Wien (bmi) - Der Hans-Maršálek-Preis für herausragende Leistungen in der Gedenk-, Erinnerungs- und
Bewusstseinsarbeit wurde heuer zum ersten Mal verliehen. Ausgezeichnet wurden die Organisatoren des Projekts "Stollen
der Erinnerung" sowie Gudrun Blohberger und Lisa Rettl für ihr Engagement in der Gedenkstätte Peršmanhof.
In der NS-Diktatur wurden Tausende Menschen in Steyr unter unmenschlichen Bedingungen für den Stollenbau und
in anderen Bereichen zur Arbeit gezwungen. Das Mauthausen Komitee Steyr hat mit dem Museumsprojekt "Stollen
der Erinnerung" dazu beigetragen, diese Zeit in das Bewusstsein der Menschen zu rufen. Das Projekt "Stollen
der Erinnerung" wurde am 15.06. im Bundeskanzleramt in Wien mit dem Hans-Maršálek-Preis ausgezeichnet.
Der zweite Preis wurde an Mag. Gudrun Blohberger, pädagogische Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen,
und an die Historikerin und Ausstellungskuratorin Dr. Lisa Rettl vergeben. Sie erhielten die Auszeichnung für
ihr Engagement in der Gedenkstätte Peršmanhof in Bad Eisenkappel/Železna Kapla in Südkärnten. Die
Gedenkstätte Peršmanhof auf 1.000 Metern Seehöhe erinnert an die Geschichte der slowenischen Volksgruppe
während der Zeit des Nationalsozialismus, insbesondere an die Ermordung von elf Angehörigen der Bauernfamilien
Sadovnik und Kogoj durch Angehörige eines SS- und Polizeibataillons. Die Familien unterstützten den Widerstand
der Partisanen gegen das Nazi-Regime. Blohberger und Rettl initiierten darüber hinaus ein Forschungsprojekt
zum Thema Widerstandskampf und publizierten ein Buch mit dem Titel "Peršman".
Hans-Maršálek-Preis
Das Mauthausen Komitee Österreich und die Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen stiften den Hans-Maršálek-Preis
für herausragende Leistungen in der Gedenk-, Erinnerungs- und Bewusstseinsarbeit. Hans Maršálek (1914
– 2011) wurde 1941 wegen illegaler politischer Tätigkeit von der Gestapo verhaftet und nach längerer
Gestapo-Haft im Herbst 1942 in das Konzentrationslager Mauthausen deportiert. In seiner Funktion als zweiter Lagerschreiber
konnte er Mithäftlingen helfen, indem er kranke und schwache Häftlinge anderen Kommandos zuteilte und
sich am Widerstand innerhalb des Lagers beteiligte. Nach seiner Befreiung kam Maršálek nach Wien zurück
und trat in den Polizeidienst ein. 1963 wurde er vom Bundesministerium für Inneres damit betraut, in der KZ-Gedenkstätte
Mauthausen ein Museum einzurichten. Er war Vorstandsmitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft Mauthausen
und Mitglied des Comité International de Mauthausen. 2009 erhielt Hofrat Maršálek in Anerkennung
seiner herausragenden Verdienste um die wissenschaftliche und publizistische Aufarbeitung der Geschichte der Konzentrationslager
Mauthausen und Gusen sowie für seinen Widerstand gegen das NS-Regime von der Johannes-Kepler-Universität
Linz das Ehrendoktorat verliehen.
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