Landtagswahl Steiermark 2015

 

erstellt am
01. 06. 15
11.00 MEZ

Die Steiermark hat gewählt. SORA analysierte die Landtagswahl auf Basis der Daten der Wählerstromanalyse sowie der ISA/SORA Wahltagsbefragung unter 1.207 Wahlberechtigten.
Graz/Wien (sora) - Die steirische Regierungskoalition aus SPÖ und ÖVP erleidet bei dieser Wahl starke Verluste. Wie die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter 1.202 Wahlberechtigten zeigt, bewertet zwar eine Mehrheit der steirischen Bevölkerung (59%) die vergangenen Reformen der Regierungskoalition eher positiv (gegenüber 29% „eher negativ“). Auf der anderen Seite gelang es SPÖ und ÖVP nicht, ihre WählerInnen mit starken Zukunftsthemen für sich zu gewinnen.



SORA Institute for Social Research and Consulting – ISA Institut für Strategieanalysen

Die FPÖ konnte auf der anderen Seite vor allen anderen Parteien die Unzufriedenheit mit der Landesregierung und den Protest gegen ihre Reformen mobilisieren.

Zukunftssorgen von Regierungskoalition nicht beantwortet
Während die Entwicklung des Landes in der Vergangenheit von den steirischen Wahlberechtigten durchwachsen eingeschätzt wird (34% eher positiv, 29% eher negativ, 35% neutral), überwiegt beim Blick in die Zukunft mit 38% die Sorge über die Zuversicht (27%).

Dabei sehen SPÖ-, ÖVP- und Grün-WählerInnen eher zuversichtlich in die Zukunft (jeweils über vier von zehn), während es viel weniger gelang, Besorgte anzusprechen. Unter FPÖ-WählerInnen geben hingegen geben rund vier Fünftel (82%) an, dass sie der Zukunft mit Sorge entgegenblicken. Personen, die der Wahl fernblieben, blicken zu 34% besorgt, zu 45% neutral und nur zu 19% zuversichtlich in die Zukunft.

Wahlmotive
Kaum mobilisierende Themen bei SPÖ und ÖVP
Anders als bei der vergangenen steirischen Landtagswahl haben SPÖ- und ÖVP-WählerInnen diesmal keines der abgefragten Themen intensiv diskutiert: Nur 26% der SPÖ-WählerInnen gaben an, sehr häufig über die „Kosten des täglichen Lebens“ diskutiert zu haben, alle anderen Themen wurden seltener diskutiert. Unter ÖVP-WählerInnen wurde noch am ehesten über „Wirtschaft und Arbeitsplätze“ (27%) diskutiert.
Stärkste Wahlmotive für die Regierungsparteien sind die jeweiligen Spitzenkandidaten und deren Arbeit:

  • 1% der SPÖ-Wähler sagten, die SPÖ habe den besten Spitzenkandidaten, 84% die SPÖ habe bisher die beste Arbeit geleistet und 76% sie habe die besten Vorschläge für die Zukunft der Steiermark
  • Unter den ÖVP-WählerInnen sagten 77%, die ÖVP habe den besten Spitzenkandidaten, 82% sie habe bisher die beste Arbeit geleistet und 80% sie habe die besten Vorschläge für die Zukunft der Steiermark


FPÖ überzeugt Unzufriedene
Rund sieben von zehn (71%) FPÖ-WählerInnen sehen die Entwicklung des Landes in den letzten fünf Jahren eher negativ; 86% sind unzufrieden mit der Arbeit der Landesregierung, und rund vier Fünftel (82%) sehen mit Sorge in die Zukunft.

Unter den abgefragten Wahlmotiven überzeugte die FPÖ allen voran mit den „besten Vorschlägen für die Zukunft der Steiermark“ (83% Zustimmung) gefolgt vom der Glaubwürdigkeit, Missstände zu kontrollieren (76%).

Inhaltlich haben FPÖ-WählerInnen sich im Wahlkampf insbesondere mit Zuwanderung und Integration (52% sehr häufig diskutiert) sowie Sicherheit und Kriminalität (45%) auseinandergesetzt, gefolgt von Wirtschaft und Arbeitsplätzen (37%).

Grüne primär als Kontrollpartei gesehen
Rund die Hälfte der Grün-WählerInnen geben an, mit der Arbeit der Landesregierung bisher sehr oder eher zufrieden zu sein, und 52% bewerten die Reformpartnerschaft generell eher positiv.

Als Wahlmotiv für die Grünen erhielt die „größte Glaubwürdigkeit, um Missstände zu kontrollieren“ unter GrünwählerInnen mit 82% die höchste Zustimmung gefolgt von den besten Vorschlägen für die Zukunft der Steiermark (80% Zustimmung).

