|
||
Lena Lapschina "Home Alone" |
|
erstellt am |
Von 18.06. bis 08.07.2015 Ausstellungsbrücke im Niederösterreichischen Landhaus Die sprachlose Kommunikation basiert allein auf der erwarteten nichtreflexiven Nachahmung des oft sehr unsinnigen Vorgeführten. Dr. Lapschina zeigt ihre Vorführung meist en face oder en profil, ist oft durch eine Vermummung entfremdet, die Handlung ist also formalisiert und in ihrer konstruierten Künstlichkeit verdeutlicht. Die Videos sind auf den ersten Blick witzig, auf den zweiten offenbart sich hinter dem belustigenden Moment ein Sarkasmus, der nur trügerisch verpackt ist: Das sympathisch Tollpatschige ist unterschwellig eine abgezielte Groteske, deren hintergründige Kritik und spöttische Anspielungen über das moralisch Liebenswerte des russischen Märchenhelden Iwan oder der ungelenken Missgeschicke von Stan Laurel und Oliver Hardy weit hinausreichen. Lena Lapschina ironisiert und karikiert nicht nur gesellschaftliche Rollenspiele, hierarchische Systeme und den von profitorientierter Konsum- und Marktwirtschaft gesteuerten und oktroyierten, allerdings global naiv befolgten Fitnesszwang und betriebenen Schönheitswahn, den sie allerorts auf ihren diversen Auslandsaufenthalten beobachtet hat. Der Gymnastik-Parcours wird auch zu einem Paradeplatz - so wird der Turnkurs im Burgenland zu stumpfsinnigem Militarismus verzerrt, er spielt sich zwischen den Wahrzeichen von Katholizismus und Patriotismus, zwischen Heiligenstatue und Rot-Weiß-Roter Fahne ab. Die schwarze Vermummung der Dr. Lapschina und ihres Kompagnons potenziert sowohl die Absurdität der seltsamen Gebärden mit Snowboard vor dem Maisfeld im sommerlichen Burgenland als auch die gruselige Präsenz des subtil erzeugten Unbehagens. In "Get Fit With Dr. Lapschina" ist das Publikum aufgefordert, das vorgeführte Programm nach der Anleitung mitzuvollziehen. Ähnlich unpassende Geräte wie im Video stehen im Ausstellungsraum zu Verfügung. Der Besucher wird nicht nur selbst in dem interaktiven Spiel zum Ausstellungsstück der Ausstellung, sondern gerade im Akt der Wiederholung des Absurden sucht Lena Lapschina beim Besucher ein amüsiertes, aber dennoch kritisches Reflektieren des Kontextes und Hinterfragen des eigene Handelns zu provozieren. Im zweiten Ausstellungsraum ist ein Environment installiert: eine Wohnsituation, wie sie im Westen, im Osten, nördlich und südlich zu finden ist. Von der globalen Charakteristik nützlich zu sein ohne eine eigene Charakteristik aufzuweisen. Ein durchschnittliches Sofa, ein bisschen Dekoration, ein bisschen Technik - eine Überwachungskamera ist unentbehrlich, Kunst ist obsolet. Im dritten Raum präsentiert Lena Lapschina Vitrinen mit spezifischen Fundstücken, es ist ein Museum der Verweise und der hinterlistigen Anspielungen auf nationale Lebensweisen und - gewohnheiten. Abgeschlossen wird diese Ausstellung mit einer Bar, an der sich Getränke nach russischer Tradition genießen lassen, um diese Kunst-Ausstellung ohne Kunst zu verdauen. Denn die hat Lena Lapschina bewusst ausgelassen - und das ist nicht nur sarkastisch gemeint. Durch ihre Abwesenheit soll indirekt auf des Potenzial von Kunst verwiesen werden, Fragen nach dem Stellenwert und der Relevanz von Kunst in unserer alltäglichen Umgebung wie im Museum sollen aufgeworfen werden. |
||
|
|
|
Allgemeine Informationen finden Sie hier > |
|
|
|
|
|
|
||
|
|
|
Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at |
||
|
|
|