71,4% vermuten hinter Sonntagsfrage eine Meinungslenkung durch Parteien
Wien (marketagent) - Wahlprognosen werden immer schwieriger, so die Konsequenz einer aktuellen Studie von Marketagent.com,
die dieser Tage vorgestellt wurde. Die Gründe liegen darin, „dass ein hoher Anteil an Wechselwählern
die Prognosen erschwert, dass die Mehrheit der Wähler bis kurz vor der Wahl unentschlossen ist, dass Befragte
bewusst Falschangaben machen und dass oftmals die Stichprobengröße zu gering ist“, erklärt Mag.
Thomas Schwabl, CEO Marketagent.com. „Die Studie beweist einmal mehr, dass Wahlprognosen mit Skepsis zu bewerten
sind.“
Momentaufnahme der ÖsterreicherInnen
„Jede Wahlforschung ist eine Momentaufnahme der jetzigen Befindlichkeiten der ÖsterreicherInnen und nicht
zwingend eine Prognose“, ergänzt Schwabl. „Grundsätzlich sind die Wähler volatiler und beweglicher
geworden. Mit anderen Worten, die dezidierten Anhänger einer Partei sind weniger geworden und die Bindung
der Wähler ist deutlich geringer.“ Die aktuelle Studie wurde auf Basis von 1.005 Netto-Interviews zwischen
16. – 21. April 2015 durchgeführt. Das auf online Marktforschung spezialisierte Institut betreibt selbst keine
Wahlprognosenforschung.
Hoher Wechselwähleranteil
Nur 3 von 10 ÖsterreicherInnen (29,3%) „wählen bei jeder Wahl die gleiche Partei“, 60,8% „wechseln ab
und zu“ und 9,9% „wechseln häufig“.
Späte Entscheidung
Die Mehrheit der ÖsterreicherInnen entscheidet sich erst in der Woche vor der Wahl (57,4%) für eine Partei
oder einen Kandidaten, wobei bei den jüngeren Wählern der Anteil der Spätentscheider größer
ist, als bei den älteren Wählern. Nur 5,6% entscheiden sich schon mehr als 6 Monate vor der Wahl.
Last-Minute Wähler
Je politisch interessierter, desto langfristiger ist die Entscheidung für eine bestimmte Partei oder einen
bestimmten Kandidaten. (Basis für den Chart sind jene, die nicht immer die gleiche Partei/den gleichen Kandidaten
wählen und zumindest fallweise wählen n=666.) „Ein Kennzeichen der Last-Minute Wähler ist, dass
sich bei ihnen viele finden, die wenig politisches Interesse haben“, so Schwabl.
Ein weiteres Kennzeichen von Last-Minute Wählern ist, dass sie seltener wählen gehen und dass sie häufiger
die gewählten Parteien wechseln.
Wer ist die „Schönste“ im ganzen Land?
Das Interesse an der sogenannten Sonntagsfrage steigt mit dem allgemeinen politischen Interesse. Prinzipiell sehr
interessiert an der Sonntagsfrage sind 32,5%, wobei nachvollziehbar der Hauptanteil in dieser Gruppe die politisch
„sehr interessierten“ ausmacht. Auffallend ist auch, dass „je häufiger zur Wahl gegangen wird, desto höher
ist das Interesse an der Sonntagsfrage“ und dass „Personen, die immer die gleich Partei wählen, sich immer
am stärksten für die Sonntagsfrage interessieren“.
Sonntagsfrage wird als nicht wahlentscheidend gewertet
8 von 10 lassen sich laut (eigener Wahrnehmung) von den Ergebnissen der „Sonntagsfrage“ nicht in ihrer Wahl-Entscheidung
beeinflussen. „Ein Grund für dieses Meinungsklima könnte sein, dass sich 7 von 10 Österreichern
gut vorstellen können, dass die Sonntagsfrage gezielt von den Parteien eingesetzt wird, um Meinungen zu lenken,“
erläutert Schwabl, „Je höher das politische Interesse, desto eher wird zudem davon ausgegangen, dass
die Sonntagsfrage gezielt zur Meinungslenkung eingesetzt wird.“ So gehen 83,7% der politisch sehr interessierten
davon aus, dass die Parteien die Sonntagsfrage zur Meinungslenkung einsetzen, während es bei den politisch
gar nicht interessierten 59,2%. Je konsistenter das Wahlverhalten, desto eher ist man aber der Meinung, dass die
„Sonntagsfrage“ dem späteren tatsächlichen Wahlverhalten entspricht.
Der Einfluss von publizierten Umfragen auf die Wahlergebnisse ist in Fachkreisen umstritten und lässt sich
nicht vollständig nachweisen. Erwartet werden sowohl Effekte auf die Wahlbeteiligung (eine Mobilisierung bei
einem erwarteten knappen Wahlausgang und eine Demobilisierung bei einem klaren Ausgang) sowie Auswirkungen auf
die Wahlentscheidung (zum Beispiel der sogenannte Bandwaggon Effekt, wo man sich auf die Seite des wahrscheinlichen
Siegers schlägt oder der Underdog- bzw. Mitleidseffekt), resümiert Schwabl abschließend.
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