Optimistischere Erwartungen von Start-ups und KMU für Investitionsschub nutzen – Anreize
wie Investitionszuwachsprämie oder Crowdfunding rasch umsetzen
Wien (aws/pwk) - 2015 ist bei den heimischen Start-ups eine deutliche Zunahme von mittleren Investitionen
(in der Höhe der AfA) zu erwarten. Das ist eines der zentralen positiven Ergebnisse der jährlichen Strukturbefragung
unter österreichischen Unternehmen, durchgeführt von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws), der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ) und dem Marktforschungsinstitut marketmind. Gleichzeitig zeigt sich, dass große
Investitionen (deutlich über der jährlichen AfA) 2014 nur von 11% der Unternehmen durchgeführt wurden.
Die Mehrheit der Betriebe (65%) hat keine oder nur geringfügige Investitionen getätigt.
Hintergrund laut Ralf Kronberger, Leiter der Abteilung für Finanz-Und Handelspolitik der WKÖ: "Von
den Unternehmen, die sich 2014 ein Angebot für eine Bankfinanzierung eingeholt haben, wurde bei 47% der Kreditbedarf
ausreichend abgedeckt (ist eine Verbesserung gegenüber 2013), bei knapp 30% wurde der Kredit abgelehnt, bei
23% gekürzt. Häufigster Grund für Ablehnungen und Kürzungen ist der Mangel an gebotenen Sicherheiten,
an zweiter Stelle steht die ungünstige Einschätzung der Bonität des Unternehmens." Als Konsequenz
aus der Ablehnung oder Kürzung verschieben die meisten KMU (etwa zwei Drittel) das Investitionsvorhaben, etwa
die Hälfte kürzt das angestrebte Investitionsvolumen. Das Resultat: etwa zwei Drittel der Betrieb finanzieren
ihre Investitionen mit Eigenkapital und Innenfinanzierung sowie einem kleinen Anteil an Förderungen.
"Wer investiert, muss auch finanzieren und dafür müssen die richtigen Rahmenbedingungen stehen.
Die Investitionen haben sich in Österreich seit dem Krisenjahr 2009 nicht erholt und liegen nach wie vor vier
Prozent unter dem Jahr 2008, während Konsumausgaben und Exporte bereits geringfügig die Werte vor der
Krise überschritten haben. Darin liegt aber eine große Gefahr für die Wettbewerbsfähigkeit
unseres Landes", warnte WKÖ-Präsident Christoph Leitl bei der gemeinsamen Präsentation der
Finanzierungsumfrage mit dem Geschäftsführer des aws, Bernhard Sagmeister. Finanzierungsfragen betreffend
übt der WKÖ-Präsident aber keinerlei Kritik an den Geldinstituten: diese könnten durch politisch
vorgegebene Erhöhungen des Eigenkapitals und andere finanzielle Belastungen nicht in dem Ausmaß Kredite
vergeben bzw. eine flexiblere Haltung bei Sicherheiten einnehmen, wie sie realwirtschaftlich erwünscht wären.
Gründer und junge Unternehmen sind jedenfalls deutlich investitionsfreudiger als andere Unternehmen: 43,1%
der zwischen 2011 und 2015 gegründeten Unternehmen planen ein mittleres Investitionsvorhaben, 2014 waren es
lediglich 25,2%. Diese Jungunternehmen blicken dabei sehr positiv in die Zukunft: Mehr als zwei Drittel (67,1%)
erwarten eine steigende Nachfrage ihrer Produkte oder Dienstleistungen (2014: 56,2%). Gleichzeitig haben die seit
2011 gegründeten Unternehmen jedoch Schwierigkeiten geeignete Bankfinanzierungen zu erhalten (lediglich 15,8%).
Eigenkapital (44,9%), Cashflow (30%) und Förderungen (5,4%) spielen bei den Investitionen eine besonders wichtige
Rolle. Ein hohes Interesse der KMU und Start-ups (24% bzw. 28%) gibt es an alternativen Finanzierungsformen, wie
etwa Crowdfunding.
Positiv zu bewerten ist für Leitl bei der grundsätzlichen Finanzierungsproblematik für Unternehmen
der Regierungsbeschluss zum Crowdfunding. Diesem müssen aber noch weitere Schritte folgen - etwa ein Beteiligungsfreibetrag
für private Investoren, der auch die Kapitalaufnahme von innovativen Start-ups verbessern sollte, oder die
Umsetzung von Mittelstandsfinanzierungsgesellschaften. Leitl: "Zusätzlich sollte der Staat vermehrt Garantien
und Haftungen statt Zuschüsse vergeben. Darüber hinaus brauchen wir weitere Anreize zur Ankurbelung des
Wirtschaftswachstums - eine Investitionszuwachsprämie und die Anhebung der Grenze für geringwertige Wirtschaftsgüter
sind nur zwei Stichworte."
"Entrepreneure haben in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten der vergangenen Jahre häufig mit ihren
Ersparnissen gegründet. Nun haben sie einen erhöhten Investitionsbedarf, bei dem sie im Sinne der österreichischen
Volkswirtschaft unterstützt werden müssen. Die aws hat diesen Trend antizipiert. Wir stellen einen Instrumentenmix
aus Zuschüssen, Garantien, Fremdkapital oder auch Zugang zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zur
Verfügung", ergänzte aws-Geschäftsführer Sagmeister. Er weist darauf hin, dass alleine
bei den aws-Garantien im ersten Halbjahr 2015 bisher eine Steigerung von annähernd 40% erzielt werden konnte.
Sagmeister: "Diesen Weg werden wir weiter gehen."
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