Hildegard Burjan-Stele im Wiener Stephansdom enthüllt

 

erstellt am
15. 06. 15
11.00 MEZ

Eine neu errichtete Gedächtnisstätte im Wiener Stephansdom erinnert seit dem 11.06. an die bedeutende Sozialpionierin Hildegard Burjan.
Wien (cs) - Als "eine Vorkämpferin für soziale Gerechtigkeit" wurde Hildegard Burjan anlässlich ihrer Seligsprechung am 29. Jänner 2012 im Wiener Stephansdom bezeichnet. Eine neu errichtete Gedächtnisstätte im Dom erinnert seit dem 11.06. an diese bedeutende Sozialpionierin. Die feierliche Enthüllung und Segnung fand am Donnerstag, den 11.Juni 2015 im Rahmen einer Eucharistiefeier mit em. Weihbischof DDr. Helmut Krätzl im Beisein des Apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Dr. Peter Zurbriggen statt. Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Collegium Vocale Wien unter der Leitung von Holger Kristen und Mag. Martin A. Seidl an der Orgel gestaltet.

Ein Denkmal regt zum Denken an
Weihbischof DDr. Helmut Krätzl würdigte in seiner Predigt die Bedeutung der Stele für Hildegard Burjan. Ein Denkmal rege zum Denken an. "Künftig wird die Porträtbüste von Hildegard Burjan hier im Dom ein Ort sein, wo man auch geistig nicht vorbeigehen darf. Die hier vor drei Jahren selig gesprochene Hildegard ruft uns zu: Schaut, wer heute die größte Not unter euch leidet! Betet nicht nur für sie, sondern tut etwas und macht euch zum unüberhörbaren Anwalt für sie in der Gesellschaft." Krätzl meinte, die Stele rege auch an, die Stellung der Frau in der Kirche zu bedenken. Für die Erneuerung der Kirche brauche es mutige Frauen.

Das Evangelium durch die soziale Tat verkünden war Hildegard Burjans Lebensmotto, sowohl als christlichsoziale Politikerin, als auch als Gründerin der Caritas Socialis (CS). Dieses Motto ist auch auf der 2.40 Meter hohen Stele aus Kunstharz zu sehen, die vom Bildhauer Kurt Straznicky geschaffen wurde. Die Initiative dazu ging vom Hildegard Burjan Forum und von der Dompfarre St. Stephan aus und wird von der Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis und vom Dom- und Metropolitankapitel unterstützt.

Zeitgenössische Heilige im Dom sichtbar machen
"Seit mehreren Jahren schon versucht die Dompfarre, zeitgenössische Heilige im Dom präsent zu machen und insbesondere heilige Frauengestalten als Fürsprecherinnen ins Bewusstsein der betenden Gemeinde zu rufen", so Dompfarrer Toni Faber. Entsprechend wurden bereits einige künstlerische Darstellungen im Dom als Auftragswerke der Dompfarre St. Stephan durchgeführt: Sr. Maria Restituta Kafka von Alfred Hrdlicka, Mutter Teresa von Anton Sever, die hl. Veronika von Wolfgang Reichmann. Die Hildegard Burjan Stele wurde parallel zur Darstellung des Wiener Stadtpatrons Klemens Maria Hofbauer aufgestellt.

Appell an gesellschaftliche Verantwortung jedes und jeder Einzelnen
Die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis freut sich über die bleibende Erinnerung an ihre Gründerin Hildegard Burjan. Für Generalleiterin Sr. Susanne Krendelsberger wird damit das Gedenken an eine Frau wachgehalten, die sich den Fragen und Problemen der Zeit stellte und auf die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen hingewiesen hat, gegen ungerechte gesellschaftliche Strukturen aufzutreten. "Ich freue mich, dass die vielen Menschen, die den Stephansdom besuchen, an ihre gesellschaftliche Verantwortung auch heute erinnert werden."

Hildegard Burjan - Vorbild für heute
Für die Vorsitzende des Hildegard Burjan Forums, Prof. Ingeborg Schödl, war die Errichtung dieser Gedächtnisstätte im Herzen der Erzdiözese Wien, im Stephansdom, ein großes Anliegen, "denn damit soll an eine Frau erinnert werden, die selbstbewusst und getragen von einem tiefen Glauben ihre vielfältigen Aufgaben in Kirche und Gesellschaft wahrgenommen hat". Für Schödl bietet sich die Lebensbiographie von Hildegard Burjan auch im 21. Jahrhundert gerade für Frauen als wegweisendes Vorbild an.
Hildegard Burjan wurde am 30.Jänner 1883 in Görlitz a. d. Neiße als zweite Tochter einer liberalen jüdischen Familie geboren. Nach einer schweren Erkrankung fand sie zum katholischen Glauben. Mit ihrem Gatten Alexander übersiedelte sie 1909 nach Wien und begann sich hier, intensiv für die Randgruppen der Gesellschaft zu engagieren. 1919 zog sie als erste christlichsoziale Abgeordnete in das Parlament der 1. Republik Deutsch-Österreich ein. Als verheirate Frau und Mutter gründete sie die Schwesterngemeinschaft Caritas Socialis, deren Vorsteherin sie bis zu ihrem Tod im Jahre 1933 blieb.

CS Caritas Socialis - Heute arbeiten rund 900 MitarbeiterInnen und Schwestern in den CS Einrichtungen gemeinsam mit rund 400 ehrenamtlich Engagierten und 500 PraktikantInnen zusammen, um den Gründungsauftrag Hildegard Burjans zu erfüllen.
Die CS Caritas Socialis begleitet Menschen vom Beginn bis zum Ende des Lebens: Mütter mit ihren Kindern im Haus für Mutter und Kind (MUKI) und in Brasilien, Hilfesuchende in den CS Beratungsdiensten, Menschen mit Multiple Sklerose in den MS-Spezialeinrichtungen, Menschen mit Demenz in den Alzheimer- und Demenzbetreuungseinrichtungen sowie ältere und hochbetagte Menschen in den integrativ-geriatrischen Einrichtungen und unheilbar kranke Menschen im CS Hospiz Rennweg.

Zwei Biographien setzen sich ausführlich mit dem Leben und Wirken von Hildegard Burjan auseinander: Gisbert Greshake: Selig die nach der Gerechtigkeit dürsten (Tyrolia Verlag) Ingeborg Schödl: Hildegard Burjan - Frau zwischen Politik und Kirche (Dom-Verlag)

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.cs.or.at

 

 

 

 

 

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