Stadtregionen wachsen, periphere Regionen verlieren Einwohner – stärkste Alterung in peripheren
Abwanderungsbezirken
Wien (statistik austria) - Wie bisher wird auch in Zukunft die Bevölkerungszahl Österreichs insgesamt
wachsen. Laut der kleinräumigen Bevölkerungsprognose ("ÖROK-Prognose") von Statistik Austria
sind jedoch starke Zuwächse fast ausschließlich in den großen Städten und deren Umland zu
erwarten. In den peripheren Regionen des Landes ist hingegen mit Bevölkerungsrückgängen zu rechnen.
Bevölkerungswachstum vorwiegend durch Zuwanderung
Das künftige Bevölkerungswachstum Österreichs wird, wie in der Vergangenheit, hauptsächlich
auf Zuwanderung beruhen. Im Zeitraum von 2014 bis 2030 werden insgesamt lediglich um 39.000 mehr Geburten als Sterbefälle
erwartet. Die Wanderungsbilanz (internationale Zuwanderung minus Abwanderung) fällt hingegen mit +667.000
rund siebzehnmal höher aus. Ohne Zuwanderung wären die künftigen Geburtenbilanzen jedoch negativ.
Das prognostizierte Bevölkerungswachstum Österreichs zwischen 2014 und 2030 um 706.000 Personen – von
8,5 Mio. auf 9,2 Mio. – ist somit zu 94,5% auf Wanderungsgewinne und nur zu 5,5% auf Geburtenüberschüsse
zurückzuführen.
Stärkstes Wachstum in den Stadterweiterungsgebieten Wiens
In erster Linie gewinnen die städtischen Regionen stark an Bevölkerung. Dazu zählen die meisten
Wiener Gemeindebezirke sowie die an Wien angrenzenden Regionen Niederösterreichs, aber auch die Landeshauptstädte
und deren Umland, insbesondere Innsbruck, Graz und Eisenstadt. Am stärksten wird die Bevölkerung bis
2030 aufgrund der Stadterweiterungsgebiete in den Wiener Gemeindebezirken Donaustadt (+27,2%) und Floridsdorf (+22,1%)
am linken Donauufer zunehmen. Auch für die beiden Wiener Gemeindebezirke Leopoldstadt (+20,0%) und Favoriten
(+21,5%) sowie für die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck (ebenfalls +21,5%) wird bis dahin ein Bevölkerungswachstum
von einem Fünftel und mehr prognostiziert.
Sinkende Bevölkerungszahlen in peripheren Abwanderungsgebieten
Die Regionen mit den stärksten Bevölkerungsverlusten sind in der obersteirischen Mur-Mürz-Furche,
in Kärnten abseits des Zentralraumes Klagenfurt-Villach sowie im nördlichen Waldviertel zu finden. Es
handelt sich dabei um eher periphere Regionen mit schwächerer Wirtschaftsstruktur, die mit höherer Abwanderung
und Geburtendefiziten zu kämpfen haben. Unter den dreizehn Regionen mit einem Bevölkerungsrückgang
von mehr als 5% bis 2030 befinden sich die fünf obersteirischen Bezirke Murau (-11,3%), Leoben (-7,8%), Bruck-Mürzzuschlag
(-7,1%), Murtal (-6,7%) und Liezen (-5,1%) sowie die vier Kärntner Bezirke Hermagor (-9,5%), Spittal an der
Drau (-8,0%), Sankt Veit an der Glan (-7,4%) und Wolfsberg (-7,3%). Weiters zählen zu dieser Gruppe die Bezirke
Zwettl und Waidhofen an der Thaya (jeweils -6,2%) und Gmünd (-5,7%) im niederösterreichischen Waldviertel
sowie der Salzburger Lungau, Bezirk Tamsweg, mit -6,7%.
Zahl der im Ausland Geborenen steigt, im Inland geborene Bevölkerung gleichbleibend
Infolge der Zuwanderung steigt auch die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung bis 2030 von dzt. 1,4
Mio. um 42% auf 2,0 Mio. an, während die Zahl der im Inland geborenen Bevölkerung bei etwa 7,1 Mio. relativ
konstant bleibt. Während künftig die Zahl der im Ausland Geborenen bundesweit in allen Regionen Österreichs
mehr oder weniger stark zunehmen wird, ist ein Anstieg der im Inland Geborenen nur in den starken Wachstumsregionen
zu erwarten. Dort, wo die Bevölkerungszahl schrumpft, nimmt ausschließlich die Zahl der im Inland geborenen
Personen ab.
|
Bis 2030 werden Zahl und Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 und mehr Jahren in Österreich stark
ansteigen. Wie die von Statistik Austria im Auftrag der Österreichischen Raumordnungskonferenz berechnete
kleinräumige Bevölkerungsprognose ("ÖROK-Prognose") zeigt, wird der deutlichste Zuwachs
von Menschen dieser Altersgruppe in der Region Urfahr-Umgebung (+60,4%) erwartet, gefolgt von Salzburg-Umgebung,
Imst und Wien Neubau. Die vorerst stagnierende Zahl junger Menschen bis 19 Jahren wird österreichweit bis
2030 steigen, am stärksten in Wien; jene der Personen im Haupterwerbsalter von 20 bis 64 Jahren wächst
zunächst, sinkt aber ab 2021 wieder.
Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahren wird wieder steigen, außer in peripheren Regionen
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahren wird vorerst stagnieren, aber künftig leicht steigen. 2014
wurden österreichweit 1,69 Mio. Kinder und Jugendliche gezählt, 2030 werden es mit 1,78 Mio. um 5,1%
mehr sein. In Wien wird es bis 2030 um 16,1% mehr Kinder und Jugendliche geben, aber auch in den Landeshauptstädten
Innsbruck, Graz und Linz werden künftig deutlich mehr Kinder und Jugendliche leben als heute. Stark sinken
wird hingegen die Bevölkerungszahl der unter 20-Jährigen in den peripheren Abwanderungsregionen Österreichs,
wie beispielsweise in Osttirol mit -19,7%. In Summe sind es 18 der 122 Prognoseregionen Österreichs, für
die bis 2030 ein Minus der unter 20-jährigen Bevölkerung von mehr als 10% prognostiziert wird.
Erwerbspotenzial (20- bis 64-Jährige) steigt bis 2021, sinkt danach wieder
Die Zahl der Personen im Haupterwerbsalter (20 bis 64) wird hingegen nicht über den gesamten Prognosezeitraum
bis 2030 steigen. Ausgehend von den 5,26 Mio. 20- bis 64-Jährigen 2014 wird das Maximum 2021 mit 5,45 Mio.
erreicht (+3,3%). Danach sinkt das Erwerbspotenzial, da in den 2020er-Jahren mehr Menschen vom Erwerbs- ins Pensionsalter
wechseln als im jüngeren Alter bzw. durch Zuwanderung hinzukommen. Somit wird die Zahl der 20- bis 64-Jährigen
2030 mit 5,30 Mio. lediglich um 0,7% höher sein als 2014. Die Bevölkerung im Erwerbsalter wird bis zum
Jahr 2030 nur in 48 der 122 Prognoseregionen steigen. In den städtischen Regionen ist zuwanderungsbedingt
mit einem weiteren Plus an Erwerbspotenzial zu rechnen, während in den ländlichen, oftmals auch peripheren
Bezirken die Zahl der 20- bis 64-Jährigen sinkt. Beim prognostizierten Rückgang des Erwerbspotenzials
steht der steirische Bezirk Murau mit -22,5% an der Spitze, gefolgt von weiteren Bezirken der Steiermark, Kärntens
und des Waldviertels sowie vom Lungau. Gemeinsam ist diesen Prognoseregionen, dass hier der erwartete Rückgang
der 20- bis 64jährigen Bevölkerung mehr als 15% beträgt.
Starke Zuwächse bei Bevölkerung im Pensionsalter von 65 und mehr Jahren
Das Wachstum der Bevölkerungsgruppe im Alter von 65 und darüber wird sich auch in Zukunft fortsetzen.
In erster Linie wird diese Entwicklung durch den Wechsel starker Generationen ins Pensionsalter verursacht. In
den vergangenen Jahren waren dies die Geburtsjahrgänge um 1940, in absehbarer Zeit sind es die Baby-Boom-Jahrgänge
der 1950er und 1960er Jahre, die bis 2030 bereits größtenteils über 65 Jahre alt sein werden. Auch
die stetig steigende Lebenserwartung führt dazu, dass künftig immer mehr Menschen ein höheres Alter
erreichen.
2014 waren österreichweit 1,56 Mio. Menschen im Alter von 65+. Bis 2030 steigt ihre Zahl auf 2,14 Mio., das
sind um 37,5% mehr als 2014. In drei Wiener Bezirken (Innere Stadt, Hietzing und Döbling) wird sie allerdings
zu diesem Zeitpunkt geringfügig niedriger sein als 2014 (siehe Karte). Hier zählen die Anteile der über
65-Jährigen mit rund 25% derzeit bereits zu den höchsten aller Bezirke.
In allen anderen Prognoseregionen Österreichs wird die Zahl der Bevölkerung im Pensionsalter bis 2030
um mehr als 10% steigen. Bei insgesamt 18 der 122 Prognoseregionen wird die Zahl der Über-65-Jährigen
bis 2030 sogar um mehr als die Hälfte zunehmen, Spitzenreiter ist hier die Region Urfahr-Umgebung mit 60,4%,
gefolgt von Salzburg-Umgebung (+58,9%), Imst und Wien Neubau (jeweils +58,8%)
|