Brüssel (europarl) - Am 19,05, hat das Parlament eine Entschließung verabschiedet, in der es Maßnahmen
zur Verbesserung der Patientensicherheit vorschlägt, etwa durch die Bewältigung der zunehmenden Resistenzen
gegen Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin. Die Abgeordneten empfehlen des Weiteren einen verantwortungsvollen
Einsatz von Antibiotika und die Förderung von Innovation.
Sie weisen darauf hin, dass bei 8-12% der in der EU in Krankenhäuser eingewiesenen Patienten im Verlauf ihrer
Behandlung Zwischenfälle wie therapieassoziierte Infektionen eintreten. An solchen Infektionen sterben in
der EU jedes Jahr über 37 000 Menschen, was für die begrenzten Budgets der Gesundheitsdienste eine schwere
Belastung bedeute.
"Sparmaßnahmen dürfen auf keinen Fall die Sicherheit der Patienten oder Krankenhausmitarbeiter
gefährden", sagte der Berichterstatter Piernicola Pedicini (EFDD, IT), dessen Empfehlungen mit 637 Stimmen
bei 32 Gegenstimmen und 10 Enthaltungen angenommen wurden. "25 000 Bürgerinnen und Bürger sterben
jedes Jahr in Europa aufgrund der wachsenden Antibiotikaresistenz. Deshalb müssen wir die Erforschung neuer
Wirkstoffe fördern. In der Veterinärmedizin sollten der Online-Verkauf von Antibiotika und ihre prophylaktische
Anwendung verhindert werden", fügte er hinzu.
Einsparungen bei den Gesundheitsbudgets schaden den Patienten
In der Entschließung weist das Parlament darauf hin, dass die Gesundheitsbudgets der Mitgliedstaaten aufgrund
der derzeitigen Wirtschaftskrise unter Druck geraten sind, was sich auf die Patientensicherheit auswirkt. Es fordert
die Mitgliedstaaten auf, in diesen Zeiten der Wirtschaftskrise dafür zu sorgen, dass die Patientensicherheit
nicht durch Einsparmaßnahmen beeinträchtigt wird und die Gesundheitssysteme weiterhin mit hinreichend
finanziellen Mitteln ausgestattet werden.
Antibiotika in der Humanmedizin: Diagnose vor Verschreibung
Die vorgeschlagenen Maßnahmen für einen verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika umfassen unter
anderem:
- Eine konsequente Verschreibungspflicht von Antibiotika,
- Eine verpflichtende mikrobiologische Diagnose vor der Verschreibung von Antibiotika,
- Die konsequente Anwendung verantwortungsvoller Vermarktungspraktiken, durch die
Interessenkonflikte zwischen Herstellern und Ärzten, die Arzneimittel verschreiben, verhindert werden, und
- Bessere Informationen zur Überwachung der Antibiotikaresistenz und der Verwendung
von Antibiotika, sowie Infektionskontrollmaßnahmen.
Die Abgeordneten verlangen von den pharmazeutischen Unternehmen, in die Entwicklung neuer Antibiotika zu investieren.
Sie fordern zudem die Kommission auf, einen Legislativrahmen in Erwägung zu ziehen, um die Entwicklung neuer
Antibiotika zu fördern.
Antibiotika in der Veterinärmedizin: Vorbeugenden Einsatz begrenzen
Die Abgeordneten rufen auch zum verantwortungsvollen Einsatz antimikrobieller Wirkstoffe für Tiere auf, einschließlich
bei Arzneifuttermitteln, indem diese nur nach einer medizinischen Diagnose zur Behandlung eingesetzt werden dürfen.
Zwei Gesetzesvorschläge hierzu werden zurzeit im Parlament erörtert.
Der Antibiotikaeinsatz bei Tieren sollte deshalb schrittweise auf therapeutische Zwecke begrenzt werden, indem
allmählich der prophylaktische Einsatz abgeschafft wird. Zudem sollten die Fälle, in denen eine Metaphylaxe
erforderlich ist, d.h. die Verabreichung an ganze Gruppen von Tieren, um einzelne kranke Tiere zu behandeln und
zu verhindern, dass sich einzelne gesunde Tiere des Bestands infizieren, minimiert werden.
Hintergrundinformationen
Schätzungen zufolge treten bei 8-12% der in der EU in Krankenhäuser eingewiesenen Patienten im Verlauf
ihrer Behandlung Zwischenfälle ein. Fast die Hälfte dieser Zwischenfälle ist vermeidbar. Die häufigsten
unerwünschten Ereignisse in der Gesundheitsfürsorge sind therapieassoziierte Infektionen (HAI), medikationsbezogene
Ereignisse und während oder nach chirurgischen Eingriffen auftretende Komplikationen.
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