Mit Information, Motivation und Transparenz Durchimpfungsraten erhöhen
Wien (bpd) - "Eine Debatte zu den ethischen Aspekten des Impfens war bereits überfällig.
Und so haben wir nach der Aufforderung seitens des damaligen Gesundheitsministers ein Stück Neuland betreten",
sagte Christiane Druml, Vorsitzende der Bioethikkommission, am 08.06. bei der Präsentation der aktuellen Empfehlungen
im Bundeskanzleramt. Die beim Bundeskanzleramt eingerichtete Kommission hat mit 1. Juni 2015 eine Stellungnahme
zu den ethischen Aspekten des Impfens verabschiedet, die unter dem Motto "Information, Motivation und Transparenz"
steht. Im Mittelpunkt der dem Expertenpapier vorhergehenden Beratungen standen vor allem jene ethischen Aspekte
des Impfens, die sich auf gefährliche Erkrankungen mit Mensch-zu-Mensch-Übertragung beziehen.
Druml betonte, dass das Nicht-Schadens-Prinzip ein fundamentales Prinzip der Ethik sei: "Es gibt einen ethisch
gebotenen Schutz von vulnerablen Personengruppen, die sich selbst aufgrund ihres Gesundheitszustandes oder Alters
keiner Impfung unterziehen können. Die herausragende Funktion von Impfungen besteht dabei in Form einer Herdenimmunisierung,
wodurch eben solche Gruppen durch eine entsprechende Durchimpfungsrate geschützt wären." Verfassungsrechtlich
wäre eine gesetzlich angeordnete Impfpflicht gegen Infektionserkrankungen mit Mensch-zu-Mensch-Übertragung
möglich, jedoch müsse dabei eine Einzelfallüberprüfung erfolgen.
"Unsere Empfehlungen zielen darauf ab, Schulimpfprogramme auf Kindergärten auszuweiten und bei nicht
ausreichendem Impfschutz aktiv das Gespräch mit den Eltern über Impffragen zu suchen. Im Bereich des
Personals im Gesundheitswesen wurde in der Stellungnahme nicht nur die Durchführung des Impfschutzes gemäß
den bestehenden Empfehlungen der zuständigen Behörden eingefordert, sondern auch eine begründete
Impfpflicht im Sinne des Nicht-Schadens-Prinzips gerechtfertigt", erläuterte Druml einige der zentralen
Punkte im Rahmen der Empfehlungen. Weiters solle die Impfthematik in den Ausbildungscurricula aller Gesundheitsberufe
verankert werden. Und schließlich empfehle man die transparente und effektive Information der Bevölkerung
über mögliche Nebenwirkungen von Impfungen sowie über die mit der Grunderkrankung verbundenen Komplikationen.
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