Wien (wifo) - Die Bruttowertschöpfung nahm in Österreich im Jahr 2014 nur geringfügig zu, wobei
die Dynamik in den westlichen und südlichen Bundesländern etwas höher war. Mit Ausnahme von Vorarlberg
blieb die Entwicklung in allen österreichischen Bundesländern hinter dem EU-Durchschnitt zurück.
Trotz der Konjunkturerholung in der EU fehlten der österreichischen Wirtschaft nennenswerte Impulse des Außenhandels.
Die Ausweitung der Beschäftigung blieb neuerlich hinter dem Anstieg des Arbeitskräfteangebotes zurück,
sodass die Arbeitslosigkeit in allen Bundesländern stieg. Die Ballungsräume waren vom Anstieg der Arbeitslosigkeit
stärker betroffen als die ländlichen Gebiete.
Die Dynamik war in Österreich im Jahr 2014 mit einer Ausweitung der Wirtschaftsleistung um nur 0,3% kaum höher
als im Vorjahr (2013 +0,2%). Im Jahresverlauf verebbte die positive Tendenz sogar, die Ende 2013 eingesetzt hatte:
Die Bruttowertschöpfung (ohne Land- und Forstwirtschaft) wuchs im 2. Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahr
noch um 1,1%, im 1. Halbjahr 2014 dagegen nur mehr um +0,5% und schrumpfte im 2. Halbjahr sogar (-0,1%).
Das Wirtschaftswachstum war somit 2014 im Gegensatz zum Vorjahr in Österreich deutlich schwächer als
im Durchschnitt der EU (+1,4%) sowie des Euro-Raumes (+0,9%). Obwohl sich die Dynamik in der EU insgesamt und im
Euro-Raum verstärkte, fehlten der heimischen Konjunktur deutliche Impulse des Außenhandels. Insbesondere
die Warenexporte in die EU 15 entwickelten sich mäßig (+0,8%). Die stark exportorientierte österreichische
Industrie trug vor diesem Hintergrund kaum zum Wirtschaftswachstum bei (+0,1%). 2014 zog der Konsum der privaten
Haushalte zwar an (+0,2%, 2013 -0,1%), übernahm aber ebenfalls nicht die Rolle des Konjunkturmotors. Als positives
Signal kann die Entwicklung der Bruttoinvestitionen interpretiert werden, die sich nach einem deutlichen Rückgang
2013 (-4,4%) im Jahr 2014 nicht weiter verringerten (+0,1%).
Die Konjunkturschwäche spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider:
Zwar wurde die Zahl der aktiv unselbständig Beschäftigten (ohne Personen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen,
und ohne Präsenzdiener) 2014 mäßig gesteigert (+0,7%), doch wuchs das Arbeitskräfteangebot
neuerlich stärker (+1,5%). Die Arbeitslosenquote stieg somit auf 8,4% und lag damit um fast 1 1/2 Prozentpunkte
über dem Niveau von 2012. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen um etwa 32.000
Personen oder 11,2%.
Entsprechend der gesamtwirtschaftlichen Situation wuchs die Wertschöpfung in vielen Wirtschaftsbereichen kaum
oder war sogar rückläufig, etwa in den Bereichen Information und Kommunikation, Handel und Verkehr. Die
vergleichsweise größten Zuwächse wiesen zudem die öffentliche Verwaltung, die sonstigen wirtschaftlichen
Dienstleistungen sowie die Energie- und Wasserversorgung auf.
Zwischen Österreichs Großregionen (NUTS-1-Klassifikation) verlief die Wirtschaftsentwicklung 2014 sehr
unterschiedlich: So stagnierte die Wertschöpfung in der Ostregion (-0,1%), während sie im Süden
(+0,4%) und Westen (+0,5%) etwas zunahm. Dieser Unterschied ergab sich einerseits aus dem Rückgang der Sachgütererzeugung
in Ostösterreich (-1,5%), während dieser Wirtschaftsbereich in den südlichen (+0,5%) und westlichen
(+0,7%) Bundesländern leicht expandierte; die unterschiedliche Entwicklung der Sachgütererzeugung erklärt
etwa 0,35 Prozentpunkte des Wachstumsrückstandes der Ostregion. Andererseits drückten die Produktionseinbußen
in der Informations- und Telekommunikationsbranche das Ergebnis im Osten aufgrund des hohen Gewichtes der Branche
(4,6%, Wien 7%) um 0,41 Prozentpunkte, während der negative Wachstumsbeitrag im Süden (-0,12 Prozentpunkte)
und Westen (-0,14 Prozentpunkte) deutlich geringer war. Im Vorjahresvergleich schrumpfte die Wertschöpfung
dieses Sektors in allen drei Großregionen ähnlich stark (etwa -8%).
Die mäßige Entwicklung der Ostregion wurde durch die Stagnation der Wirtschaft in Wien (-0,2%) und Niederösterreich
(-0,1%) bestimmt, während das Burgenland einen Zuwachs der Wertschöpfung verzeichnete (+0,8%). In Wien
wurde die Entwicklung durch den Einbruch der wichtigen Informations- und Telekommunikationsbranche geprägt
(-8,0%, Wachstumsbeitrag -0,61 Prozentpunkte), der durch die positiven Impulse der öffentlichen Verwaltung
und der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen nicht aufgewogen wurde. Der starke Rückgang dürfte
aber (zumindest zum Teil) statistische Ursachen haben (Probleme der Preisbereinigung). In Niederösterreich
war die Sachgütererzeugung (-1,4%; Wachstumsbeitrag -0,31 Prozentpunkte) hingegen für die geringe Dynamik
bestimmend. Das Burgenland verzeichnete als einziges Bundesland der Ostregion einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung;
der Wachstumsvorsprung sowohl gegenüber dem Österreich-Durchschnitt als auch gegenüber den anderen
zwei Bundesländern der Ostregion verringert sich aber seit 2012 deutlich.
Unter den südlichen Bundesländern war der Zuwachs der Bruttowertschöpfung in der Steiermark (+0,6%)
etwas höher als in Kärnten, das keinen nennenswerten Anstieg verzeichnete (+0,1%). In Kärnten war
die Entwicklung im Tourismus 2014 deutlich rückläufig (Nächtigungen -3,3%) und blieb wie in den
letzten Jahren unter dem Österreich-Durchschnitt.
Die westlichen Bundesländer waren durch ein mäßiges Wachstum der realen Bruttowertschöpfung
um 0,3% bis 0,5% gekennzeichnet. In Vorarlberg erzielte die Wirtschaft jedoch mit +1,4% die höchste Wachstumsrate
aller Bundesländer. Etwa die Hälfte dieser Zunahme ist auf die deutlich überdurchschnittliche Dynamik
in der Sachgütererzeugung (+2,5%) zurückzuführen. In den anderen westlichen Bundesländern kamen
positive Wachstumsimpulse - wie auch im Durchschnitt aller Bundesländer - vor allem aus den Bereichen öffentliche
Verwaltung und sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Anders als in Salzburg weitete die die Sachgütererzeugung
ihre Produktion in Oberösterreich und Tirol aus.
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