Graz (diözese) - Am 14. Juni wurde Wilhelm Krautwaschl im Grazer Dom zum 58. Bischof der Diözese Graz-Seckau
geweiht. Rund 3.000 Menschen feierten in der Grazer Stadtkrone mit dem neu geweihten Bischof. Zahlreiche Gäste
kamen auch im Anschluss an die Weiheliturgie zur Agape rund um den Dom.
Prominenz im Dom
Die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz, allen voran Kardinal Christoph Schönborn und Militärbischof
Werner Freistetter, der erst am 11.06. in Wiener Neustadt die Bischofsweihe empfangen hat, nahmen geschlossen an
den Feierlichkeiten teil. Insgesamt waren 24 Bischöfe, davon fünf Erzbischöfe, nach Graz gekommen.
Den weitesten Weg hat der koreanische Bischof der Partnerdiözese Masan, Francis Xavier Ahn Myong-ok, auf sich
genommen.
Das Land Steiermark wurde durch den designierten Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sowie den kürzlich
zurückgetretenen Landeshauptmann Franz Voves repräsentiert. Als Repräsentant der Stadt Graz nahm
Bürgermeister Siegfried Nagl an der Feier im Dom teil.
Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom Domchor unter der Leitung von Josef M. Doeller zusammen mit Mitgliedern
aus zahlreichen Chören in der Steiermark, dem Chor des Bischöflichen Gymnasiums und der Band „Mundwerk“,
jungen MusikerInnen mit Handicap. An den Instrumenten saßen Domorganist Christian Iwan, das Bläserensemble
des Domorchesters.
Wilhelm Krautwaschl zog mit Ministranten, Diakonen, Priestern, Äbten und Bischöfen in den Grazer Dom
ein. An seiner Seite waren zwei steirische Priester, die ihn bereits ein Stück seines Lebensweges begleitet
haben: P. August Janisch OCist (er war Pfarrer der ersten Kaplansstelle von Wilhelm Krautwaschl in Hartberg) und
Markus Madl (er ist Pfarrer von Graz-Graben, zu dessen Pfarrgebiet auch das Augustinum gehört). Zum Schluss
folgen die drei Konsekratoren: Erzbischof Franz Lackner OFM und die emeritierten Diözesanbischöfe Johann
Weber und Egon Kapellari.
„Für euch bin ich Bischof“
Generalvikar Heinrich Schnuderl – ab Herbst Bischofsvikar – begrüßte die angereisten Bischöfe,
allen voran Nuntius Peter Zurbriggen, Kardinal Christoph Schönborn und Erzbischof Franz Lackner, den Hauptkonsekrator
der Weihe, anwesende Vertreter anderer Religionsgemeinschaften sowie weitere Ehrengäste. „Für euch bin
ich Bischof, mit euch bin ich Christ“ zitierte er Augustinus und wünschte dem neuen Bischof, dass dieses „mit
uns“ ihm den Mut und die Kraft verleihe, das „für uns“ tragen zu können.
Der Notar des Domkapitels, Bernhard Körner, verlas das päpstliche Schreiben der Ernennung Krautwaschls
zum Diözesanbischof. Der Blinde Richard Kotschy aus der Pfarre Graz-Graben las die Worte der ersten Lesung
über die Berufung des Samuel in Braille-Schrift.
Lackner: „Von anderen führen und gürten lassen“
„Als Bischof wird man schnell alt“, sagte Erzbischof und Hauptkonsekrator Franz Lackner in seiner Predigt, das
bedeute, Hände ausstrecken und sich „von anderen gürten und führen lassen“. Er erinnerte Bischof
Krautwaschl an die drei Sendungen der Kirche: Gesegnet durch Gott in der Heiligen Liturgie, zum Menschen und seinen
Nöte und mit der Freude der Verkündigung des Evangeliums. Krautwaschl bringe gute Voraussetzungen für
das Amt mit - „Gott vollende das gute Werk, das er in dir begonnen hat“, so Lackner.
Die Weihe
Die Weihehandlung begann mit dem Versprechen Krautwaschls, der Kirche zu dienen, das Evangelium zu verkünden,
den Glauben weiterzugeben, die weltkirchliche Einheit zu wahren, dem Papst gehorsam zu sein, für die Diözese
zu sorgen, barmherzig zu sein, den Verirrten nachzugehen sowie für das Heil der ihm Anvertrauten zu beten.
Bei der Allerheiligen- und Fürbitten-Litanei lag Krautwaschl inmitten der anwesenden Priester auf dem Boden.
Es symbolisiert - wie schon bei der Priesterweihe - die Bereitschaft, sein Leben ganz in den Dienst Gottes zu stellen.
Während des Weihegebetes wurde das geöffnete Evangelienbuch über das Haupt des Bischofs gehalten,
um so den Ursprung des Bischofsdienstes aus dem Wort Gottes zu verdeutlichen.
Es folgten die Salbung mit Chrisam, die Übergabe des Evangelienbuchs sowie die Übergabe von Ring, Mitra
und Bischofsstab. Die Insignien verweisen auf die Verbundenheit zur Kirche, auf Würde und Bemühen um
Heiligkeit, auf das "Hirtenamt" des neuen Bischofs als nunmehrigen Leiter einer Diözese und auf
die Nachfolge Christi.
Anschließend wurde Bischof Wilhelm zum Bischofsstuhl - der "Kathedra" - begleitet. Die Aufnahme
ins Bischofskollegium wurde in der Umarmung durch die anwesenden Bischöfe beim Friedensgruß bekundet.
