Ehrenamtliches Engagement in Österreich
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erstellt am
26. 05. 15
11.00 MEZ

Sozialministerium legt 2. Freiwilligenbericht vor
Wien (pk) - Im Jahr 2012 haben sich rund 3,3 Millionen Menschen in Österreich freiwillig engagiert, und zwar entweder formell in Vereinen bzw. Organisationen oder informell wie zum Beispiel im Rahmen der Nachbarschaftshilfe. Damit konnte das im europäischen Vergleich schon bisher hohe Engagement der ÖsterreicherInnen noch weiter ausgebaut werden, hebt Sozialminister Rudolf Hundstorfer im Vorwort des 2. Freiwilligenberichts hervor.

Das "Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit (2011)" und die Folgeaktivitäten haben dazu beigetragen, das freiwillige Engagement als eine wesentliche Säule des sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts verstärkt ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, zeigt sich der Sozialminister überzeugt. Es hat seither auf vielen verschiedenen Ebenen wichtige Impulse für die Verbesserung der Rahmenbedingungen gegeben. Am 1. Juni 2012 ist das Bundesgesetz zur Förderung von freiwilligem Engagement (Freiwilligengesetz) in Kraft getreten. Damit wurden erstmalig in Österreich rechtliche Strukturen für formelle freiwillige Tätigkeiten geschaffen.

Das über 200 Seiten starke Kompendium gibt nicht nur einen kompakten Überblick über die Vielfalt des freiwilligen Engagements und die strukturellen Rahmenbedingungen in Österreich, sondern analysiert auch deren Bedeutung für den Einzelnen sowie die Gesellschaft und zeigt neue Trends in diesem Bereich auf.

3,3 Millionen ÖsterreicherInnen engagieren sich freiwillig in den verschiedensten Bereichen
Im Vergleich zum Jahr 2006 hat sich der Anteil der freiwillig Tätigen von rund 44 % auf 46 % der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren erhöht, was rund 3,3 Millionen engagierten Menschen entspricht. Während der Anteil der formellen Freiwilligentätigkeit, also der Mitarbeit in Organisationen und Vereinen konstant hoch blieb, konnte beim informellen Engagement ein Zuwachs um rund 4 % verzeichnet werden.

Im formellen Bereich weisen Männer einen höheren Anteil als Frauen auf (+ 8%). Als mögliche Erklärung geben die AutorInnen dafür an, dass die Tätigkeit in Vereinen ein höheres Prestige hat bzw. mit sich bringt. Die vergleichsweise aktivste Gruppe ist die der 50- bis 69-Jährigen (53 % bis 55 %). Rund 35 % der AbsolventInnen einer Pflichtschule sind freiwillig tätig. Bei Personen mit Hochschulabschluss engagieren sich rund 61 %.

Für ehrenamtlich Tätige von Freiwilligen Feuerwehren, Rettungsorganisationen, Lawinenwarnkommissionen u.a. ist ein beitragsfreier Unfallversicherungsschutz vorgesehen. Einige Bundesländer bieten diese Leistung auch für Freiwillige an, die nicht in sogenannten Blaulichtorganisationen tätig sind.

Während in den Bereichen Katastrophenhilfe, Kultur, Religion und Politik die Anzahl der Freiwilligen (in absoluten Zahlen) rückläufig ist, verzeichnen die Bereiche Umwelt, Soziales, Bildung, Sport und Gemeinwesen starke Zuwächse. Insgesamt zeigte sich deutlich eine Zunahme des wöchentlichen Tätigkeitsvolumens um rund 31 %. Dieser Anstieg an wöchentlich geleisteten Stunden betrifft nahezu alle Bereiche. Im Bericht wird weiters auf besondere Formen des freiwilligen Engagements hingewiesen, wie das Freiwillige Sozialjahr (FSJ), das Freiwillige Umweltschutzjahr (FUJ), der Gedenkdienst sowie der Friedens- und Sozialdienst im Ausland (außerhalb des Zivildienstes). Die gesellschaftliche Bedeutung dieser Formen liege in der Verbindung eines persönlichen, pädagogisch begleiteten Bildungsjahrs mit beruflicher Orientierung und der Übernahme sozialer, politischer und umweltpolitischer Verantwortung.

Bei den Beweggründen für freiwilliges Engagement lassen sich im Zeitverlauf kaum nennenswerte Unterschiede feststellen, heißt es im Bericht. Lediglich bei der Hoffnung, dass man durch ein freiwilliges Engagement einen bezahlten Job bekommen könnte, zeige sich eine deutliche Differenz. So führten im Jahr 2006 nur 8 % der Befragten diesen Beweggrund an; im Jahr 2012 waren es schon 18 %.

Freiwilliges Engagement im Wandel der Zeit
Gesellschaftliche Entwicklungen machen auch vor dem Freiwilligenengagement nicht halt. Die Freiwilligen von heute möchten ihre Fähigkeiten, Erfahrungen und Talente einbringen. Sie möchten Spaß und Gemeinschaft erleben und aktiv mitgestalten, betonen die AutorInnen. Jüngere Menschen wären durchaus bereit, sich hier einzubringen, doch sehen sie sich häufig mit traditionellen Hürden konfrontiert, welche ihnen die Zugänge für Gestaltungsmöglichkeiten und unkonventionelle Aktivitäten versagen. Dasselbe gelte für bislang vernachlässigte Zielgruppen wie beispielsweise Personen mit Migrationshintergrund. Das zweifelsohne vorhandene Potenzial werde von vielen Organisationen zu wenig genützt. Diese könnten jedoch eine wertvolle Brückenbauer-Funktion (z.B. Generationen, Migration) ausüben.

Die Analyse der Daten zeige deutlich, dass einerseits der Wunsch nach gesellschaftlicher Teilhabe und Mitgestaltung immer größer wird, und andererseits das Bedürfnis wächst, aus dem Engagement einen persönlichen Nutzen (wie auch immer dieser beschaffen sein mag) zu erlangen. Selbst bei älteren Freiwilligen, die den "traditionellen" Motiven noch eher verbunden sind, mache sich dieser Wandel bemerkbar.

In Verbindung mit den digitalen Medien haben sich auch neue Formen des zivilgesellschaftlichen Engagements herausgebildet. So biete beispielsweise "Virtual Volunteering" insbesondere Menschen mit Beeinträchtigungen oder geringen Mobilitätsmöglichkeiten die Chance, am gesellschaftlichen Miteinander vermehrt teilzuhaben. Auch die Wirtschaft hat mit dem Konzept des "Corporate Volunteering" Anschluss an den Freiwilligensektor gesucht und gefunden. Generell könne man daher sagen, dass das freiwillige Engagement in Österreich auf einer gesunden und vor allem nachhaltigen Basis steht.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.parlament.gv.at

 

 

 

 

 

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