Arbeitsmarkt: Leichte Beschäftigungserholung
 setzt sich fort

 

erstellt am
09. 06. 15
11.00 MEZ

Bozen (lpa) - Ein Beschäftigungsplus von 0,8 Prozent und eine stabile Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent in den vergangenen 6 Monaten zeigen die Fortsetzung einer leicht positiven Entwicklung auf dem Südtiroler Arbeitsmarkt auf. Bei der Vorstellung des aktuellen Arbeitsmarktberichtes am 8. Juni in Bozen bewerteten Landesrätin Stocker, Abteilungsdirektor Sinn und Amtsdirektor Luther die positiven Signale.

"Es geht langsam aufwärts", sagte Arbeitslandesrätin Martha Stocker, die gemeinsam mit dem Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn und dem Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther den Arbeitsmarktbericht für das erste Semester 2015 präsentiert hat. "Trotzdem können wir uns mit diesem leichtem Wachstum noch nicht zufrieden geben, zumal das Ergebnis ein sehr heterogenes ist und sich nicht auf alle Sektoren, Arbeitnehmergruppen und Bezirke gleich auswirkt", so Stocker. "Unser Südtiroler Beschäftigungsziel für 2020 mit einer Erwerbsquote von 80 Prozent ist vor dem derzeitigem Hintergrund ein ehrgeiziges Projekt und eine große Herausforderung", erklärte Stocker.

"Die Lage ist im Großen und Ganzen positiv, der Arbeitsmarkt hat sich erholt und die Verbesserung der Situation hat angehalten", unterstrich Abteilungsdirektor Sinn. Weiterhin besorgniserregend ist der Arbeitsmarkt im Bauwesen, wo nicht zuletzt durch den Konkurs von fünf Arbeitgebern die Beschäftigungszahlen weiterhin rückläufig sind (- 2 Prozent). "Die leichte Zunahme der gemeldeten Arbeitsstunden der Bauarbeiterkasse lässt jedoch für diesen Sektor auf ein Ende der Schrumpfung der Beschäftigungszahl hoffen", so Sinn. Ein Beschäftigungszuwachs sei hingegen für das verarbeitende Gewerbe zu verzeichnen (+ 1,2 Prozent), wobei die Automobilzulieferer (+ 6,1 Prozent) eine entscheidende Rolle spielen. "Im Bereich Handel wächst die Teilzeitarbeit nicht mehr an", erklärte Abteilungsdirektor Sinn. Zudem könne man dort eine fortschreitende Veralterung der Beschäftigten verzeichnen: Während vor 15 Jahren kaum ältere Arbeitnehmer in diesem Bereich beschäftigt waren, so ist die Zahl der über 50-jährigen im Vergleich zum Zeitraum November 2013 bis April 2014 um 6,9 Prozent gestiegen.

"Die Wintersaison hat – auch aufgrund des günstig gelegenen Osterdatums – mehr Ankünfte und Nächtigungen verzeichnet, was sich mit einem Plus von 3,1 Prozent auch positiv auf die Beschäftigung auswirkte", erklärte Amtsdirektor Luther zum Bereich des Gastgewerbes. Dieser Zuwachs wurde jedoch ausschließlich durch befristete Beschäftigung erzielt (+ 5,9 Prozent), die Dauerarbeitsverhältnisse nahmen hingegen ab (- 1,5 Prozent). Der Amtdirektor verwies auch darauf, dass aufgrund der verstärkten schulischen und universitären Ausbildung Jugendliche immer später in den Arbeitsmarkt einsteigen. Dies werde laut Luther auch von der steigenden Anzahl der Schüler und dem starken Rückgang der jüngsten Arbeitnehmer bestätigt. Die Zahl der Lehrlinge ist zwar um 6,2 Prozent gestiegen, diese Zunahme ist aber auf die neue Lehre (berufsspezialisierende Lehre) zurückzuführen: Diese hat um 57,1 Prozent zugenommen, während die traditionelle Lehre weiter rückläufig ist (- 3,9 Prozent).

"Die Zahl der über 50-jährigen Arbeitnehmer hat hingegen um 8,2 Prozent zugenommen", so Abteilungsdirektor Sinn. Insgesamt sind derzeit 25,5 Prozent der abhängig Beschäftigten über 50 Jahre alt, was aufzeigt, dass der Arbeitsmarkt immer älter wird. Dies ist laut Sinn auf die demographische Entwicklung und die Verlängerung des Arbeitslebens zurückzuführen und habe seine Ursachen auch im Älterwerden von Frauenjahrgängen, deren Beschäftigungsquote jene der vorhergehenden Jahrgänge weit übertrifft.

Abteilungsdirektor Sinn ging zudem auf die Situation in den einzelnen Südtiroler Bezirken ein. "Der Südtiroler Arbeitsmarkt ist nicht homogen, sodass wir im Vinschgau, im Burggrafenamt und im Eisacktal einen positiven Trend beobachten können, während das Unterland und das Wipptal im Vergleich mit den anderen Bezirken eine negative Entwicklung aufzeigen", so Sinn. Im europäischen Kontext gesehen weist Südtirol jedoch eine niedrige Arbeitslosenquote, eine mittelhohe Gesamt- und Frauenerwerbstätigkeitsquote und eine mittelmäßige Erwerbstätigenquote bei den Älteren auf. Im Vergleich mit den angrenzenden Regionen liegt Südtirol bei den wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren zwar besser als das Trentino, aber hinter den Werten Tirols und der Ostschweiz.

Der aktuelle Arbeitsmarktbericht wurde von der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt erstellt und beschreibt die Entwicklungen im Zeitraum von November 2014 bis April 2015. "Die aktuellsten Daten für den Mai zeigen einen Beschäftigungszuwachs von 1,2 Prozent im Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres", erklärte Sinn mit Blick auf die weitere Entwicklung. Es seien 7 Prozent weniger Arbeitslose und 20 Prozent mehr offene Stellen als im Mai 2014 verzeichnet worden, so Sinn.

 

 

 

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