Die Kollekte der Feier kommt der von Bischof Krautwaschl initiierten Flüchtlingshilfe „Refugio“ zugute. Die
Spenden werden zu 50 Prozent für ein Jesiden-Projekt im Irak und zu 50 Prozent für subsidiäre Flüchtlingshilfe
in der Steiermark verwendet.
„Das Vorbild Jesu vor Augen haben“
„Das Bischofsamt ist ein Dienst, kein Ehrentitel“, betonte Nuntius Peter Zurbriggen und: „Bischof sein bedeutet,
stets das Vorbild Jesu vor Augen zu haben“. Wichtige Aufgaben des Bischofs seien die Neuausrichtung die Pastoral
und die Sorge um die Priester. Zum Abschluss dankte er dem emeritierten Bischof Egon Kapellari für seinen
Dienst als Diözesanbischof und widmete auch Diözesanadministrator a.D., Heinrich Schnuderl, ein herzliches
„Vergelt’s Gott.“
Krautwaschl: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“
Der neugeweihte Bischof begann seine Ansprache mit Dankesworten. Zunächst galt sein Dank Gott, der ihm in
der Berufung in die Schar der Nachfolger der Apostel erneut entgegen tritt und fragt: „Bist du bereit, das Evangelium
hinauszutragen?“. Dank sagte er auch seiner Familie und deren andauernder Wegbegleitung, dem Nuntius für die
Übermittlung dieser Botschaft, Erzbischof Franz Lackner für die Predigt, seinen Vorgängern Johann
Weber und Egon Kapellari für die deutlichen und segensreichen Spuren, die sie in der Diözese hinterlassen
haben, zuletzt noch allen Priestern, Diakonen, Pastoralassistenten und Religionslehrern sowie jenen, die an den
vielfältigsten Orten ihren Beruf in unserer Kirche leben.
Zum Programm für seinen Dienst sagte er „Ich habe kein anderes als das Evangelium“. Christ zu sein – und damit
auch Bischof zu sein - heiße einander im Namen Christi zu begegnen. „Wir sind dazu berufen, diese frohmachende
Botschaft unserer Welt, in der wir leben und wirken, zu schenken“, so Krautwaschl, „und das geht eigentlich recht
einfach: Liebe den Nächsten wie dich selbst! - unabhängig von Hautfarbe, Religionsbekenntnis und Geschlecht“.
Die Freude des von uns allen gelebten Evangeliums strahle aus, sie könne auch den Suchenden in und außerhalb
unserer Kirche Licht und Wegweisung sein, so der Geweihte. Und weiter: „Daher, liebe Brüder und Schwestern:
Suchen wir IHN, das Fundament dieser Freude, und schenken wir sie weiter!“
Weitere Ansprachen
Thorsten Schreiber, als Regens des Bischöflichen Seminars Nachfolger von Wilhelm Krautwaschl in diesem Amt
und Jugendseelsorger, und Andrea Ederer, Vorsitzende der Katholischen Frauenbewegung, überreichten als Vertreter
der Katholischen Kirche in der Steiermark dem neugeweihten Bischof einen Strauß unterschiedlicher Blumen
und Früchte als „Symbol der vielfältigen Talente und der Schönheit, die die Gemeinschaft der Gläubigen
in sich birgt“. Ein Hirte sei nie allein und einsam unterwegs, so Schreiber und Ederer, „wir gehen den Weg gemeinsam.
Wir stehen vor unserem Hirten, aber auch hinter und neben ihm, um ihn herum und vor allem stehen wir zu unserem
Hirten!“
Superintendent Hermann Miklas, Vorsitzender des Ökumenischen Forums christlicher Kirchen in der Steiermark,
thematisierte das Verhältnis des Evangeliums zu den gesellschaftlichen Themen unserer Zeit und drückte
seinen Dank über die gute ökumenische Zusammenarbeit im Land aus. „Und nun freue ich mich ehrlich auf
die Zusammenarbeit mit dir“, endete Miklas.
Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl strich in seiner Ansprache Krautwaschls große Erfahrung bei
der Begleitung junger Menschen hervor sowie dessen Aufgeschlossenheit gegenüber modernen und innovativen Technologien
und Kanälen. „Meine Türen im Rathaus stehen für Sie jederzeit offen“, lud er den neuen Diözesanbischof
ins Grazer Rathaus ein.
Auch der designierte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer erwähnte in seiner Rede die Freude des
Bischofs an der Arbeit mit den Jugendlichen. „Überall reden die Leute über „den Neuen an Spitze unserer
Kirche“, so Schützenhöfer, „die Steirerinnen und Steirer freuen sich, in Dankbarkeit für die Verdienste
der Vorgänger, auf seine Impulse, die die Bevölkerung mitreißen“.
Noch-Landeshauptmann Franz Voves zeigte sich tief ergriffen von den Eindrücken der Weihe. Die Steiermark und
Österreich können sich glücklich schätzen, ihn zu haben. „Ihr spiritueller und intellektueller
Hintergrund gepaart mit dem gesunden Menschenverstand und Ihrer authentischen Bodenständigkeit, wird die von
Ihnen so glaubwürdig vertretene Einheit, das Ganze und das Gemeinwohl im Blick haben“, so Voves.
Bei der Agape im Anschluss sorgten die Stadtmusikkapelle Gleisdorf und der Musikverein Schölbing sowie David
Siebenhofer mit der steirischen Harmonika für den musikalischen Rahmen.
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