Graz/Wien (bmi) - Ein Mann fuhr am 20.06. mit seinem Geländewagen mit hoher Geschwindigkeit in der Grazer
Innenstadt Menschen an. Drei Menschen wurden nach ersten Informationen getötet, weitere 34 verletzt. Der mutmaßliche
Täter wurde festgenommen. Innenministerin Mikl-Leitner ist bestürzt.
Graz steht still, das Rathaus ist schwarz beflaggt. Die Innenstadt ist abgesperrt, öffentliche Verkehrsmittel
sind eingestellt. Ein 26-jähriger Mann raste am gegen Mittag, mit hoher Geschwindigkeit auf Passanten am Gehsteig
zu und stieß sie nieder, er fuhr Radfahrer nieder – offensichtlich alles in voller Absicht. Vor der Polizeiinspektion
Schmidplatz endete seine Fahrt. Er wurde festgenommen. Der Täter hatte nach ersten Informationen drei Menschen
getötet, 34 verletzt, zehn davon schwer. Die Fahrt hatte mehrere Minuten gedauert.
Der 26-Jährige machte auf die Polizisten einen verwirrten Eindruck. Über den Hintergrund und die Motive
der Tat ist noch nichts bekannt. Innenministerin Mag.a Johanna Mikl-Leitner sagte, sie sei zutiefst betroffen.
"Unsere Gedanken sind jetzt vor allem bei den Opfern und ihren Hinterbliebenen", sagte die Innenministerin.
Die Betreuung der Betroffenen und ihrer Angehöriger stehe jetzt an erster Stelle. Die Polizei arbeitet an
der Aufklärung der Tat.
"Die Grazer Innenstadt ist wie eine offene Wunde", sagte Mikl-Leitner sichtlich bewegt. "Es ist
einfach unfassbar, was hier passiert ist. Es ist nicht entschuldbar." Sie fühle sich betroffen wie die
gesamte Stadt Graz, ihre Gedanken seien bei den Familien der Opfer und der Betroffenen.
Mikl-Leitner verharrte in Begleitung von Landespolizeidirektor Josef Klamminger, dessen Stellvertreter Manfred
Komericky und Stadtpolizeikommandant Kurt Kemeter vor der Stadtpfarrkirche und der Bank in der Herrengasse, wo
ein Kind und ein Frau ihr Leben verloren hatten, und legte weiße Rosen nieder.
Die Innenministerin sprach mit Augenzeugen und einem Arzt, der wie viele andere in der Innenstadt unmittelbar nach
der Amokfahrt den Opfern Erste Hilfe geleistet hatte. Sie lobte die Zusammenarbeit zwischen den Einsatzorganisationen
und sagte, auch bei den Einsatzkräften seien viele Menschen immer noch betroffen und schockiert. Sie werden
vom psychologischen Dienst des Innenministeriums und vom Peer Support fachpsychologisch unterstützt. "Polizei
und Rettungskräfte haben in einer ausgesprochen schwierigen Situation ausgesprochen professionell gearbeitet.
Der Täter konnte rasch in Gewahrsam genommen werden", sagte die Innenministerin.
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Die Grazer Stadtregierung äußert sich einstimmig
Graz (stadt) - Die Amokfahrt eines Einzeltäters durch die Grazer Innenstadt forderte am Samstag,
20. Juni 2015 drei Menschenleben, 36 Personen wurden zum Teil schwer verletzt. Hunderte PassantInnen und Geschäftsleute
und deren MitarbeiterInnen erlitten einen schweren Schock. Der Täter befindet sich in Polizeigewahrsam; die
Staatsanwaltschaft hat nach Abschluss der unmittelbaren Tatortarbeiten der Polizei die Ermittlungen aufgenommen.
Graz trauert
Ganz Graz trauert mit den Familien und FreundInnen jener drei Menschen, die durch die Amokfahrt ihr Leben verloren
haben. Ebenso sind die Grazerinnen und Grazer in Gedanken bei allen Personen, die durch diese Wahnsinnstat körperlich
oder seelisch verletzt wurden.
Diese Woche soll in Graz in besonderer Weise der Trauerarbeit und Aufarbeitung der schrecklichen Geschehnisse gewidmet
sein. Ein elektronisches Kondolenzbuch wurde noch am 20. Juni eingerichtet. Darüber hinaus besteht seit Sonntag,
21. Juni, für eine Woche die Möglichkeit, sich vor Ort im Eingangsbereich des Rathauses in ein Kondolenzbuch
einzutragen. MitarbeiterInnen des Kriseninterventionsteams sind von Montag, 22. Juni, bis Samstag, 27. Juni, jeweils
von 8 bis 20 Uhr im Rathaus und stehen für alle Personen, die Unterstützung benötigen, zur Verfügung.
Zahlreiche Veranstaltungen wurden bzw. werden abgesagt.
Gemeinsam mit dem Land Steiermark sowie den Religionsgemeinschaften wird für Sonntag, 28. Juni, in den Abendstunden
ein Trauerzug durch die Innenstadt organisiert, der die durch den Amokfahrer gezogene Spur der Verwüstung
und des Leids durch eine Spur der Menschlichkeit und des Mitgefühls überschreiben soll. Die genaue Uhrzeit
und Route dieses Trauerzugs mit Abschluss auf dem Grazer Hauptplatz werden noch bekannt gegeben.
Graz dankt
Der Grazer Stadtregierung ist es ein besonderes Anliegen, allen Menschen, die am 20. Juni geholfen haben, aufrichtig
zu danken - dazu zählen vorrangig:
- alle GrazerInnen sowie Gäste unserer Stadt, die spontan und beherzt Erste
Hilfe geleistet haben,
- alle Innenstadtkaufleute, ihre MitarbeiterInnen und KundInnen, die sich um Verletzte
gekümmert haben,
- alle Einsatzorganisationen,
- das Kriseninterventionsteam des Landes Steiermark,
- die Diözese Graz-Seckau sowie insbesondere die Stadtpfarre zum Heiligen
Blut,
- die MitarbeiterInnen des Hauses Graz und des Landes Steiermark.
Graz blickt nach vorn
Als Grazer Stadtregierung stellen wir uns geschlossen an die Seite der Opfer und ihrer Angehörigen und trauern
mit ihnen. Wir haben jetzt die gemeinsame Verantwortung, zusammenzurücken, Trauerarbeit zu unterstützen
und Betroffenen zu helfen. Mit aller Vehemenz distanzieren wir uns von jenen - Medien, PolitikerInnen und Privatpersonen
-, die aus dieser Wunde Kapital schlagen und die Gesellschaft bewusst spalten wollen. Als Gesellschaft sind wir
aufgerufen, individuelle Not mit mehr Sensibilität wahrzunehmen, den Menschen in unserem Umfeld besser zuzuhören
und da zu sein, wenn wir gebraucht werden.
Angesichts der Solidarität und der Anteilnahme, die seit der Amokfahrt deutlich spürbar werden, sind
wir zuversichtlich, dass dies in Graz gelingt.
Die Erklärung wurdevon allen Mitgliedern des Stadtsenats und allen im Grazer Gemeinderat vertretenen Fraktionen
unterfertigt.
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