Wiener Wissenschafter überraschen Hirnforscher – Menschliche Vorlieben lassen sich objektiv
messen
Wien (pr&d) - Unbewusstes Augenblinzeln verrät mehr über unsere Vorlieben und Sympathien als
umfangreiche Befragungen oder komplexe Hirnscans. Denn unbewusste affektive Sinnesverarbeitung – und nicht so sehr
bewusste Wahrnehmung – ist verantwortlich dafür, ob wir einen Sinnesreiz als angenehm oder unangenehm einstufen.
Das argumentieren Wissenschafter der Webster Vienna Private University und der Wirtschaftsuniversität Wien
(WU) heute auf dem internationalen Gmunden Retreat on NeuroIS 2015. Und dabei rütteln sie durchaus an lange
akzeptierten Konzepten der Neurowissenschaften, was genau Emotionen eigentlich sind.
Forschung mit Augenzwinkern
Unwillkürliches Augenblinzeln (engl. Startle Reflex) ist eine reflexartige Reaktion auf kurze laute akustische
Reize. Dieses bekannte Phänomen lässt sich hervorragend in den Neurowissenschaften einsetzen, wenn es
darum geht, affektive Verarbeitung – also die Einordnung eines Reizes als angenehm oder unangenehm – zu erfassen.
Dies ist nicht nur für Wissenschafter von Interesse, sondern auch für Meinungsforscher, Marketingmanager,
Modemacher u.v.m., denn so lassen sich Rückschlüsse auf Vorlieben und Präferenzen ziehen. Zu der
so einfachen wie aussagekräftigen Methode meint der Leiter des Departments für Psychologie an der Webster
Vienna Private University, Prof. Peter Walla: "Tatsächlich konnte schon früher gezeigt werden, dass
die Stärke des Schreckreflexes von tief im Gehirn stattfindender affektiver Verarbeitung abhängt. Ist
man mehr positiv eingestellt, fällt das schreckhafte Blinzeln weniger heftig aus als wenn man negativ eingestellt
ist. So kann die Intensität des Schreckreflexes mit der unbewussten Einordnung eines Reizes als unangenehm
oder angenehm korreliert werden." Prof. Walla und seine Kollegin Prof. Monika Koller von der WU Wien argumentieren
nun, dass der Schreckreflex im Vergleich zu traditionellen Befragungen ein wesentlich objektiveres Maß für
das Messen von Präferenzen ist.
Was sind Emotionen?
Die höhere Objektivität des Testes hat dabei eine ganz grundlegende Ursache, wie Prof. Walla erläutert:
"Einen Reiz als angenehm oder unangenehm einzustufen, ist eine uralte, unbewusste Funktion des menschlichen
Gehirns, die sich in der Evolution lange vor der Entwicklung höherer kognitiver Funktionen und des Sprachvermögens
gebildet hat. Werden Probanden aber zu ihren Empfindungen über einen Reiz befragt, müssen sie diese zur
Verbalisierung erst kognitiv verarbeiten. Das kann unweigerlich zu Verfälschungen und Fehleinschätzungen
führen." Für Prof. Walla ist diese Trennung zwischen unbewusster affektiver Verarbeitung eines Reizes
und der nachfolgenden kognitiven Verarbeitung der Information eine ganz wesentliche – betrifft sie doch die grundsätzliche
Definition von Emotion. Prof. Walla und Prof. Koller argumentieren diesbezüglich, dass Emotion keine neuronale
Informationsverarbeitung ist, auch kein Gefühl, sondern ein Verhalten, das erst daraus resultiert (der expressive
"Output") – dass Emotion und affektive Verarbeitung also zu trennen sind.
Hinweise, die ihre Ansicht stützen, finden beide tatsächlich in Versuchen, die sie auf der Gmundener
Konferenz zitieren. In diesen wurden die Ergebnisse von Befragungen zur positiven oder negativen Einstellung gegenüber
Reizen mit Messungen des Schreckreflexes verglichen. Dabei, so zeigen die Resultate, wichen die Ergebnisse beider
Methoden zum Teil stark von einander ab. Für Prof. Walla ist das keine Überraschung, denn das bewusste
Überlegen, wie man seine Einstellung beschreibt oder kategorisiert, verfälscht durch kognitive Prozesse
die Einstufung der unbewussten Grundeinstellung.
Die von Prof. Walla und Prof. Koller vorgestellte Methode ist aber nicht nur objektiver, sondern bietet zusätzlich
auch eine genauere Quantifizierung der Reizverarbeitung als bisherige Ansätze. Denn alternativ zu subjektiven
Befragungen werden auch moderne bildgebende Verfahren wie die funktionale Magnetresonanztomographie des Hirns eingesetzt,
um eine höhere Objektivität der Ergebnisse zu erreichen. Doch ist es mit diesen Methoden schwierig, die
Intensität einer positiven oder negativen Einstellung genau zu erfassen. Eine Differenzierung, die mit der
nun vorgeschlagenen Methode technisch einfach möglich ist. In Kombination mit der hohen Objektivität
dieses Verfahrens bietet sich die Nutzung des Schreckreflexes daher für grundlegende Neurowissenschaften genauso
an wie für die klinische oder angewandte Forschung.
Über die Webster Vienna Private University
Die Webster Vienna Private University bietet als Österreichs einzige Universität eine internationale
Ausbildung im Herzen Europas mit amerikanischer und österreichischer Akkreditierung. Die Bachelor-, Master-
und MBA-Studien der Webster Vienna Private University sind des Weiteren durch das ACBSP (Accreditation Council
for Business Schools & Programs) anerkannt. Die Webster University feiert 2015 weltweit ihr 100-jähriges
Jubiläum und bietet in Österreich Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Business & Management,
International Relations, Psychology sowie Media Communications. Aktuell besuchen mehr als 500 Studierende aus gut
70 Ländern die Webster Vienna Private University. Aufgrund der kontinuierlich steigenden Studien-Neuanmeldungen,
das jährliche Wachstum liegt bei zehn Prozent, bezog die Privatuniversität im Herbst 2014 nahe dem Schwedenplatz
ihr neues, modernst ausgestattetes Quartier im Palais Wenkheim, das Platz für bis zu 1000 Studenten bietet
Weltweit unterhält die Webster University über 100 Campusse in acht Ländern auf vier Kontinenten.
Die Auslandsniederlassungen befinden sich neben Österreich in der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien,
China, Thailand sowie in Ghana.
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