2014 schwaches Wachstum bei
regionalem West-Ost-Gefälle

 

erstellt am
01. 06. 15
11.00 MEZ

Wien (wifo) - Die Bruttowertschöpfung nahm in Österreich im Jahr 2014 nur geringfügig zu, wobei die Dynamik in den westlichen und südlichen Bundesländern etwas höher war. Mit Ausnahme von Vorarlberg blieb die Entwicklung in allen österreichischen Bundesländern hinter dem EU-Durchschnitt zurück. Trotz der Konjunkturerholung in der EU fehlten der österreichischen Wirtschaft nennenswerte Impulse des Außenhandels. Die Ausweitung der Beschäftigung blieb neuerlich hinter dem Anstieg des Arbeitskräfteangebotes zurück, sodass die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern stieg. Die Ballungsräume waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit stärker betroffen als die ländlichen Gebiete.

Die Dynamik war in Österreich im Jahr 2014 mit einer Ausweitung der Wirtschaftsleistung um nur 0,3% kaum höher als im Vorjahr (2013 +0,2%). Im Jahresverlauf verebbte die positive Tendenz sogar, die Ende 2013 eingesetzt hatte: Die Bruttowertschöpfung (ohne Land- und Forstwirtschaft) wuchs im 2. Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahr noch um 1,1%, im 1. Halbjahr 2014 dagegen nur mehr um +0,5% und schrumpfte im 2. Halbjahr sogar (-0,1%).

Das Wirtschaftswachstum war somit 2014 im Gegensatz zum Vorjahr in Österreich deutlich schwächer als im Durchschnitt der EU (+1,4%) sowie des Euro-Raumes (+0,9%). Obwohl sich die Dynamik in der EU insgesamt und im Euro-Raum verstärkte, fehlten der heimischen Konjunktur deutliche Impulse des Außenhandels. Insbesondere die Warenexporte in die EU 15 entwickelten sich mäßig (+0,8%). Die stark exportorientierte österreichische Industrie trug vor diesem Hintergrund kaum zum Wirtschaftswachstum bei (+0,1%). 2014 zog der Konsum der privaten Haushalte zwar an (+0,2%, 2013 -0,1%), übernahm aber ebenfalls nicht die Rolle des Konjunkturmotors. Als positives Signal kann die Entwicklung der Bruttoinvestitionen interpretiert werden, die sich nach einem deutlichen Rückgang 2013 (-4,4%) im Jahr 2014 nicht weiter verringerten (+0,1%).

Die Konjunkturschwäche spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider:
Zwar wurde die Zahl der aktiv unselbständig Beschäftigten (ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen, und ohne Präsenzdiener) 2014 mäßig gesteigert (+0,7%), doch wuchs das Arbeitskräfteangebot neuerlich stärker (+1,5%). Die Arbeitslosenquote stieg somit auf 8,4% und lag damit um fast 1 1/2 Prozentpunkte über dem Niveau von 2012. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um etwa 32.000 Personen oder 11,2%.

Entsprechend der gesamtwirtschaftlichen Situation wuchs die Wertschöpfung in vielen Wirtschaftsbereichen kaum oder war sogar rückläufig, etwa in den Bereichen Information und Kommunikation, Handel und Verkehr. Die vergleichsweise größten Zuwächse wiesen zudem die öffentliche Verwaltung, die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen sowie die Energie- und Wasserversorgung auf.

Zwischen Österreichs Großregionen (NUTS-1-Klassifikation) verlief die Wirtschaftsentwicklung 2014 sehr unterschiedlich: So stagnierte die Wertschöpfung in der Ostregion (-0,1%), während sie im Süden (+0,4%) und Westen (+0,5%) etwas zunahm. Dieser Unterschied ergab sich einerseits aus dem Rückgang der Sachgütererzeugung in Ostösterreich (-1,5%), während dieser Wirtschaftsbereich in den südlichen (+0,5%) und westlichen (+0,7%) Bundesländern leicht expandierte; die unterschiedliche Entwicklung der Sachgütererzeugung erklärt etwa 0,35 Prozentpunkte des Wachstumsrückstandes der Ostregion. Andererseits drückten die Produktionseinbußen in der Informations- und Telekommunikationsbranche das Ergebnis im Osten aufgrund des hohen Gewichtes der Branche (4,6%, Wien 7%) um 0,41 Prozentpunkte, während der negative Wachstumsbeitrag im Süden (-0,12 Prozentpunkte) und Westen (-0,14 Prozentpunkte) deutlich geringer war. Im Vorjahresvergleich schrumpfte die Wertschöpfung dieses Sektors in allen drei Großregionen ähnlich stark (etwa -8%).

Die mäßige Entwicklung der Ostregion wurde durch die Stagnation der Wirtschaft in Wien (-0,2%) und Niederösterreich (-0,1%) bestimmt, während das Burgenland einen Zuwachs der Wertschöpfung verzeichnete (+0,8%). In Wien wurde die Entwicklung durch den Einbruch der wichtigen Informations- und Telekommunikationsbranche geprägt (-8,0%, Wachstumsbeitrag -0,61 Prozentpunkte), der durch die positiven Impulse der öffentlichen Verwaltung und der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen nicht aufgewogen wurde. Der starke Rückgang dürfte aber (zumindest zum Teil) statistische Ursachen haben (Probleme der Preisbereinigung). In Niederösterreich war die Sachgütererzeugung (-1,4%; Wachstumsbeitrag -0,31 Prozentpunkte) hingegen für die geringe Dynamik bestimmend. Das Burgenland verzeichnete als einziges Bundesland der Ostregion einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung; der Wachstumsvorsprung sowohl gegenüber dem Österreich-Durchschnitt als auch gegenüber den anderen zwei Bundesländern der Ostregion verringert sich aber seit 2012 deutlich.

Unter den südlichen Bundesländern war der Zuwachs der Bruttowertschöpfung in der Steiermark (+0,6%) etwas höher als in Kärnten, das keinen nennenswerten Anstieg verzeichnete (+0,1%). In Kärnten war die Entwicklung im Tourismus 2014 deutlich rückläufig (Nächtigungen -3,3%) und blieb wie in den letzten Jahren unter dem Österreich-Durchschnitt.

Die westlichen Bundesländer waren durch ein mäßiges Wachstum der realen Bruttowertschöpfung um 0,3% bis 0,5% gekennzeichnet. In Vorarlberg erzielte die Wirtschaft jedoch mit +1,4% die höchste Wachstumsrate aller Bundesländer. Etwa die Hälfte dieser Zunahme ist auf die deutlich überdurchschnittliche Dynamik in der Sachgütererzeugung (+2,5%) zurückzuführen. In den anderen westlichen Bundesländern kamen positive Wachstumsimpulse - wie auch im Durchschnitt aller Bundesländer - vor allem aus den Bereichen öffentliche Verwaltung und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Anders als in Salzburg weitete die die Sachgütererzeugung ihre Produktion in Oberösterreich und Tirol aus.

 

 

 

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