Inhaltlich haben Grün-WählerInnen im Wahlkampf besonders über den Umweltschutz (49%) sowie über Bildung und Schule (36%) häufig diskutiert.

Wer hat wen gewählt?
Wahlverhalten nach Beurteilung der Entwicklung der Steiermark
Sehr starke Unterschiede im Wahlverhalten zeigen sich je nachdem, wie Befragte die Entwicklung der letzten 5 Jahre einschätzen:

  • So erreichten ÖVP und SPÖ unter jenen, die eine positive Sicht der letzten Periode haben, jeweils 44%. Die FPÖ kommt in dieser Gruppe hingegen nur auf 5%.
  • Unter jenen, die Entwicklung negativ sehen, erreicht hingegen die FPÖ 64% vor der KPÖ mit 10% und weit abgeschlagen der SPÖ mit 7% und der ÖVP mit 6%.
  • Unter jenen die sagten, dass sich das Land nicht verändert hat, wählten je 32% SPÖ und ÖVP, 22% FPÖ, 8% die Grünen und 2% KPÖ.


Unterschiede nach Alter und Geschlecht
Die FPÖ wurde bei dieser Wahl mehr als doppelt so häufig von Männern als von Frauen gewählt und wurde unter Männern mit 38% stärkste Partei. Unter Frauen liegt hingegen mit 37% die SPÖ vor der ÖVP mit 31% und der FPÖ mit 17%
In der Betrachtung nach Altersgruppen zeigt sich die FPÖ diesmal in der mittleren Altersgruppe der 30-59-Jährigen mit einem Ergebnis von 33% stärker als unter Jungen oder Alten. Unter 16- bis 29-Jährigen liegt die SPÖ mit 29% vor der FPÖ mit 25% und der ÖVP mit 18%. Auch die Grünen sind mit 17% unter Jungen stark.
Personen ab 60 Jahren wählten insbesondere SPÖ (38%), gefolgt von ÖVP (31%) und FPÖ (22%).

Wahlverhalten nach Berufsgruppen
In der Unterscheidung nach Berufsgruppen ist unter ArbeiterInnen die FPÖ mit 61% mit Abstand stärkste Partei vor SPÖ (18%) und ÖVP (8%). Angestellte wählten ÖVP (31%) und SPÖ (29%) sowie FPÖ (22%).

Wahlverhalten nach formaler Bildung
In der Unterscheidung nach formaler Bildung liegt die SPÖ unter Personen mit Pflichtschulabschluss, Lehre sowie Matura leicht über dem Durchschnitt. Die FPÖ schneidet mit 42% besonders stark unter Personen mit maximal Pflichtschulabschluss ab. ÖVP und Grüne sind überdurchschnittlich stark unter Personen mit Matura oder weiterem Abschluss.

Bewertung der Landesregierung und der Reformpartnerschaft
Insgesamt wurde die Reformpartnerschaft im Rückblick laut Wahltagsbefragung unter allen befragten Wahlberechtigten von 59% eher positiv bewertet, gegenüber 29% „eher negativ“ und 12%, die sich einer Einschätzung enthielten. WählerInnen sahen die Reformpartnerschaft dabei etwas positiver (61%) als NichtwählerInnen (55% „eher positiv“).

Ähnlich auch die Bewertung der Landesregierung, mit der 56% sehr oder eher zufrieden und 39% eher nicht oder gar nicht zufrieden waren.

schlagen insbesondere die negative Beurteilung der Entwicklung des Landes, Sorgen in Bezug auf die Zukunft, aber auch eine negative Beurteilung von Bezirks- und Gemeindezusammenlegungen und das Empfinden, weniger als seinen gerechten Anteil vom Wohlstand zu erhalten, auf eine negative Beurteilung der Landesregierung durch.

Deutliche Unterschiede zeigt die Wahltagsbefragung auch in der Einschätzung der unterschiedlichen Maßnahmen im Rahmen der Reformpartnerschaft:

So werden die gesetzten Maßnahmen im Verwaltungsbereich (d.h. die Zusammenlegung von Gemeinden/Bezirken, das Nulldefizit beim Landesbudget, die Verkleinerung des Landtags, die Abschaffung des Proporz) in Summe von einer überwiegende Mehrheit der SteirerInnen (63%) eher positiv bewertet.

Die Maßnahmen im Sozialbereich (d.h. die Schließung von Spitälern/ Abteilungen, Abschaffung Gratiskindergarten, Einsparungen bei Sozialeinrichtungen) werden hingegen in Summe von 88% der SteirerInnen eher negativ bewertet.

 

 

 

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