Wiener Neustadt: Werner Freistetter
 zum Militärbischof geweiht

 

erstellt am
12. 06. 15
11.00 MEZ

Nuntius Zurbriggen spendete im Beisein des österreichischen Episkopats und von Verteidigungsminister Klug Bischofsweihe im Wiener Neustädter Dom - Erzbischof Lackner: Bischof soll Brücken bauen und Spannungen aushalten
Wiener Neustadt/Wien (kap) - Werner Freistetter ist am am 11.06. im Wiener Neustädter Dom zum neuen Militärbischof geweiht worden. Hauptzelebrant Nuntius Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, der frühere Militärbischof Christian Werner und alle anwesenden Bischöfe legten Freistetter zur Bischofsweihe die Hände auf. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner unterstrich in seiner Predigt das Hirtenamt des Bischofs und seine Aufgabe, stets nah bei den Menschen zu sein. Bischofsein bedeute, "Freude und Hoffnungen, Trauer und Angst der Menschen wahrzunehmen, sich betreffen zu lassen", so Lackner.

An der feierlichen Bischofsweihe nahmen alle österreichischen Diözesanbischöfe mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze sowie zahlreiche Weihbischöfe und Altbischöfe teil. Auch aus dem Ausland sind zahlreiche Bischöfe nach Wiener Neustadt angereist. Als Zeichen der weltweiten Verbundenheit fungierte der slowakische Mlitärbischof Frantisek Rabek als Mitkonsekrator. Neben ihm nahmen auch der kroatische Militärbischof Juraj Jezerinac, der ungarische Militärbischof Biro Laszlo und der bosnische Militärbischof Tomo Vuksic an der Bischofsweihe teil. Der österreichische Staat bzw. das Bundesheer sind an oberster Stelle durch Verteidigungsminister Gerald Klug und Generalstabschef General Othmar Commenda vertreten. Ebenfalls anwesend war der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll.

Erzbischof Lackner verwies in seiner Predigt auf Papst Franziskus und wie dieser in seinem Schreiben "Evangelii Gaudium" das Bischofsamt als Hirtenamt charakterisiert: "Darum wird sich der Bischof bisweilen an die Spitze seiner Diözese stellen, um den Weg anzuzeigen und die Hoffnung des Volkes aufrechtzuerhalten, andere Male wird er einfach inmitten aller sein, mit seiner schlichten und barmherzigen Nähe. Und bei einigen Gelegenheiten wird er hinter dem Volk hergehen, um denen zu helfen, die zurückgeblieben sind ..., und weil die Herde selbst ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege zu gehen."

Wesen und Aufgabe der Kirche sei es, "eine Brücke zu schlagen von Gott zu den Menschen", betonte Lackner. Brücken müssten, um tragfähig zu sein, unter Spannung stehen "und es wäre fatal, diese einseitig auflösen zu wollen". Deshalb dürfe die Kirche auch nie zu einem Ort bequemen Christseins verkommen.

Die Versuchung dazu sei freilich gerade in der gegenwärtigen Zeit groß, warnte der Erzbischof. Diese Versuchung zeige sich in Form einseitiger Auflösung von Spannungen: "sei es durch Parteilichkeit allein aufseiten der Menschen oder sei es, dass man sich gleichsam in der Position Gottes wähnt". Beides seien falsche Extrempositionen; "die im ersten Fall in einen oberflächlichen Humanismus mündet, welcher wiederum zu einem aggressiven Atheismus ausarten kann". Die zweite Versuchung führe in einen Fideismus harmloser Prägung, jedoch nicht unweit davon würde die Gefahr des Fundamentalismus lauern, warnte, Lackner: "Beide Male versündigt man sich schwer, an Gott und den Menschen."

Die Spannung gelte es im Glauben auszuhalten.
Lackner erinnerte auch an seine eigene Zeit als UNO-Soldat, als er seine Berufung zum Priester erfahren habe: "Ich besuchte einen Priester und fragte: Was macht Priestersein aus? Seine Antwort: Der Priester steht bittend, betend, opfernd vor Gott für die ihm anvertrauten Menschen."

