Gespräche zwischen irischen und österreichischen Abgeordneten im Parlament
Wien (pk) - Das heimische System der Berufsausbildung hat Vorbildcharakter für Irland. Irische Abgeordnete,
die am 29.05. das Parlament besuchten, zeigten bei einem Meinungsaustausch mit österreichischen MandatarInnen
vor allem Interesse an der dualen Ausbildung in Betrieb und Schule, der Vielfältigkeit des Angebots an Lehrberufen
sowie der Möglichkeit, eine Berufsreifeprüfung zu absolvieren. Die irische Delegationsleiterin Joanna
Tuffy ließ dabei anklingen, dass sich Irland bei der bevorstehenden Reform seiner Berufsausbildung auch am
österreichischen System orientieren werde.
SPÖ-Abgeordneter Josef Muchitsch, der als Obmann des Sozialausschusses das Gespräch leitete, führte
die Stärke des österreichischen Systems der Berufsausbildung auf den Umstand zurück, dass nicht
der Staat, sondern die Wirtschaft die Lehrlinge ausbildet. Auch würden in Österreich klare Regelungen
zwischen Ausbildungsbetrieben und Lehrlingen bestehen – von der Dauer der Lehrzeit über die Ausbildung in
der Berufsschule bis hin zur Bezahlung. Bundesrätin Sonja Zwazl (V) betonte, eine Lehre sei eine hochwertige,
zukunftsorientierte Ausbildung, die aber die Wertschätzung der Gesellschaft brauche. Die Präsidentin
der Länderkammer sprach in diesem Zusammenhang ebenso wie Josef Muchitsch von einem Imageproblem der Lehre,
was auch Marie Louise O'Donnell mit Blick auf die Situation in Irland bestätigte.
Von der Praxis eines ausbildenden Betriebs berichtete SPÖ-Mandatar Markus Vogl und bezeichnete es als Herausforderung,
Mädchen für technische Lehrberufe zu begeistern. Zudem würden viele Unternehmen SchulabbrecherInnen
aus höheren Schulen gegenüber von HauptschulabgängerInnen bevorzugen. Als positiv bewertete er die
Durchlässigkeit des österreichischen Schulsystems, wobei er den irischen Gästen das Modell der Berufsreifeprüfung
als Anregung auf ihren Weg nach Dublin mitgab. Eine kritische Note brachte Grünen-Abgeordnete Birgit Schatz
in die Diskussion ein, die u.a. beklagte, das Angebot an Lehrberufen würde oft nicht den Wünschen der
Jugendlichen entsprechen. Dazu komme noch, dass Lehrlinge nach Abschluss ihrer Ausbildung verstärkt Schwierigkeiten
haben, eine Beschäftigung zu finden.
Themen des Gesprächs, an dem sich auch Jessi Lintl (T) und Dagmar Belakowitsch-Jenewein (F) beteiligten, waren
u.a. auch das Einstiegsalter in die Lehrlingsausbildung und der Facharbeitermangel.
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