Linzer Bischof wird am 4. Juni 75 - Im Interview mit heimischen Medien plädiert er für
mehr Einsatz für Flüchtlingen und sieht keine Änderungen beim Pflichtzölibat und dem Frauenpriestertum
- Festakt zum 75. Geburtstag am 9. Juni in Linz
Linz (kap) - Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz wird am 4. Juni 75 Jahre alt. Wie er gegenüber heimischen
Medien (APA und ORF-Oberösterreich) mitteilte, hat er bereits vor einigen Wochen sein Rücktrittsansuchen
- gemäß Kirchenrecht - an Papst Franziskus eingereicht. Er übe seinen Dienst gerne aus, freilich
würden die körperlichen Kräfte schon ein wenig schwinden und er hoffe, dass der Papst seinen Rücktritt
als Diözesanbischof bald annehmen werde. Er fühle sich derzeit aber noch im Stande, sein Amt auszuüben,
fügte der Bischof hinzu.
Im APA-Interview trat Schwarz für mehr Anstrengungen bei der Rettung von Flüchtlingen und eine gerechtere
Aufteilung der Betroffenen in der EU ein. Er plädierte auch für einen wertschätzenden Umgang mit
anderen Religionen: Auf Mohammed-Karikaturen sollte man seiner Ansicht nach verzichten, "die Darstellungen
lösen Groll und Ärger aus".
Schwarz ist in der Österreichischen Bischofskonferenz für Sozialfragen zuständig und Vorsitzender
der "Allianz für den freien Sonntag", dessen Bedeutung er immer wieder betont. Auch die Linzer bischöfliche
Arbeitslosenstiftung sei ihm stets ein großes Anliegen gewesen wie auch die Arbeit für und mit der Jugend.
Angesichts der Flüchtlingstragödien im Mittelmeer trat er für mehr Einsätze von Schiffen und
Rettungsmaßnahmen ein - und für eine gerechte Aufteilung:
"Ich denke, dass die jetzige Sichtweise der EU richtig ist, dass die Flüchtlinge aufgenommen und dann
auf die einzelnen Länder aufgeteilt werden, dass nicht Italien oder Malta alles bewältigen müssen."
Den Politikern gibt er ein Bibelzitat mit: "Christus sagt: 'Ich war obdachlos und du hast mich aufgenommen'.
Danach werden wir auch einmal gerichtet werden."
Den Dialog mit dem Islam sah Schwarz auch angesichts radikaler Strömungen nicht gefährdet: "Der
Islam ist ja mannigfaltig. Natürlich gibt es radikale Gruppen - in Syrien, das sind ja mörderische Gruppen",
aber mit dem "normalen Islam" könne man sehr wohl in Dialog treten. Schwarz rief aber auch zum Verzicht
von Mohammed-Karikaturen auf: "Der religiöse Glaube ist ein ganz wichtiges kennzeichnendes Prinzip eines
jeden Menschen. Und der Islam hat eine ganz andere Beziehung zu Mohammed und Allah als wir."
Zu den Spannungen innerhalb der Diözese Linz, etwa im Jahr 2009 rund um die kurzzeitige Ernennung von Gerhard
Maria Wagner zum Weihbischof, meinte Schwarz, dass ihn diese natürlich auch belastet hätten. Sein Anliegen
sei es immer gewesen, "die Diözese zusammenzuhalten".
Missbrauch: "Wir leiden alle darunter"
Schwarz nahm auch zu den innerkirchlichen Missbrauchsfällen Stellung: "Die Missbrauchsfälle sind
sehr traurig, wir leiden alle darunter, dass es zu diesen Vergehen gekommen ist." Er habe selbst mit Betroffenen
gesprochen. Den Umgang des Stiftes Kremsmünster etwa mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen lobte
der Bischof: "Das Bemühen war klar da, dass man alles aufdeckt."
Wie er gegenüber ORF und APA sagte, glaube er nicht an die Aufhebung des Pflichtzölibats - "Hier
wird es nicht so rasch eine andere Form geben" - oder gar die Einführung des Frauenpriestertums. Um dem
Priestermangel entgegenzuwirken, setze er vielmehr auf Diakone, so Schwarz. In der Diözese gibt es derzeit
rund 120 ständige Diakone.
"Der Weg der Kirche in der heutigen Zeit ist etwas schwierig. Die Menschen sind von anderen Dingen in Anspruch
genommen und vielfach geht das Gespür für die Beziehung zu Gott verloren", so Schwarz. Jeder einzelne
Kirchenaustritt tue ihm weh, um die Kirchenbeiträge gehe es dabei aber nicht: "Die Kirche wird auch in
Zukunft das Notwendige haben, um die Seelsorge zu garantieren." Wohl sei der Kirchenbeitrag aber für
viele Austrittswillige ein schwerwiegendes Argument. Er versuche, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, "da
gibt es auch immer wieder Lösungen." Freude bereiten ihm jene rund 80 bis 90 Briefe im Monat, in denen
Leute um Wiederaufnahme bitten.
Papst Franziskus war für Schwarz eine gute Wahl: "Er bringt einen ganz neuen schwungvollen, für
ihn charakteristischen Stil ein. Er macht das sehr gut, er spricht die Themen an, er ist so menschennahe, die Leute
sind von ihm begeistert." Zum neuen Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl meinte Schwarz, dieser sei "ein
sehr origineller neuer Bischof", der "frank und frei über die jeweiligen Situationen spricht".
Gottesdienst, Festakt, Festschrift
Seinen 75. Geburtstag wird Schwarz erst mit einem Tag Verspätung feiern, denn am 4. Juni ist Fronleichnam
und er und seine Weggefährten sind an diesem Tag im Einsatz. Am 5. Juni werden dann im Priesterseminar Pfarrer,
Domkapitel, Salesianer, deren Orden Schwarz sein 50 Jahren angehört, Verwandte und Freunde gemeinsam feiern
- "mit einem Gottesdienst, einem schönen Zusammensein, einem Mittagessen und ein paar Reden werden auch
gehalten", so der Jubilar.
Am Dienstag, 9. Juni, findet um 11 Uhr zu Ehren des Bischofs ein offizieller Festakt an der Katholisch-Theologischen
Privatuniversität Linz statt. Dabei wird sich u.a. auch Landeshauptmann Josef Pühringer als Gratulationen
einstellen. Präsentiert wird im Rahmen des Festaktes die Festschrift "Contra Spem Sperare - Aspekte der
Hoffnung" zum 75. Geburtstag des Bischofs.
Ludwig Schwarz ist seit 2005 Bischof von Linz. 1940 in Bratislava (Pressburg) geboren, trat er 1957 in den Orden
der Salesianer Don Boscos ein. Von 1978 bis 1984 war er Provinzial der österreichischen Salesianerprovinz,
von 1984 bis 1999 wirkte er an der Päpstlichen Salesianeruniversität in Rom. Von 1999 bis 2005 leitete
Schwarz als Nationaldirektor die Päpstlichen Missionswerke in Österreich ("Missio Austria").
Zugleich war er ab 2001 auch Weihbischof in Wien. Die Bischofsweihe erfolgte am 25. November 2001 im Stephansdom.
Am 6. Juli 2005 wurde Schwarz zum Bischof von Linz ernannt; die Amtseinführung erfolgte am 18. September 2005.
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