Bozen (lpa) - Ein Beschäftigungsplus von 0,8 Prozent und eine stabile Arbeitslosenquote von 4,6 Prozent
in den vergangenen 6 Monaten zeigen die Fortsetzung einer leicht positiven Entwicklung auf dem Südtiroler
Arbeitsmarkt auf. Bei der Vorstellung des aktuellen Arbeitsmarktberichtes am 8. Juni in Bozen bewerteten Landesrätin
Stocker, Abteilungsdirektor Sinn und Amtsdirektor Luther die positiven Signale.
"Es geht langsam aufwärts", sagte Arbeitslandesrätin Martha Stocker, die gemeinsam mit dem
Direktor der Landesabteilung Arbeit Helmuth Sinn und dem Direktor des Landesamtes für Arbeitsmarktbeobachtung
Stefan Luther den Arbeitsmarktbericht für das erste Semester 2015 präsentiert hat. "Trotzdem können
wir uns mit diesem leichtem Wachstum noch nicht zufrieden geben, zumal das Ergebnis ein sehr heterogenes ist und
sich nicht auf alle Sektoren, Arbeitnehmergruppen und Bezirke gleich auswirkt", so Stocker. "Unser Südtiroler
Beschäftigungsziel für 2020 mit einer Erwerbsquote von 80 Prozent ist vor dem derzeitigem Hintergrund
ein ehrgeiziges Projekt und eine große Herausforderung", erklärte Stocker.
"Die Lage ist im Großen und Ganzen positiv, der Arbeitsmarkt hat sich erholt und die Verbesserung der
Situation hat angehalten", unterstrich Abteilungsdirektor Sinn. Weiterhin besorgniserregend ist der Arbeitsmarkt
im Bauwesen, wo nicht zuletzt durch den Konkurs von fünf Arbeitgebern die Beschäftigungszahlen weiterhin
rückläufig sind (- 2 Prozent). "Die leichte Zunahme der gemeldeten Arbeitsstunden der Bauarbeiterkasse
lässt jedoch für diesen Sektor auf ein Ende der Schrumpfung der Beschäftigungszahl hoffen",
so Sinn. Ein Beschäftigungszuwachs sei hingegen für das verarbeitende Gewerbe zu verzeichnen (+ 1,2 Prozent),
wobei die Automobilzulieferer (+ 6,1 Prozent) eine entscheidende Rolle spielen. "Im Bereich Handel wächst
die Teilzeitarbeit nicht mehr an", erklärte Abteilungsdirektor Sinn. Zudem könne man dort eine fortschreitende
Veralterung der Beschäftigten verzeichnen: Während vor 15 Jahren kaum ältere Arbeitnehmer in diesem
Bereich beschäftigt waren, so ist die Zahl der über 50-jährigen im Vergleich zum Zeitraum November
2013 bis April 2014 um 6,9 Prozent gestiegen.
"Die Wintersaison hat – auch aufgrund des günstig gelegenen Osterdatums – mehr Ankünfte und Nächtigungen
verzeichnet, was sich mit einem Plus von 3,1 Prozent auch positiv auf die Beschäftigung auswirkte", erklärte
Amtsdirektor Luther zum Bereich des Gastgewerbes. Dieser Zuwachs wurde jedoch ausschließlich durch befristete
Beschäftigung erzielt (+ 5,9 Prozent), die Dauerarbeitsverhältnisse nahmen hingegen ab (- 1,5 Prozent).
Der Amtdirektor verwies auch darauf, dass aufgrund der verstärkten schulischen und universitären Ausbildung
Jugendliche immer später in den Arbeitsmarkt einsteigen. Dies werde laut Luther auch von der steigenden Anzahl
der Schüler und dem starken Rückgang der jüngsten Arbeitnehmer bestätigt. Die Zahl der Lehrlinge
ist zwar um 6,2 Prozent gestiegen, diese Zunahme ist aber auf die neue Lehre (berufsspezialisierende Lehre) zurückzuführen:
Diese hat um 57,1 Prozent zugenommen, während die traditionelle Lehre weiter rückläufig ist (- 3,9
Prozent).
"Die Zahl der über 50-jährigen Arbeitnehmer hat hingegen um 8,2 Prozent zugenommen", so Abteilungsdirektor
Sinn. Insgesamt sind derzeit 25,5 Prozent der abhängig Beschäftigten über 50 Jahre alt, was aufzeigt,
dass der Arbeitsmarkt immer älter wird. Dies ist laut Sinn auf die demographische Entwicklung und die Verlängerung
des Arbeitslebens zurückzuführen und habe seine Ursachen auch im Älterwerden von Frauenjahrgängen,
deren Beschäftigungsquote jene der vorhergehenden Jahrgänge weit übertrifft.
Abteilungsdirektor Sinn ging zudem auf die Situation in den einzelnen Südtiroler Bezirken ein. "Der Südtiroler
Arbeitsmarkt ist nicht homogen, sodass wir im Vinschgau, im Burggrafenamt und im Eisacktal einen positiven Trend
beobachten können, während das Unterland und das Wipptal im Vergleich mit den anderen Bezirken eine negative
Entwicklung aufzeigen", so Sinn. Im europäischen Kontext gesehen weist Südtirol jedoch eine niedrige
Arbeitslosenquote, eine mittelhohe Gesamt- und Frauenerwerbstätigkeitsquote und eine mittelmäßige
Erwerbstätigenquote bei den Älteren auf. Im Vergleich mit den angrenzenden Regionen liegt Südtirol
bei den wichtigsten Arbeitsmarktindikatoren zwar besser als das Trentino, aber hinter den Werten Tirols und der
Ostschweiz.
Der aktuelle Arbeitsmarktbericht wurde von der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt erstellt und beschreibt
die Entwicklungen im Zeitraum von November 2014 bis April 2015. "Die aktuellsten Daten für den Mai zeigen
einen Beschäftigungszuwachs von 1,2 Prozent im Vergleich zum Mai des vergangenen Jahres", erklärte
Sinn mit Blick auf die weitere Entwicklung. Es seien 7 Prozent weniger Arbeitslose und 20 Prozent mehr offene Stellen
als im Mai 2014 verzeichnet worden, so Sinn.
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