese mehr Nachahmer finden.
Bischof Schwarz zufolge brauche die Kirche auch Strukturveränderung in Richtung mehr Nachhaltigkeit, was gelinge
durch ein "Denken im großen Rahmen" und der daraus entstehenden Eigendynamik. "Eine neue Zuschreibung
von Verantwortlichkeiten ist nötig, sonst wird das nicht gehen", so der in der Bischofskonferenz für
Ökologie zuständige Bischof. Auch der "Widerstand derer, die es sich gerichtet haben", müsse
dabei in Kauf genommen werden: "Wir wachsen am Widerstand - auch bei Ökologie und globaler Gerechtigkeit."
Die Kirche soll ihren eigenen Weg in Umweltfragen überprüfen und bei dem Thema "anfragbar"
werden, definierte Bischof Schwarz als Ziel des von der Katholischen Aktion in Gang gesetzten Prozesses. Die zu
erwartende Öko-Enzyklika des Papstes werde dabei eine Unterstützung sein, ebenso aber auch eine Herausforderung,
die es umzusetzen gelte. "Vor allem wird es darum gehen, das Evangelium als Spiegel zu nehmen und daraus ein
Programm zu formulieren, bei dem es um das zur Freude führenden Leben - nicht nur um das Überleben -
geht. Wir sollten Fachleute des Lebens sein", so der Bischof.
Rupprechter-Verweis auf Leo XIII. und Franz von Assisi
Dass sich bereits Papst Franziskus' Vorgänger wegweisend zu Ökologie geäußert hatten, betonte
Umweltminister Andrä Rupprechter. Er verwies auf Leo XIII., der in "Rerum novarum" mit seinen Prinzipien
Personalität, Solidarität und Subsidiarität die Schöpfungsverantwortung der Kirche grundgelegt
habe sowie auch die katholisch-soziale Bewegung, als deren Anhänger sich der Bundesminister deklarierte. Der
in dieser "Mutter der Sozialenzykliken" beschriebene Vorgabe der Eigenveranwortung, Wohlstands-Teilhabe
der Schwächeren sowie Entscheidungsfindung auf unterer Ebene sei "der richtige Weg", so Rupprechter.
Der Minister hob zudem den heiligen Franziskus hervor, der in seinem eigenen Lebenswandel als auch durch sein Wirken
auf ähnliche Weise ein Vorbild für radikale Veränderung gewesen sei wie auch Jesus selbst. "Gestalten
heißt Verändern, denn Entwicklung geschieht nur aus Veränderung", so Rupprechter. Vorbedingung
sei ausreichend Mut und ein Orientieren nach "vier geistigen Himmelsrichtungen", nämlich: "Nach
unten stark verwurzelt und standhaft zu eigenen Werten, nach rückwärts dankbar - etwa der Elterngeneration,
die uns dieses lebenswerte Österreich aus den Trümmern des Krieges aufgebaut und überantwortet hat,
nach oben - gläubig - sowie nach vorne, durch mutiges und zuversichtliches Verändern."
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