Kurz nach seiner Amtseinführung als Salzburger Erzbischof habe er beim Ad-liminia-Besuch in Rom Papst Franziskus gefragt, ob er ihm nicht einen Rat auf den Weg mitgeben können: Papst Franziskus dachte nach und sagte dann: 'vigilanza e misericordia' - Wachsamkeit und Barmherzigkeit." Dieses Wort gab Erzbischof Lackner am Ende der Predigt an den neuen Militärbischof weiter.

Nuntius spendete Bischofsweihe
Am Beginn der Weiheliturgie verlas der Ordinariatskanzler Harald Tripp das päpstliche Ernennungsschreiben. Papst Franziskus rief darin den neuen Militärbischof auf, "mit größtem Einsatz den Sieg der Liebe der göttlichen Barmherzigkeit über Tod und Sünde" den anvertrauten Soldaten und ihren Familien zu verkünden.

Nach dem Versprechen des Erwählten erfolgte nach Anrufung der Heiligen die Bischofsweihe, die Erzbischof Zurbriggen durch Handauflegung und Weihegebet spendete. Nach der Salbung wurde dem neuen Militärbischof Evangeliar, Ring, Mitra und Hirtenstab überreicht, die die bischöflichen Aufgaben des Leitens, Lehrens und Heiligens verdeutlichen. Anschließend führte der Apostolische Nuntius den neugeweihten Militärbischof zum Platz des Vorstehers der Weiheliturgie, der auf diese Weise Besitz von der Militärdiözese ergriff.

Zum Zeichen der Aufnahme in die Gemeinschaft der Bischöfe umarmten alle Bischöfe den neuen Militärbischof. Die Bischofsweihe endete mit dem Schlusssegen durch Militärbischof Freistetter.

     

Verteidigungsminister: Militärseelsorge wichtig für Bundesheer
Die Militärseelsorge hat ungeachtet großer gesellschaftlicher Umbrüche einen wichtigen Stellenwert im Bundesheer und ist ein Dienst am Menschen. Das betonte Verteidigungsminister Gerald Klug am Ende der Bischofsweihe von Werner Freistetter im Wiener Neustädter Dom. Der Beruf des Soldaten sei von Extremsituationen geprägt, wo es beim Einsatz für Schutz und Hilfe keine Garantie für eine wohlbehaltene Rückkehr aus diesem gebe. Angesichts dieser Extremsituationen brauche es die Militärseelsorge, so der Minister.

Ausdrücklich ging der Verteidigungsminister auf das vom Zweiten Vatikanischen Konzil geprägten Bild des Soldaten als Diener von Sicherheit, Freiheit und Frieden ein. Die Militärseelsorge stehe heute auch vor der Herausforderung des interreligiösen Dialogs. Der neue Bischof könne dafür aufgrund seiner einschlägigen Erfahrungen und wissenschaftlichen Expertise viel einbringen. Zugleich unterstrich der Bundesminister die Bedeutung des von der Militärseelsorge für die Soldaten durchgeführten lebenskundlichen Unterrichts. Dabei gehe es um ethische Fragen über die Grenzen von Gewaltanwendung und Gehorsam sowie um eine Anleitung zum moralischem Leben.

Am Ende seiner Rede überreichte Minister Klug an Freistetter ein militärisches Dekret zur Ernennung als Militärbischof, damit dieser sein Amt im Bundesheer ausüben kann.

Den hohen Stellenwert der Militärseelsorge unterstrich auch Generalstabschef Othmar Commenda, der sich gleichzeitig gegen mögliche Reduktionen in diesem Bereich aussprach. Zugleich erinnerte der ranghöchste General im Bundesheer daran, dass der Name "Freistetter" im Bundesheer schon seit Jahrzehnten für "Qualität, Integrität, und Loyalität" stehe und verwies dabei auf den bereits verstorbenen Generalstabsoffizier und Vater des neuen Militärbischofs.

 

 

 

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