Creditreform KMU-Umfrage, Frühjahr 2015 – - Jeder 3. Betrieb hat Mitarbeiter reduziert
Wien (creditreform) - Die schwache konjunkturelle Lage schlägt sich deutlich im Einstellungsverhalten
der österreichischen mittelständischen Unternehmen nieder. So haben die Betriebe laut aktueller Umfrage
der Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung in den letzten Wochen per Saldo ihre Mitarbeiterzahl verringert.
Der Personalsaldo beträgt nunmehr minus 21,6 Prozentpunkte (Vorjahr: minus 6,4 Prozentpunkte), da 12,1 Prozent
der befragten Unternehmen (Vorjahr: 16,2 Prozent) neue Arbeitsplätze geschaffen haben, während jeder
dritte Betrieb (33,7 Prozent; Vorjahr: 22,6 Prozent) seine Mitarbeiterzahl reduziert hat.
Industrie schafft noch Jobs während im Bau 50% der Unternehmen Mitarbeiter abbauen
Die meisten Neueinstellungen gab es beim Verarbeitenden Gewerbe (18,1 Prozent; Vorjahr: 12,6 Prozent). Beim Dienstleistungsgewerbe
(13,0 Prozent; Vorjahr: 15,8 Prozent) sowie beim Handel (12,5 Prozent; Vorjahr: 21,7 Prozent) lagen die Einstellungsquoten
ebenfalls noch im zweistelligen Bereich. Im Baugewerbe war man bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze äußerst
verhalten (5,3 Prozent; Vorjahr: 13,7 Prozent). Insgesamt registrieren aber alle Branchen einen negativen Beschäftigungssaldo.
Besonders deutlich fiel dieser bei der Baubranche aus, wo mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (50,9
Prozent; Vorjahr: 27,4 Prozent) seinen Personalstock in den letzten Monaten verkleinert hat. Beim Dienstleistungsgewerbe
sah sich dagegen jeder dritte Betrieb (34,4 Prozent; Vorjahr: 21,9 Prozent) und beim Verarbeitenden Gewerbe (26,7
Prozent; Vorjahr: 25,3 Prozent) sowie beim Handel (24,3 Prozent; Vorjahr: 17,4 Prozent) rund jedes vierte Unternehmen
zu dieser Maßnahme gezwungen.
Auch in den kommenden Monaten dürfte vom österreichischen Mittelstand kein positiver Beschäftigungsimpuls
geleistet werden können. So planen 14,4 Prozent der befragten Unternehmen (Vorjahr: 13,3 Prozent) eine Aufstockung
ihres Personalbestandes, während 21,6 Prozent (Vorjahr: 14,4 Prozent) eine Verringerung ihrer Mitarbeiterzahl
ins Auge fassen. Der künftige Personalsaldo aus aufstocken und verkleinern beträgt daher minus 7,2 Prozentpunkte
(Vorjahr: minus 1,1 Prozentpunkte) für den gesamten österreichischen Mittelstand. Die einzelnen Branchen
haben, bis auf das Dienstleistungsgewerbe, wo sich Personalaufstockung und -verringerung die Waage halten, alle
einen negativen Erwartungssaldo. Saisonal bedingt wird es in den Branchen Dienstleistung (19,8 Prozent; Vorjahr:
13,7 Prozent) und Bau (14,0 Prozent; Vorjahr: 7,4 Prozent) die meisten Neueinstellungen geben. Beim Handel (12,5
Prozent; Vorjahr: 17,4 Prozent) und dem Verarbeitenden Gewerbe (10,5 Prozent; Vorjahr: 13,7 Prozent) ist man in
dieser Hinsicht zurückhaltender. Die meisten Stelleneinsparungen haben die Baubetriebe für die kommenden
Monate angekündigt (28,1 Prozent; Vorjahr: 23,4 Prozent), in geringerem Umfang wird die Mitarbeiterzahl in
den Branchen Verarbeitendes Gewerbe (21,0 Prozent; Vorjahr: 13,7 Prozent), Dienstleistungen (19,8 Prozent; Vorjahr:
13,7 Prozent) und Handel sinken (18,4 Prozent; Vorjahr: 8,7 Prozent)
Conclusio: Unzufriedenheit mit Standortpolitik
Sinkende Umsätze und Aufträge, mangelnde Investitionsbereitschaft und ein volatiles internationales
Umfeld (Griechenland-, Ukrainekrise, Ölpreis, Eurokurs) stimmen Österreichs Unternehmen zunehmend pessimistisch
und lassen sie in der Personalpolitik zurückhaltend agieren. Dazu kommt, dass es oft auch an qualifizierten
Bewerbern fehlt. Es verwundert nicht, dass 81 Prozent der befragten Unternehmen generell mit der aktuellen Standortpolitik
wenig bzw. nicht zufrieden sind, über 88 Prozent fordern als eine rasche Entlastungsmaßnahme die Senkung
der Lohnnebenkosten.
Die Creditreform Wirtschafts- und Konjunkturforschung befragt seit 1996 zweimal jährlich an die 1.500 österreichische
KMU zur aktuellen als auch zur zukünftigen Wirtschaftslage.
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