Ehrendoktorat der Universität Wien für Ruth Klüger

 

erstellt am
29. 05. 15
11.00 MEZ

Utl. Literaturwissenschafterin wird für besondere akademische Verdienste gewürdigt
Wien (universität) - Im Rahmen der akademischen Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr vergibt die Universität Wien insgesamt sechs Ehrendoktorate an hochverdiente WissenschafterInnen. Nachdem am "Dies Honorum" im Mai bereits fünf Doktorate verliehen wurden, erhält am 11. Juni, 17 Uhr, auch die international renommierte Schriftstellerin und Literaturwissenschafterin Ruth Klüger ein Ehrendoktorat der Universität Wien. Die Auszeichnung erfolgt – in Anwesenheit von Bundesminister Josef Ostermayer – durchRektor Heinz W. Engl im Großen Festsaal der Universität Wien.

Mit sieben Jahren durfte sie in ihrer Heimatstadt Wien auf keiner Parkbank mehr sitzen. Mit elf kam sie in ein KZ der Nationalsozialisten. Am Donnerstag, 11. Juni, erhält die in Wien geborene Schriftstellerin, Literaturwissenschafterin und Holocaust-Überlebende Ruth Klüger ein Ehrendoktorat der Universität Wien. Nach den Feierlichkeiten des Dies Honorum, bei dem bereits fünf WissenschafterInnen ein Doktorat erhielten, wird nun auch ihr die Auszeichnung für besondere akademische Verdienste verliehen. In der Bandbreite der Forschungsgebiete der Ausgezeichneten spiegle sich die "Vielfalt und Forschungsstärke unserer Alma Mater Rudolphina" wider, so der Rektor der Universität Wien, Heinz Engl. Die Laudatio für die Ehrendoktorin wird Konstanze Fliedl vom Institut für Germanistik halten.

Ruth Klüger
(geb. 1931 in Wien) wurde 1942 im Alter von elf Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter in mehrere Konzentrationslager deportiert. Zuerst kam sie nach Theresienstadt, anschließend war sie im KZ Auschwitz-Birkenau und danach in Christianstadt, einem Außenlager des KZ Groß-Rosen, gefangen. 1945 – kurz vor dem Kriegsende – gelang ihr die Flucht. Nach dem Krieg lebte sie mit ihrer Mutter im bayerischen Straubing, wo sie ein Notabitur ablegte. 1946 nahm sie als erst 15-jährige ein Studium an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Regensburg auf. Klüger emigrierte 1947 in die USA und studierte in New York Bibliothekswissenschaften und Germanistik an der University of California, Berkeley. Das Studium schloss sie 1952 mit dem Master of Arts ab. 1967 promovierte sie beim Barockforscher Blake Spahr. 1980-86 war sie Professorin an der Princeton University und danach Professorin für Germanistik an der University of California in Irvine sowie seit 1988 Gastprofessorin an der Georg-August-Universität Göttingen.

Als Literaturwissenschafterin hat sich Klüger intensiv mit Heinrich von Kleist befasst und war langjährige Herausgeberin der Zeitschrift German Quarterly. 2005 war Ruth Klüger Dozentin im Rahmen der Tübinger Poetik-Dozentur. Auf Einladung von Wendelin Schmidt-Dengler war Klüger im Sommersemester 2003 Gastprofessorin am Wiener Institut für Germanistik, an dem sie regelmäßig Vorträge hielt.

Am 13. Mai 2015 wurden im Zuge des Dies Honorum bereits fünf hochverdiente WissenschafterInnen mit einem Ehrendoktorat der Universität Wien ausgezeichnet. Die Verleihung erfolgte an den Historiker John Boyer, die Mikrobiologin Hanna Engelberg-Kulka,den Juristen Heinrich Honsell sowie den Chemiker Martin Karplus und den Mathematiker Maxim Kontsevich.

Veranstaltungstipp: Vom 19. bis 26. Juni wird im Rahmen der jüdischen Filmwochen die Dokumentation "Das Weiterleben der Ruth Klüger" im Abendprogramm des Wiener Votivkinos gespielt.

 

 

 

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