Bank Austria Konjunkturindikator mit leichtem Plus im Mai: Österreichs Wirtschaft gewinnt
ein wenig an Tempo
Wien (bank austria) - Die Konjunktur in Österreich verläuft weiterhin nur schleppend. „Der Bank
Austria Konjunkturindikator notierte im Mai bei 0,3 Punkten, eine nur marginale Verbesserung gegenüber dem
Vormonat. Gleichzeitig signalisiert der Indikator, dass sich die moderate Erholung der heimischen Wirtschaft festigt.
Denn seit mittlerweile drei Monaten in Folge liegt der Indikator im positiven Bereich“, so Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer.
Nach einem Durchschnittswert von 0,1 Punkten im ersten Quartal 2015 versprechen die bisherigen Zahlen für
das zweite Quartal ein höheres Ergebnis. „Die leichte Verbesserung des Bank Austria Konjunkturindikators seit
dem Winter lässt für das zweite Quartal ein Wachstum in Österreich von bis zu 0,3 Prozent zum Vorquartal
erwarten. Die heimische Wirtschaft wird somit das Plus von 0,1 Prozent zu Jahresbeginn übertreffen“, ist Bruckbauer
optimistisch. Allerdings wird die Dynamik in Österreich vorerst weiter schwächer als in der Eurozone
sein. Für das zweite Quartal rechnen die Ökonomen der Bank Austria mit einem BIP-Anstieg in der Eurozone
um 0,4 Prozent. Damit wird in Österreich die Wirtschaftsdynamik das sechste Quartal in Folge niedriger als
im europäischen Durchschnitt sein.
Die Erholung der österreichischen Wirtschaft verläuft bislang zwar träge, die Erholung in Europa
gibt aber auch der heimischen Wirtschaft einen langsamen Auftrieb. So verbesserte sich die Stimmung in der österreichischen
Industrie im Mai dank der anhaltend positiven Stimmung in der europäischen Industrie. Zudem nehmen die Exportaufträge
mittlerweile leicht zu. Über den Export erhält die heimische Wirtschaft in den kommenden Monaten frische
Impulse, da sich die Erholung in Europa festigt. Der schwächere Euro wird positiv durchschlagen, auch wenn
die Konjunktur in einigen Schwellenländern etwas zu erlahmen scheint.. Der Exportbelebung sollte in der zweiten
Jahreshälfte ein positiver Trend bei den Investitionen folgen. Allerdings ist die Kapazitätsauslastung
der heimischen Wirtschaft mit derzeit knapp 84 Prozent noch klar unter dem langjährigen Durchschnitt, klarer
als etwa in der Eurozone insgesamt, daher sind die Aussichten für eine kräftige Investitionsbelebung
vorerst nicht gegeben. “Wir erwarten, dass der Konsum die leichte Konjunkturbelebung der kommenden Monate tragen
wird. Einerseits ist die Stimmung der Verbraucher in Österreich unverändert pessimistisch wenn es um
die Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage geht. Andererseits wird jedoch die eigene wirtschaftliche
Situation von den heimischen Haushalten überdurchschnittlich gut beurteilt. Das gibt Raum für eine Fortsetzung
des moderaten Wachstums des Konsums“, Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Die Bank Austria erwartet für das Jahr 2015 ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent. „Mehr Rückenwind
durch den Konsum ist für 2016 in Sicht. Die Steuerreform löst einen zusätzlichen Wachstumseffekt
von fast 0,4 Prozentpunkten aus, vor allem da nach unserer Einschätzung keine vollständige Gegenfinanzierung
zu erwarten ist. Damit ist 2016 ein höherer BIP-Anstieg als im laufenden Jahr von 1,5 Prozent möglich“,
so Pudschedl. Zudem werden in einem Umfeld mit anhaltend niedrigen Zinsen auch die Investitionen mehr Schwung aufnehmen
können.
Relative Wachstumsbremse Inflation
In den ersten fünf Monaten betrug die durchschnittliche Inflation 0,9 Prozent im Jahresvergleich und war damit
um 0,8 Prozentpunkte tiefer als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Angesichts der Trendumkehr der Rohstoffpreise
und nachfragebedingt wird sich in der zweiten Jahreshälfte die Teuerung langsam in Richtung 2 Prozent im Jahresvergleich
bewegen. „Im Jahresdurchschnitt 2015 erwarten wir in Österreich eine Inflationsrate von 1,2 Prozent. Damit
wird die Teuerung zwar niedrig, aber noch immer beträchtlich höher sein als in den meisten Ländern
der Eurozone. Der Konsum wird durch die niedrige Inflation zwar unterstützt, aber viel weniger als etwa in
Deutschland, wo die Teuerung 2015 nur 0,1 Prozent betragen sollte. Die im Vergleich zu Deutschland deutlich höhere
Inflation in Österreich ist somit für den derzeitigen Wachstumsrückstand der heimischen Wirtschaft
mitverantwortlich“, analysiert Bruckbauer. Nicht nur 2015 wird die Inflation in Österreich höher als
in Deutschland ausfallen. „Schon seit längerem besteht ein Inflationsaufschlag gegenüber Deutschland,
der sich in den sieben Jahren seit der Finanzkrise auf fast 5 Prozentpunkte summiert hat. Gründe dafür
sind deutlich stärker steigende Dienstleistungspreise, insbesondere im Zusammenhang mit Wohnen sowie Nachrichtenübermittlung.
Wir sehen darin zu einem Gutteil einen Nachzieheffekt des niedrigeren österreichischen Preisniveaus an das
höhere deutsche Preisniveau – als Folge relativer Wohlstandszugewinne früherer Jahre in Österreich
“, so Bruckbauer.
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